2. Samuel 2 (1. + 2. Oktober)

Auch David wird von den Wirren dieses Zeitabschnitts nicht verschont bleiben, doch in dieser Situation fragt er nun Gott, was er als nächstes tun soll. Der schickt ihn nach Hebron, einem Ort in Juda. Die Männer des Stammes Juda salben David zu ihrem König. Als er erfährt, dass die Männer von Jabes-Gilead unter Einsatz ihres Lebens für ein würdiges Begräbnis des toten Königs von Israel gesorgt haben, schickt er Boten dorthin, um den Menschen seine Ehre zu erweisen.

Doch auch wenn David von Gott zum König über Israel erwählt und nun bereits zum König über Juda ernannt wurde, ist die Geschichte für ihn noch nicht ausgestanden; es tauchen ganz neue, sehr ernste Probleme am Horizont auf.

Der Waffenträger und Vertraute des alten Königs Saul entkam dem Krieg und ist seinem alten Herrn nach wie vor treu. Er ernennt Ischboseth, einen Sohn Sauls zu dessen Nachfolger und somit zum König über Israel. Waren die drei Söhne Sauls nicht mit ihm im Kampf gegen die Philister gestorben? Nun taucht ein vierter Sohn auf, da kommen natürlich Fragen über dessen Herkunft auf, die in der Bibel aber nicht beantwortet werden. Vielleicht gibt sein Name, der soviel wie „Mann der Schande“ bedeutet aber einen diskreten Hinweis.

Die Zeitangaben über die Regentschaft Ischboseth über Israel und Davids über Juda zeigen aber, dass Ischboseth erst etwa fünf Jahre nach David zum König ernannt wurde. Hier zettelt Abner also offensichtlich ganz bewusst einen Bürgerkrieg an, der auch bald nach der Ernennung beginnt. Abner und die Knechte Ischboseths treffen sich mit Joab, dem Vertrauten Davids, und dessen Soldaten am Teich von Gibeon zum Kampf.

Im direkten Kampf zwischen Abner und Asahel, einem Sohn Zerujas, zieht Asahel den Kürzeren, kommt durch die Hand Abners zu Tode und entfacht damit eine Blutfehde zwischen den beiden Häusern. Doch zunächst endet der Krieg zwischen Israel und Juda vorübergehend, so dass Zeit für die Bestattung der Toten bleibt.

In diesem Kapitel ist David keine aktiv handelnde Person. Alle Entscheidungen und Aktionen gehen von den Feldherren Abner und Joab aus. Hieraus kann geschlossen werden, dass Abner Ischboseth ganz bewusst zum König krönte, weil er in Treue zu seinem alten Herrn Saul einen neuen Dienstherren brauchte, in dessen Namen er den Kampf fortführen konnte. Ischboseth war offensichtlich nur die Marionette seines Feldherrn. Joab scheint ebenfalls ohne ausdrücklichen Befehl seines Herrn gehandelt zu haben.

Was man David an dieser Stelle freilich vorwerfen kann ist Untätigkeit. Wann immer er in der Vergangenheit Gelegenheit hatte gegen König und Israel zu handeln, ließ er davon ab, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ und suchte stattdessen Versöhnung. Hier schaut er tatenlos zu. Man kann auch Unrecht begehen, indem man sich erkanntem Unrecht nicht in den Weg stellt. Man kann auch sündigen, indem man die Sünde gewähren lässt.

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