1. Samuel 4 (7. + 8. August)

In den ersten drei Kapitel hatten wir es davon, dass der „innere Zirkel um Gott“ begonnen hatte, auf eigene Rechnung zu arbeiten und nicht mehr auf die Weisungen Gottes hörte. Es ist nur folgerichtig, dass dies dann früher oder später aufs Volk durchschlägt.

Aus einem an dieser Stelle nicht näher beschriebenen Grund hatten die Israeliten entschieden, gegen die Philister in den Krieg zu ziehen. Vor allem steht an dieser Stelle aber nicht, dass Gott sie in diesen Krieg geschickt hätte, wie beispielsweise damals, als sie das gelobte Land in Besitz nehmen sollten.

Ganz offensichtlich tat er das nicht, denn die Israeliten beziehen eine ordentliche Tracht Prügel, die sich gewaschen hat. 4000 Mann kommen ums Leben.

Statt nun in sich zu gehen und vielleicht doch mal oben nachzufragen, entscheiden sie sich für einen anderen Weg. Hatte Gott nicht irgendwann einmal gesagt, er würde sie in die Schlacht begleiten, wenn sie die Bundeslade vor sich hertrügen? Also, die Bundeslade muss her!

Hier ertönt der Fehlerpieps! Nachdem sich die Israeliten beim ersten Mal geweigert hatten, das Land in Besitz zu nehmen, hatte Gott ihnen – als sie es dann doch wagen wollten – gesagt, dass ihnen die Bundeslade nichts nützen wird, denn er wäre jetzt nicht mehr bei ihnen. In der anschließenden Schlacht wurden sie so tief in die Wüste getrieben, dass die Rückkehr zum gelobten Land 40 Jahre dauerte.

Die Bundeslade ist ein Symbol der Macht Gottes, sie hat keine Zauberkraft. Das hätte ihnen daher klar sein müssen!

Doch das Volk hört nicht und hat auch nichts gelernt. Schnell kommen die beiden Söhne Elis mit der Bundeslade an die Front geeilt – und beziehen noch mehr Prügel als beim ersten Anlauf. Dieses Mal sterben 30000 Mann, darunter auch Hophni und Pinehas. Der von Gott angedrohte Fluch über das Haus Elis hat begonnen. Um die Demütigung komplett zu machen, nehmen ihnen die Philister auch noch die Bundeslade weg.

Als Eli vom Tod der Söhne berichtet wird, bleibt er äußerlich ungerührt und fragt nach dem Verbleib der Bundeslade. Dass ihnen dieses Symbol des Bundes mit ihrem Gott geraubt wurde, bricht ihm allerdings buchstäblich das Genick. Eli stirbt mit 98 Jahren. Durch den Tod Elis und seiner Söhne rückt der Epraititer Samuel, mangels aktueller Alternativen, zum Hohepriester auf. Gott hat in seiner Kirche die erste Strukturreform der Geschichte durchgeführt.

Als die Frau Pinehas vom Tod ihres Mannes erfährt, setzen vom Schock die Wehen ein und sie gebiert einen Sohn, den sie Ikabod – das heißt „Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen“ – nennt. Dann stirbt auch sie.

Eine Sache können wir aus Kapitel 4 lernen:

Wenn wir die Symbole, die Gott uns zum Zeichen des Bundes mit ihm gegeben hat über Gott stellen, sie also selbst zu Göttern erheben (oder uns gar selbst Symbole schaffen und ihnen quasi göttlichen, also unantastbaren Status verleihen), dann wird Gott diesen Missbrauch strafen, indem er uns diese Symbole unserer Macht wegnimmt.

Wieso „Symbole unserer Macht“? Anders als Gott, sind Symbole – heute würde man vielleicht sagen die Sakramente, die christliche Gemeinde (Kirche) oder, eine gute Stufe drunter, das Kirchenrecht – irdische Dinge, die wir kontrollieren und über die wir Kontrolle ausüben können. Das ist kein Problem, solange wir in ihnen nur greifbare Zeichen des nicht greifbaren, aber in allem Genannten gegenwärtigen Gottes sehen. Wenn wir ihnen aber selbst göttliche Macht einräumen, sie vielleicht gar für unantastbar und unveränderlich ansehen, dann nur zu dem Zweck, dass wir diese Macht kontrollieren und durch sie über andere Macht ausüben können – sie werden damit zu Symbolen unserer Macht. Dann führen uns diese Symbole nicht mehr hin zu Gott, sondern von ihm weg. Und in dem Punkt ist Gott eindeutig und unmissverständlich: Alles was von ihm wegführt, führt in den Tod. Entsprechend hart wird jeweils seine Reaktion sein.

Im Krieg gegen die Philister war der Tod der 30000 Kämpfer die Folge dieses Handelns (nicht die Strafe!) und der Verlust der Bundeslade die geeignete Erziehungsmaßnahme des von seinem Volk und seinen Priestern unbeachteten Gottes.

Anmerkung: Durch die Berufung Samuels zum Hohepriester ändert Gott selbst das von ihm erlassene allererste Kirchenrecht, das besagte, dass nur Nachfahren Aarons Hohepriester werden dürfen. Wenn Gott das von ihm erlassene Kirchenrecht ändert, weil es nicht mehr zur Situation passt, sollten das dann nicht auch diejenigen hinbekommen, die sich als „durch die Weihe Ihm gleichgestaltet“ bezeichnen?

1. Samuel 4 >>