Psalm 95 (11. Oktober)

„Kommt, lasst uns jubeln dem HERRN, jauchzen dem Fels unsres Heils!“ (Ps 95,1)

Ein weiterer Lobgesang auf Gott und – man vermutet es vielleicht zunächst gar nicht – auch eine Selbstprüfung für jeden, der sich auf der Seite Gottes wähnt, denn: Warum jubeln Gläubige ihrem Gott zu?

Er ist der Schöpfer von allem. Alles, was wir sind und alles, was wir haben, haben wir aus seinen Händen empfangen. Und für Christen hört die empfangene Gnade hier nicht auf! Wir lesen in diesem Psalm, wie das Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten für 40 Jahre in Ungnade fiel, weil sie ihre Herzen gegen seine Weisungen verstockten. Die Gnade Gottes für die Israeliten war an das Einhalten des Gesetzes gekoppelt. Menschen, die nach dem Alten Bund, nach dem Gesetz leben, glauben an Werke, mit denen sie sich diese Gnade verdienen oder eben verwirken. Nach dem Alten Bund trennt uns die Sünde von der Gnade Gottes ab und weil Menschen unaufhörlich sündigen („in Gedanken, Worten und Werken…“!), ist dieser Bund ein sehr wackliges Gebilde – nicht, weil Gott launisch wäre, sondern weil der Mensch wankelmütig und schwach ist.

Darum hat Gott den Menschen einen Neuen Bund gegeben, der nur noch von ihm abhängt, dem Gott, der sich nie ändert, dem Gott, der treu ist. In Christus hat er das, was uns immer wieder von ihm trennte – die Sünde – auf sich genommen und für immer getilgt. Wir haben einen Bund, der auf seiner Kraft und Beständigkeit ruht, einen Bund, den wir nur noch im Vertrauen und in Liebe, d.h., mit offenen Herzen anzunehmen brauchen, um dauerhaft unter dem Schirm seiner Gnade zu ruhen.

Wer das in seinem Herzen fühlt, der wird jubeln, der wird sich vor seinem Gott niederwerfen und verneigen, nicht weil es dieser Psalm (oder irgend etwas anderes) von ihm fordert, sondern weil er so empfindet.

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