Richter 9 (27. + 28. April)

Nach dem Tod Gideons ergibt sich ein Problem: Er hatte 70 Söhne und Abimelech, nicht ganz legitimer Sohn einer Nebenfrau. Abimelech hat von allen 71 jedoch das größte Ego und Machtbewusstsein, kauft sich eine Söldnertruppe zusammen, tötet – vermeintlich – alle legitimen Söhne Gideons und ändert damit die Erbfolge grundlegend und nachhaltig. Auch hat er zu Königsamt eine ganz andere Meinung als sein alter Herr.

Bei der Königssalbung durch die Bürger von Sichem – das ist die Stadt von Abimelechs Familie – taucht Jotam auf, der jüngste Sohn Gideons, der beim Mordanschlag übersehen wurde, da er sich versteckt hatte. In einer Parabel verdeutlicht er den Irrweg der Bürger von Sichem, auf dem sie zu diesem König kamen und prophezeit ihnen ein schweres Gericht. Danach flieht er, im Grunde ja rechtmäßiger Erbe Gideons, nach Beer.

„Denn Wind säen sie, und Sturm werden sie ernten“ (Hos 8, 7)

Oder: Ein auf Intrigen und Mord gegründetes Königreich wird folgerichtig auch durch Intrigen und Mord zu Fall kommen.

Drei Jahre nach diesen Vorkommnissen siedelt ein gewisser Gaal in der Nähe von Sichem und tut beim Erntefest großspurig seine Meinung über den König kund. Dieser fackelt nicht lang, zieht mit dem Heer gegen Sichem und vertreibt das Großmaul aus dem Land. Nur um sicher zu gehen, auch alle Anhänger Gaals erwischt zu haben, zieht Abimelech nun auch gegen die Stadt. Bei diesem Angriff stirbt er durch einen Mühlstein, der ihm den Kopf zerschmettert. Doch nicht nur er, auch die Männer von Sichem, die sich mit Abimelech verbündet hatten, kommen ums Leben – genau wie Jotam dies prophezeit hatte.

Wir sehen hier, wie die sich Abweichung Gideons von Weg und Willen Gottes über die nächste Generation fortsetzt und weiterentwickelt. Wir erleben, wie sich Unrecht scheinbar durchsetzt und Egoismus und Machtstreben gewinnen. Aber wir sehen auch, wie sich diese vom Menschen herauf beschworenen Geister der Gier letztendlich gegen ihn selbst richten. Dämonen, die wir im Glauben, dass sie uns nützten, durch unser Tun in unser Haus holen, werden es immer zerstören!

Leider erleben wir aktuell in vielfältiger Art und Weise, dass der Mensch gerade auf diesem Feld der (Selbst-)Erkenntnis besonders harthörig ist.

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