Klagelieder 3, 1-24 (10. August)

„Die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit“ (1 Joh 2,17)

Jeremia wird persönlich. Er leidet nicht nur am Untergang Jerusalems und dem Elend der Menschen, er leidet persönlich, körperlich. Offensichtlich wurde er eingesperrt und gefoltert, was ja auch mit der vorangegangenen Schilderung, wie die Bevölkerung mit ihren Propheten jetzt in der Not umging, übereinstimmt (Klagelieder 2,30). Und soweit es nicht die eigenen Leute waren, sind sicher auch die Besatzer nicht zimperlich mit den Besiegten umgegangen. Dennoch sieht Jeremia hier ganz klar: Alles was geschieht, geschieht mit dem Willen Gottes. So beklagt er zwar, dass er zum Hohn und Spott wurde, was sich auf seine Mitmenschen bezieht, aber die ihn umgebende Finsternis, das Leid, die Trostlosigkeit und das Gefühl der Verlassenheit, das alles schreibt er seinem Gott zu.

Kann Gott wirklich so grausam sein?

Gott ist sicherlich konsequent in seinen Entscheidungen und Handlungen. „Wenn sich aber dein Herz abwendet und du nicht gehorchst, sondern dich verführen lässt, andere Götter anzubeten und ihnen zu dienen, so verkünde ich euch heute, dass ihr gewiss umkommen und nicht lange leben werdet in dem Land, in das du über den Jordan ziehst, damit du dorthin kommst [und] es in Besitz nimmst. Ich nehme heute Himmel und Erde gegen euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt; so erwähle nun das Leben, damit du lebst, du und dein Same, indem du den Herrn, deinen Gott, liebst, seiner Stimme gehorchst und ihm anhängst; denn das ist dein Leben und bedeutet Verlängerung deiner Tage, die du zubringen darfst in dem Land, das der Herr deinen Vätern, Abraham, Isaak und Jakob, zu geben geschworen hat.“ (5 Moses 30, 17-20)

Der in der Schöpfungsgeschichte beschriebene Sündenfall bezieht sich ja nicht auf den Verzehr einer verbotenen Frucht, sondern auf die Entscheidung des Menschen, sich von Gott abzuwenden und sich über ihn zu stellen. Gott hat klar gesagt: Wenn du das tust, musst du sterben.
Der Mensch stirbt ohne Gott, nicht weil Gott das in seiner Allmacht und Willkür so bestimmt hat, sondern weil Gott selbst das Leben gibt, das Leben ist. Leben ohne Gott ist damit folgerichtig der Tod. Im 5. Buch Mose hat er das nur nochmal klargestellt und auf das eben gegebene Gesetz bezogen: Im Einhalten des Gesetzes ist (Verbindung zu) Gott, ist Leben; außerhalb davon ist Tod.

Das klingt ja unheimlich düster und hoffnungslos für uns „normale“ Menschen.

Wäre es auch, wenn es nur auf uns ankäme. Dass dem aber – im wahrsten Sinne des Wortes „Gott sei Dank“ – nicht so ist, lesen wir ab Vers 21: „Dieses aber will ich meinem Herzen vorhalten, darum will ich Hoffnung fassen: Gnadenbeweise des Herrn sind’s, dass wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, denn seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende; sie ist jeden Morgen neu, und deine Treue ist groß! Der Herr ist mein Teil!, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen.“
Gott ist nicht an unserem Tod interessiert; er will, dass wir leben. Wenn wir uns von ihm abwenden, treffen uns die Konsequenzen, die von vorneherein feststehen. Wenn du einen Föhn mit in die Badewanne nimmst, wirst du an einem Stromschlag sterben. Das ist weder der Wille noch die Schuld des Föns! Aber da du die Gebrauchsanweisung kennst und beachtest, wird dir das ja auch nie passieren. Das Wort Gottes ist deine Gebrauchsanweisung zum Leben.

Den größten Gnadenbeweis, dass Gott um jeden Preis unser Leben erhalten möchte und dafür bereit ist jeden Preis zu zahlen, sehen wir in Jesus Christus. Er hat nicht nur die Leiden auf sich genommen, die wir verdient hätten, er bestätigt auch den Satz „Der Herr ist mein Teil!“ wenn er sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er weggeworfen wie die Rebe und verdorrt; und solche sammelt man und wirft sie ins Feuer, und sie brennen.“ (Joh 15, 5+6)
Während für die Juden des Alten Testaments das Gesetz der einzige Weg zu Gott war, ist es nun der Glaube an seine Gnade durch Jesus Christus.

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!“ (Joh 14, 6).

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