Deuteronomium 1 (25. – 27. März)

Gott setzt seine neue Ordnung in Kraft! Vierzig Jahre lang sind die Israeliten nun in einem großen Bogen durch die Wüste gezogen und kommen nun wieder an die Grenzen des ihnen einst versprochenen Landes. Alle die sich gegen Gott widersetzt hatten sind – bis auf Moses, Josua und Kaleb – gestorben. Bei der nun nachgewachsenen Generation will Gott sein Versprechen einlösen. Da auch Moses aufgrund seiner Zweifel nicht das Land betreten soll, wird es nun für ihn Zeit, den Stab des Handelns an die beiden anderen zu übergeben und sich selbst vom Volk mit einer eindringlichen Rede zu verabschieden.

In den Kapiteln 1 – 3 blickt Moses zurück auf die Wanderung durch die Wüste, auf die Geschehnisse und das treulose Verhalten des Volkes. Die Kinder und Kindeskinder sollen den Weg und die Fehler ihrer Vorväter kennen, damit sie sie hoffentlich nicht wiederholen.

In Kapitel 1 schildert er, wie unter seiner Anleitung im Volk Ordnungsstrukturen aufgebaut und gerechte Richter eingesetzt wurden, wie Gott sie treu und umsichtig durch die Wüste führte, Verfolger und Feinde für sie niederschlug, sie – sein Volk – großzügig versorgte und wie sie ihrem Gott im entscheidenden Moment, nämlich, als sie das verheißene Land einnehmen sollten gleich zweimal den Gehorsam verweigerten und in dessen Folge von den Amoritern tief in die Wüste getrieben wurden.

Es ist klar: Alle Israeliten, die in diesem Moment leben, kennen die Geschichte ja gar nicht. Wer aber keine Geschichte hat, der hat auch keine Zukunft. Darum gibt es für die Israeliten das erste Buch Mose, es baut eine Geschichte des Volkes vom allerersten Tag an. Sicher, vieles davon sind nur Erzählungen, teilweise sogar aus anderen Kulturen übernommen und auf den eigenen Glauben angepasst, aber jede Erzählung in diesem Buch entwickelt Schritt für Schritt die Beziehung eines Volkes zu seinem Gott, erklärt die Beziehung, die Gott zu seinem Geschöpf, dem Menschen aufbaute und immer wieder neu aufbaute, weil der Mensch offensichtlich nicht aus eigener Kraft zur Treue zu seinem Gott befähigt ist, weil er den Konflikt zwischen Freiheit und Treue aus eigener Kraft nicht lösen kann.

Im Auszug aus Ägypten und der anschließenden Wüstenwanderung wiederholt sich die gesamte Geschichte noch einmal, dieses Mal in einem historischen Kontext. Die Israeliten haben nun persönlich, über eine Generation hinweg, von Gott den ganz konkreten Hintergrund der schönen Erzählungen ihrer Vorväter erfahren. Damit dieser Hintergrund für die Jungen greifbar bleibt, holt Moses nun die Vergangenheit ins Gedächtnis der Gegenwart. Die Geschichte der Israeliten ist nicht einfach eine Geschichte von Nomaden, die nun sesshaft werden, es ist die Geschichte eines unreifen und undankbaren Volkes, das nur durch die Gnade seines Gottes besteht.

Und wir? Ja, auch wir haben eine Geschichte mit Gott. Sie beginnt, wie die der Israeliten bei Abraham, denn in ihm und durch ihn segnet Gott ja alle Völker der Erde. Das ist der Teil der Geschichte, die auch bei uns hauptsächlich aus Erzählungen besteht. Alles was daher im erstem Buch Mose über die Strapazen eines väterlichen oder mütterlichen Gottes mit seinen Kindern erzählt wird trifft in vollem Umfang und in voller Härte auch auf uns zu.

Und auch unsere Geschichte mit Gott hat einen konkreten Teil und der beginnt mit Jesus. Weil auch wir ganz offensichtlich unfähig zur Überwindung des Konflikts zwischen Freiheit und Treue sind und weil wir ja inzwischen schon wissen, dass sich in der Geschichte der Israeliten im Kleinen darstellt, was im Großen auch auf alle Kinder Gottes zutrifft, können auch wir aus den Ausführungen des Moses Lehren für unsere Beziehung zu Gott ziehen.

Wir erleben in diesen Tagen, in diesem Frühjahr 2020, um uns herum sehr eindringlich, wie ein Aufbruch in eine neue Zeit(rechnung) aussieht. Und auch wir müssen zuerst begreifen, von wo wir kommen, damit Gott mit uns in das uns verheißene Land ziehen kann, in dem wir mit ihm leben werden. Ob das in vierzig Tagen oder in vierzigtausend Jahren sein wird, ist dabei unerheblich, denn es wird jeden von uns in gleicher Weise betreffen. Das einzige was wir heute sicher wissen: Unser Aufbruch begann vor etwa 2000 Jahren und doch rechnet Christus alles was seither geschah und was noch geschehen wird nur einer einzigen Generation zu; wir, alle Christen seit dem ersten Pfingsten bis zum Tag des Gerichts, sind die Generation nach Israel. Unsere Konzepte über die Zeit sind mit Christus außer Kraft gesetzt. Die Fehler der Vergangenheit, die Sorge um die Zukunft und alles dazwischen verschmilzt zu einem Punkt in der Gegenwart. Auch dafür ist dieses Frühjahr 2020 ein sprechendes Bild.

5. Mose 1 >>