Die Spieluhr

Eine junge Frau schlenderte einst über einen Trödelmarkt, da fiel ihr Blick auf eine alte Spieluhr. Interessiert ging sie auf die Spieluhr zu, nahm sie in die Hand und öffnete sie. Da erklang für sie eine wunderbare, unbekannte und freundlich anmutende Melodie und das Innenleben der Uhr erwachte zu funkelndem Sternenglanz.

Angetan vom Spiel der Töne und des Lichtes nahm die Frau das schöne Stück mit nach Hause und gab ihm einen Ehrenplatz. Gerne öffnete sie von nun an immer wieder die Spieluhr, um die Melodie zu hören, die immer wieder neu klang und den Lichterglanz auf sich wirken zu lassen, der immer neue Bilder in ihr wachrief. Manchmal schien die Uhr gar aus eigenem Antrieb zu spielen und die Frau blieb verzückt und verwundert davor stehen.

Doch wie das Leben so spielt, musste die Frau eines Tages in ein neues Leben ziehen und so begann sie alle ihre Habseligkeiten in Kisten zu packen und in ihr neues Leben zu tragen. Die Spieluhr geriet dabei in die Kiste, die man in den Keller stellt, um die Sachen darin irgendwann auf dem Trödelmarkt zu verkaufen. Und so verschwand die Uhr auch bald aus dem Bewusstsein der Frau.

Doch dann, ganz unvermittelt, in Momenten der Stille erklang die Melodie der Spieluhr in der Erinnerung der Frau wie aus der Ferne und wenn sie die Augen schloss, konnte sie den Glanz des Lichtes wiedersehen, das mit dem Innenleben der Uhr spielte. Doch die Melodie klang altbacken und hohl und das Licht schien wie aus einer anderen Zeit und blendete sie.

„Ich will in den Keller gehen und die Spieluhr holen und sie reinigen und sie betrachten. Wenn sie mir wieder schön spielt, will ich sie behalten, sonst werde ich sie auf dem Trödelmarkt verkaufen“, sagte die Frau, doch als sie die Kiste im Keller öffnete, war keine Spieluhr mehr darin und wo sie auch suchte, die Uhr blieb verschwunden.