4. Mose 30 (5. März)

„Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt“ (Mt 5,34)

Überraschung! In diesem Kapitel geht’s ums schwören. Wie bindend ist es denn nun, wenn jemand ein Gelübde oder einen Eid ablegt? Hier kommt natürlich im Buch Numeri der Grundton des Alten Testaments wieder voll zum Tragen, nämlich der, dass der Mann das Oberhaupt der Familie ist und Frau und Kinder im Gehorsam zu leisten haben. Dabei bitte nicht vergessen, was auch schon im Alten Testament über die Liebe gesagt wird. Gott geht es hier um Ordnung und Verantwortung, nicht ums Herrschen und Beherrscht-Werden.

Wenn ein Mann schwört, so ist er daher immer daran gebunden. In einer Familie trägt er die volle Verantwortung für alle Familienmitglieder, daher können diese ohne seine Erlaubnis keinen Eid ablegen. Wenn es jemand doch tut, so kann er sobald er davon erfährt innerhalb eines Tages widersprechen. Das Familienmitglied ist dann nicht mehr an den Eid gebunden und für sich daraus ergebende negative Folgen nicht verantwortlich. Wenn er aber den Tag schweigt ohne etwas zu sagen, dann ist der Eid gültig. Hier schiebt Gott der Willkür einen Riegel vor. Der Mann kann nicht nach Lust und Laune seine Meinung ändern.

4. Moses 30 hatte bis in die 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts großen Einfluss auf die deutsche Gesetzgebung: Frauen waren bis zur entsprechenden Änderung nicht voll geschäftsfähig und brauchten für bestimmte Verträge die Unterschrift des Vaters oder des Ehemanns. Dabei hatte doch bereits Jesus vorsichtig Abstand von dieser archaischen, patriarchischen Regelung genommen. Wie? Indem er sagt: Ihr sollt überhaupt nicht schwören, meint er zwar den Eid den man für sich selbst gibt, aber wenn ich nicht für mich selbst schwören soll, dann doch erst recht nicht für ein Familienmitglied. Genau das tut man aber, wenn man den Eid oder sonst irgendeinen Vertrag für ein Familienmitglied bewilligt. Jesus hat damit jegliche Form von Bevormundung verboten, soweit sie über die elterlichen Pflichten der Erziehung der eigenen Kinder hinausgeht. Die Erziehung endete im Alten Testament mit dem 20. Geburtstag bei Söhnen und ab dem Zeitpunkt der Verheiratung bei Töchtern, in der modernen Welt endet die Erziehung – unabhängig vom Geschlecht – zwischen dem 18. und dem 21. Geburtstag. Wer sich auf den Messias beruft, kann eine Bevormundung der Frau nicht mit „Gott hat es so bestimmt“ begründen!

Hier sieht man wieder: Gott geht durchaus Kompromisse ein und übernimmt Regeln aus der jeweils vorherrschenden Gesellschaftsordnung – aber eben nur, um sie zu kontrollieren und zu korrigieren, wenn es an der Zeit ist. Er holt seine Kinder dort ab, wo sie stehen, er bleibt aber nicht stehen und seine Kinder sollten das auch nicht tun. Mit Gott gehen erfordert Bewegung – auch im Geist.

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