Gott und ich – Die Geschichte einer Beziehung

So viele Bilder. Wie soll ein einzelner Mensch diese zu einer Geschichte zusammenfügen?

Dies ist die Art, wie Gott zu mir spricht. Er tut dies nicht in mächtigen Worten oder Visionen; es sind Geschichten erzählende Bilder in meinem Kopf. Bilder, die mich nicht loslassen, bis ich die Geschichte erzählt habe. Das erste Bild, eine Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies, habe ich über 30 Jahre mit mir herumgetragen. Sie tauchte immer wieder auf, beschäftigte mich, änderte geringfügig ihr ursprüngliche Aussage ohne dabei die Grundaussage „Was immer Gott für die Menschen entschied, er tat es nie um sie zu bestrafen, sondern um die Dinge wieder zu ordnen, die durch sie in Unordnung geraten waren“ anzutasten (Anmerkung: Es steht dabei außer Frage, dass diese Momente von den Menschen als Strafe Gottes empfunden wurden, denn wenn Gott eingreifen muss, sind seine Maßnahmen radikal und kompromisslos). Jetzt habe ich dieses Bild wieder aufgegriffen, erfülle den Willen Gottes und lasse mich von ihm durch das 1. Buch Moses führen und schreibe über die Bilder, die er mir zeigt.

Es ist ein Prozess, in dem Gott Besitz ergreift, aber es ist keine feindliche Übernahme – es ist ein Zusammenleben, ständige Gemeinschaft haben.

Wenn man aber mit jemandem Tag und Nacht zusammenlebt, so dauert es nicht lange, bis man mit dem anderen vertraut wird. Dies gilt für das Zusammenleben mit einem anderen Menschen ebenso wie mit dem Zusammenleben mit Gott und seit einigen Tagen oder ein, zwei Wochen tauchen neue Bilder in meinem Kopf auf. Diese handeln nicht von der Bibel, sondern von unserer Beziehung. Sie (die Bilder) sind für mich von Bedeutung, daher versuche ich sie hier zu ordnen.

Mein Vater starb als ich zwei Jahre alt war. Ich weiß nicht viel von ihm. Er war wohl ein ruhiger aber vom Leben gebrochener Mann. Darin war er meiner Mutter ähnlich. Und er hatte wohl nur (noch) ein Ziel: einen Sohn. Man kann wohl sagen, dass er mich dem Leben und Gott abgetrotzt hat. Es scheint mir heute so, dass Gott zwar nachgab aber mit den Worten: „Du sollst einen Sohn bekommen, aber er wird mir gehören!“

In der Tat wurde zu Hause wenig über meinen Vater erzählt, aber eine sehr gläubige Großmutter (natürlich väterlicherseits) und ihre Schwester sorgten dafür, dass ich sehr früh alles über Gott erfuhr, was ein Kind begreifen kann. Ich erzähle aus heutiger Sicht, wenn ich sage: Gott, der himmlische Vater, war die ganze Zeit des Heranwachsens präsenter als der biologische. Entsprechend habe ich mich als Teenager auch vom himmlischen Vater abgenabelt, nicht vom biologischen und jetzt mit 50 mit ihm versöhnt. Der alte Herr ist also quasi bei mir eingezogen, damit wir uns neu kennenlernen können. Das war Pfingsten 2017. Die jahrelange Vorgeschichte zwischen Firmung und heute lass ich hier weg, nur so viel: Ich weiß heute, was ich eigentlich schon immer spürte. Gott hielt sich im Hintergrund, er hat mich aber immer an einer kurzen Leine gehalten. Wann immer ich mich von seinem Spielfeld zu weit entfernte hat er mich an den Haaren aufs Feld zurück geschleift.

Wir haben in diesen Phasen viel rumgeschrien und uns Vorwürfe an den Kopf geworfen. Naja, rumgeschrien habe vor allem ich. Er wartete geduldig bis ich mich beruhigt hatte und zeigte mir sobald ich wieder bereit war zuzuhören genau einen (!!!) Ausweg aus der Situation. Da ich anders als meine biologischen Eltern am diesem Leben hänge, konnte er sich darauf verlassen, dass ich zugreifen würde.

Wie gesagt: Damals habe ich viel rumgeschrien und ich werde in entsprechenden Situationen vermutlich auch zukünftig viel rumschreien. So bin ich gebaut – Gott kennt mich.

Aber heute ist da noch was anderes: Große Dankbarkeit. Ich erkenne, Gott treibt diesen ganzen Aufwand für mich, ich bin ihm wichtig, denn ich gehöre ihm. Ich liebe ihn, weil er mich zuerst geliebt hat über all die Jahre und mich jetzt mit seiner Liebe zudeckt, sie mich wie nie zuvor sehr direkt spüren lässt, nur weil ich einen ersten winzigen Schritt in seine Richtung getan habe. Mal ehrlich: Ich wäre blöd, wenn ich nicht in diese Richtung weitergehen würde, oder?

Und damit wird (mir) auch klar, welche Beziehung wir haben. Wenn ich mit ihm rede, rede ich mit dem Vater, meinem Papa (entschuldige bitte, irdischer Papa). Ich fühle, ich weiß, dass er immer für mich da war und immer für mich da sein wird. Er geht mit mir den Weg, auf den er mich geschickt hat und von dem er mir immer noch nicht gesagt hat, wo er hinführt und er wird am Zielpunkt auf mich warten. Jesus, wenn man ihn schon unbedingt getrennt von Gott betrachten muss, fällt in dieser Beziehung die Rolle des großen Bruders zu. Ich habe diese Beziehung zum Papa nur, weil Jesus den Weg geebnet hat und ich behalte diese Beziehung nur, weil Jesus jedes Mal dazwischen geht, wenn „Papa“ mal wieder in der Verzweiflung über den Unsinn den ich anrichte seinen Arm zur alles beendenden Ohrfeige hebt – ein Bruder halt, wie es keinen zweiten gibt.

Kurz: We are family!

PS: Gerade schließe ich diesen Text und den Browser da taucht über das kleine Progrämmchen, das Bibelstellen auf dem Desktop kopiert der Vers 4 aus dem Hohelied 1 auf "Ziehe mich dir nach, so laufen wir!" Amen, so will ich es heute und immer. - Manchmal spricht Papa auch in Worten, nur um zu zeigen, dass er zugehört hat. (Anm. des Autors: Natürlich ist wieder weder Richtung noch Zielpunkt angegeben ...)

Nachtrag: Damit keine Zweifel aufkommen! Ich glaube, ich fühle und ich weiß in meinem Herzen, dass das Folgende stimmt; es ist fester Bestandteil der oben erwähnten Bilderflut: Das apostolische Glaubensbekenntnis >>