Nehemia 13 (21. – 23. November)

„Gesegnet sei, wer dich segnet, und verflucht, wer dich verflucht!“ (Num 24,9)

Als vor vielen Generationen Israel (Jakob) mit seinem inzwischen mächtig gewordenen Stamm auf dem Weg in das von Gott verheißene Land bei den Moabitern vorbeizog, warb deren König den Propheten Bileam an, damit er Jakobs Sippe verfluche. Aber jeder der drei Versuche endete damit, dass Bileam der Weisung seines Gottes gehorchte und Israel segnete.Mit dieser Handlung handelte sich der König und die verbündeten Ammoniter aber im Gegenzug Gottes Fluch ein. Im weiteren Verlauf erhielten die Juden von ihrem Gott die Anweisung sich von den Moabitern und Ammonitern (die in Sünde gezeugten Nachfahren Lots), abzusondern.

Bei ihrem Studium des Wortes Gottes kommen die Juden nun zu diesen Stellen im Buch und stellen fest, dass sie sich nicht daran gehalten haben. Sofort wird die Verfehlung korrigiert. Leider hatte aber Eljaschib, der Priester, der für die Vorrats- und Opferkammern der Priester und Leviten zuständig war, kurz vorher Fakten geschaffen. Er gab seinem Spezi, dem Ammoniter Tobija, eine große Kammer der priesterlichen Vorrats- und Opferkammern zur eigenen Verfügung – bei uns nennt man das „Vetterles-Wirtschaft“, eine auch heute noch vom Gemeinderat bis rauf zum Bundesminister sehr verbreitete Unsitte. Damit war hier eine saubere Trennung gar nicht mehr möglich, zumindest nicht, ohne die über Jahre gewachsene Männerfreundschaft zwischen Eljaschib und Tobija nachhaltig zu gefährden.

„Da ist man mal fünf Minuten weg …“, wird sich Nehemia gedacht haben, als er nach seiner Rückkehr von König Artasasta diese Entwicklung zu Gesicht bekam. Wütend und enttäuscht setzt er Tobija samt seinem Hausrat vor die Tür. Anschließend richtet der den Raum nach der rituellen Reinigung wieder seiner Aufgabe gemäß mit den priesterlichen Gegenständen ein. Dann erfährt er, dass die Leviten nicht mehr ihren Tempeldienst verrichten, sondern zwischenzeitig geflohen sind.

Anschließend hält er den Priestern, die sich nicht mehr oder nur schlampig um das Haus Gottes gekümmert hatten, eine ordentliche Standpauke. Danach setzt er die Priester wieder in ihr Amt ein, sorgt dafür, dass die Juden ihren Zehnten wieder leisten und bestimmt Leute, die die Verteilung zukünftig regeln sollen. Das ist aber nicht das einzige Problem, das sich während seiner Abwesenheit ergeben hat. Auch das Gebot der Sabbat-Ruhe halten die Juden nicht mehr ein. Der Statthalter spricht auch hier deutliche Worte mit den Obersten der Stadt und führt strenge Sabbat-Regeln ein: Die Tore der Stadt werden von Sonnenuntergang vor Sabbat bis Sonnenuntergang nach Sabbat geschlossen und er vertreibt die Händler, die während des Sabbats vor der Stadt rumlungern.

Da war doch noch was anderes vor dem Vertrag? Richtig, die Juden waren mit Nicht-Juden Ehen eingegangen. Wir erinnern uns an das Gezeter, als diese Verbindungen ausgerechnet während der Regenzeit gelöst werden sollten. War keine schöne Zeit damals und hätte eigentlich jedem eine Lehre sein sollen. Trotzdem haben sich einige jüdische Männer während der Abwesenheit Nehemias wieder heidnische Frauen genommen oder ihre Töchter mit heidnischen Männern verheiratet. Nehemia macht kurzen Prozess und jagt die ganze wortbrüchige Bande aus der Stadt, den verbliebenen Rechtschaffenen weist er wieder Amt und Arbeit zu. Es bleibt aber: Nach kürzester Zeit hatten die Juden den selbst formulierten Vertrag mit Gott in jedem einzelnen Punkt gebrochen; Nehemia hält das hier mit der Genauigkeit eines Buchhalters fest.

Die Juden stehen hier mal wieder exemplarisch für alle Menschen, die Gott ruft und es zeigt sich ganz deutlich: Egal wie klar Gott die Spielregeln definiert – ja selbst, wenn sich die Menschen selbst Spielregeln nach dem Wort Gottes (einen Vertrag mit Gott) definieren, sie sind nicht in der Lage, nach Gottes Gesetz zu leben. Der Mensch kann aus eigener Kraft nicht vor Gott bestehen. Und genau darum hat Gott einen Heilsplan für die Menschen, der in seiner Wirksamkeit nicht vom Gehorsam oder vom Versagen des Menschen abhängt. Dieser Heilsplan hat einen Namen: Jesus.

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