Gnade! – Was muss ich dafür tun?

Im letzten Post hatte ich es von Sektierern, die in Gottes Herde wildern, indem sie seinen Schafen vorgaukeln Gott und Gottes Wort ließen sich voneinander trennen. Bei dieser Gruppe hier liegt der Fall scheinbar anders: Sie schwören auf die Bibel und erklären jedes einzelne Wort für heilig.

Und hierin liegt auch überraschenderweise das Problem!

Aus ihren umfassenden Bibelkenntnissen beginnen sie dann Regeln abzuleiten, die unbedingt einzuhalten sind, um von Gott gerettet zu werden. Damit rennen sie natürlich offene Türen ein bei Menschen, die mit wertvollen Geschenken nichts anfangen können. Sie haben in und von dieser Welt gelernt, dass nichts umsonst ist, dass du für alles was du bekommst auch etwas leisten musst – für ein Geburtsgeschenk musst du ja auch zumindest ein Jahr älter werden …

Dass ein Gott sich hinstellt und sagt: „Kinners, ich habe mir das nun ein Weilchen angesehen, ihr könnt’s nicht! Ihr seid zu sehr mit den Dingen, die euch umgeben verbunden. Ihr werdet es nicht schaffen, das Weltliche loszulassen um das Himmlische in Besitz zu nehmen. Wisst ihr was? Ich übernehme das für euch! Ihr bekommt alles von mir geschenkt, denn es war von Anfang an für euch bestimmt.“

Ein Kind würde sagen: „Boah! Alles für mich? Danke, Papa!“ und es würde strahlen wie ein Honigkuchenpferd. Diese Menschen können das nicht, sie wittern eine Falle oder doch zumindest eine Bedingung und fangen an zu suchen, obwohl sie doch eigentlich schon gefunden haben … oder genauer: gefunden wurden! Hast du dich grade wiedererkannt?

Und zu diesen kommen nun diese Bibeltreuen und bestätigen ihnen ihre Vorurteile über Gott. Sie erklären ihnen, dass sie in einer ganz bestimmten Form getauft werden müssen, sonst ist die Taufe nicht gültig. Und ohne gültige Taufe kommst du nicht in den Himmel.

Mit einer ungültigen Taufe rumzulaufen oder sich mit Leuten abzugeben, die ungültig getauft sind, ist laut himmlischen Gesetzbuch strafbar – hast du nicht gewusst, oder? Diese Bibellehrer erklären dir das. Sicher (er)finden sie dir anhand geeigneter Bibelstellen auch strenge Regeln für den Gebrauch und Verzehr des Abendmahls, die Art und Weise und Menge, wie du am Gottesdienst teilzunehmen hast, welche Inbrunst bei jeglichem Gebet notwendig ist und so weiter und so fort. Aus all ihren Erkenntnissen kommen sie dann zu dem Schluss, dass du in die Hölle fährst, nur weil du Katholik oder Protestant bist – diese Verbrecher taufen Säuglinge!!! Sie könnten sie auch direkt ins Höllenfeuer werfen.

Du erkennst das Problem? Auch diese „Gläubigen“ haben Gott und Gottes Wort getrennt. Während die Ersteren das Wort verworfen haben, verwerfen diese Gott. Er ist nicht mehr Souverän seines Reiches, sondern nur noch maximal ein Ministerialbeamter. Gnade darf er dir nicht schenken, sie wird dir nach strengen Kriterien zugeteilt.

Ein himmlischer Punktekatalog entspricht aber sehr gut dem oben erwähnten Leistungsgedanken. Natürlich stand man die ganze Zeit vor dem Problem, dass Jesus das Gesetz ganz erfüllt hat, dass er uns sagte: „Getrennt von mir könnt ihr nichts tun“, d.h., erst wenn du von Gott gerettet bist, bist du in der Lage, die Dinge zu tun, die er von dir erwartet. Dass ein (hoffentlich zunehmend) gottgefälliges Leben Zeichen der bereits zuvor erfolgten Rettung ist und nicht deren Bedingung macht demütig, ja geradezu hilflos. Es gibt nichts, womit ich vor Gott glänzen kann, nichts, womit ich mich als würdig erweisen kann! Dieses Problem ist in dem Moment gelöst, ab dem es wenigstens strenge Regeln für die richtige Glaubenspraxis gibt. Es verwundert nicht, dass die Menschen diesen „Glaubenslehrern“ zu allen Zeiten in Scharen nachgelaufen sind. Nichts hat subjektiv mehr Wahrheit, als wenn deine Erwartungen und Vorurteile bestätigt werden.

Ich werde nicht versuchen, die von diesen „Lehrern“ sorgfältig zusammengetragenen Bibelzitate zu widerlegen. Sie sind alle richtig und die meisten davon stehen vermutlich auch im richtigen Zusammenhang. Eines fehlt deren Auslegung der Bibel aber, etwas, das du nur mit Hilfe des Heiligen Geistes erkennen kannst: Gott liebt dich! Liebe ist immer bedingungslos – alles andere ist Berechnung. Statt einer Gegenrede gibt es hier darum nur eine Frage, die auch Paulus oft und gerne gestellt hat:

Glaubst du ernsthaft, dass Gott seinen Sohn am Kreuz geopfert hat um deine Rettung dann doch wieder von irgendwelchen Äußerlichkeiten abhängig zu machen?

  • Glaube – und Gott schenkt dir seine Gnade, die dich rettet! Bedingungslos und sofort!
  • Glaube – und Gott macht dich zu seinem Kind und zum Teil seiner Kirche!
  • Glaube – und deine Gemeinde wird ebenfalls glauben! Verlasse nicht deine Gemeinde, verändere sie!
  • Glaube – und Gott führt dich mit deinen Brüdern und Schwestern zum ewigen Leben!
  • Glaube – und du wirst für Gott Dinge tun, die du dir jetzt nicht vorstellen kannst!

Ja, du wirst viele Dinge tun für Gott, aber du wirst sie aus seiner Gnade heraus tun, nicht dafür!