Deuteronomium 27 – 29 (9. – 15. Mai)

Die letzten Anweisungen für die Inbesitznahme des versprochenen Landes lauten, Gott auf dem Berg Ebal einen Opferaltar aus natürlichen, unbehauenen Steinen zu errichten, auf den auch das Gesetz geschrieben werden soll. Dies soll zukünftig der Ort der Gottesdienste sein, in denen das Volk opfert und gemeinsam zum Lob des Herrn fröhlich ist.

Daraufhin werden die zwölf Stämme in zwei Gruppen geteilt, denn eine wichtige Zeremonie wird nun eingeführt. Vertreter der ersten sechs Stämme sollen sich auf Ebal versammeln und über das versprochene Land die Flüche auszusprechen, die für das Volk gültig werden, wenn es vom Gesetz abweicht. Neben einer Aufzählung gegen Verstöße gegen die zehn Gebote fällt vor allem auf, dass die Israeliten verflucht werden sollen, wenn sie das Recht der Fremden beugen. Gott hat einige der Völker, die jetzt noch im gelobten Land sind in die Hände der Israeliten gegeben, doch die Rechte aller anderen sind zu schützen. Vom gegenüberliegenden Berg Garizim sollen die Vertreter der anderen sechs Stämme das Volk segnen.

Der Gehorsam wird dabei großzügig belohnt: Gott wird für fruchtbares Land und reiche Ernte sorgen, ebenso für zahlreiche und kräftige, gesunde Nachkommenschaft – eben alles, was man in damaliger Zeit unter „Segen“ verstand. Außerdem wird er sein Volk vor dessen Feinden nicht nur schützen, sondern diese niederwerfen, wenn sie sein Volk bedrohen sollten. Außerdem haben alle, die sein Gesetz einhalten ein Anrecht auf ihren Anteil am ewigen Himmelsreich.

Doch genauso hart wird auch Ungehorsam bestraft! Alles was unter den Segnungen genannt wurde, würde sich für ein untreues Volk zum Fluch entwickeln, der sie letzten Endes aus dem versprochenen Land vertriebe und sie – als Volk Gottes – von der Erde vertilgen würde.

Gott kündigt seinem Volk hier an, sich mit anderen Völkern der Erde gegen seine Leute zu verbünden, falls diese seine Treue zu ihnen nicht durch Einhaltung des Gesetzes – im Herzen, nicht nur dem Wort nach, auf diese wichtige Unterscheidung macht vor allem Kapitel 29 aufmerksam – erwidern.

In Kapitel 29 beschreibt Moses dem Volk die Folgen falscher Haltung zu seinem Gott, in dem er noch einmal die Segnungen aber auch die Flüche Gottes in der Vergangenheit aufzählt und so vergegenwärtigt.

Klingt hart, aber ehrlicherweise funktionierten auch alle Götzen-Religionen jener Zeit so. Das Volk hatte seit dem Aufbruch aus Ägypten sowohl die Macht wie auch die Gnade ihres Gottes immer wieder erlebt und trotzdem musste eine ganze Generation in der Wüste sterben, weil sie niemals ganz auf diesen Gott vertrauten, sondern weiterhin ihren Götzen (aus Gold gegossenen und solchen in den Köpfen und Herzen: Gier, Angst, Stolz, Überheblichkeit …) anhingen. Dies war eine neue Generation, aber es waren immer noch Menschen mit denselben menschlichen Schwächen. Gott musste sie mit den Zeichen zu seinem Volk erziehen, die sie von alters her gewohnt waren und auch erwarteten. Ein Gott der Liebe ohne Strenge hätte nicht funktioniert. Dieser Gott, der sich zu jener Zeit selbst „eifersüchtiger Gott“ nennt, muss die Plätze der alten Götzen selbst besetzen, um diese aus den Köpfen und Herzen seines Volkes zu vertreiben. Dabei unterscheidet er sich zu den weltlichen Götzen von Anfang an in einem wesentlichen, sichtbaren Grund: Er hat sein Volk erwählt, ehe es ihm opferte, um ihn gnädig zu stimmen!

Und die Zukunft wird ja auch zeigen, dass dieses Volk seinem Gott immer wieder untreu werden wird und unter den Einfluss eigener und fremder Götzen gerät, die sie immer wieder „in die Wüste zurück“ (in aussichtslose Kriege, Unterwerfung, Gefangenschaft, Vertreibung) treiben.

Zuerst Gott, nur Gott allein! Das ist die ewig gültige Quintessenz aus diesen beiden Kapiteln.

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