Ein moralisches Dilemma

Vorab: Ich weiß nicht, was in diesem Fall richtig oder falsch ist, ich weiß ja nicht einmal, ob es in dieser Situation aus christlicher Sicht noch einen richtigen Weg gibt oder wir nur zwischen verschiedenen falschen Wegen entscheiden können! Letzteres ist meine Meinung.

Die Rede ist natürlich vom Krieg in der Ukraine.

„Meide das Böse und tu das Gute, suche Frieden und jage ihm nach!“ (Ps 34, 15)

Der Wille Gottes ist hier eindeutig. Mit allem was ich tue, soll ich Frieden schaffen. Es gibt keinen gerechten Krieg!

Was ist aber, wenn ich das Böse nicht meiden kann, weil es in mein Haus einfällt?

Dann sagt Jesus:

„Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar“ (Mt 5, 39)

Auch diese Aussage ist unmissverständlich!

Hat die Friedensbewegung also recht mit ihrer Forderung, der Ukraine keine Waffen zu geben?

Ganz so einfach ist die Aussage dann eben doch nicht, denn Jesus sagt auch

„Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus.“ (Mt 23, 10)

Was hat das mit dem Krieg in der Ukraine zu tun, wirst du jetzt fragen. Vielleicht wird es mit der nächsten Aussage Jesu klarer

„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und siehe, in deinem Auge steckt ein Balken! Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen!“ (Mt 7, 3-5)

Das heißt für mich: Wenn Putin – der ganz ohne Zweifel sein gerechtes Urteil von Gott empfangen wird! – irgendwann auf die Idee käme, über Deutschland herzufallen, dann könnten wir uns kampflos ergeben und die NATO bitten, sich zurückzuhalten und nicht „Paragraph 5“ anzuwenden. Und damit das klar ist: Ich persönlich hoffe, wir würden es nicht tun!

Wenn sich die Bürger der Ukraine aber entscheiden für ihre Freiheit und Souveränität zu kämpfen, dann ist es nicht an uns, uns moralisch über den „verwerflichen Wunsch auf die Möglichkeit der Selbstverteidigung“ zu erheben (Mt 7, 3) und den Lehrer zu spielen (Mt 23, 10), erst recht nicht, wenn wir gleichzeitig weiterhin Geschäfte mit dem Teufel machen, um unsere Wirtschaft am Laufen und das Volk still zu halten – wir also auch nicht bereit sind, die andere Backe darzubieten (Mt 5, 39). Wir können in dieser Situation nur entscheiden: Verschenken wir die Waffen an einen Freund – und zwar alle Waffen, die er zur Verteidigung seines Landes braucht! – oder verkaufen wir sie ihm, um dem Gesetz der Marktwirtschaft zu gehorchen und unsere Staatsverschuldung nicht noch zusätzlich in die Höhe zu treiben.

Geschäfte mit dem Krieg und dem Kriegshandwerk zu machen, ist aber für einen Christen in jeder Situation abzulehnen, also wäre für einen Christen verschenken die beste unter den uns einzig verbliebenen schlechten Optionen. Mit Waffen kann man einen Krieg führen, aber nicht dem Frieden nachjagen (Ps 34, 15).

Meine Meinung.