Apostelgeschichte 7 (20. – 23. Januar)

Der Hohe Rat beginnt mit einer neutralen Frage; die Herren möchten wissen, wie Stephanus zu diesen Vorwürfen steht. Stephanus gibt sich als gläubiger Jude zu erkennen: Er gibt die gesamte Geschichte Israels und dessen Weg mit Gott seit der Zeit der Patriarchen wieder.

Er zeigt dabei, wie Gott immer wieder jene Menschen aus dem Volk heraushob und zu dessen Anführer machte, die im Grund vom Volk Verstoßene waren, von Abraham, dem heimatlosen Hirten, über Joseph, den von seinen Brüdern in die Sklaverei verkaufte Sohn Jakobs/Israels und Mose, der auf Anweisung des Pharaos eigentlich auf dem Nil hätte sterben sollen, der stattdessen der Berufung seines Gottes folgte und sein widerspenstiges Volk 40 Jahre lang durch die Wüste in die Freiheit und das verheißene Land führte. Schon damals war das Volk seinem Gott schon nach kurzer Zeit wieder untreu geworden und es sei nur der Gnade Gottes zu verdanken, dass er den Bund mit seinem Volk bestehen ließ. Viele Generationen später folgte dann der Hirtenjunge David, den Gott als starken König des jungen Königreiches Israels einsetzte und dessen Sohn, der weise König Salomon, der als erster erkannte, dass ein aus Stein gebauter Tempel niemals einem Gott gerecht werden könne, dessen Fußschemel die ganze Erde ist.

Und dann geht Stephanus zum Angriff über. Er wirft den Mitgliedern des Hohen Rates vor nur äußerlich beschnitten zu sein – ein Vorwurf, der später von Paulus noch häufig als Warnung verwendet werden wird – sich aber im Herzen von Gott und seinem Gesetz, das sie hier zu schützen und zu verteidigen vorgeben, schon lange abgewandt zu haben. Sie und ihre Väter hätten alle Propheten, die Gott ihnen sandte, damit sie ihnen die Ankunft des Gerechten (den Messias) ankündigten, verfolgt und getötet, ebenso den Gerechten selbst.

Die Wahrheit tut meistens weh, so auch hier. Die Mitglieder des Hohen Rates waren nicht bereit zu hören, dass sie den Glauben und den Gott verraten hatten, den sie zu schützen behaupteten. In Rage zerren sie Stephanus zur Hinrichtungsstätte und steinigen ihn. Kurz vor seinem Tod erscheint Stephanus Christus, sein Herr, und getreu der Weise seines Herrn bittet er ihn, seinen Mördern die Sünde nicht anzurechnen.

So wird Stephanus zum ersten Märtyrer der Christen und legt damit ein für allemal fest, was ein Märtyrer ist: Ein Märtyrer ist ein Mensch, der – erfüllt vom Heiligen Geist – die Gebote Christi, den Nächsten zu lieben, sich selbst zu verleugnen und sein Kreuz auf sich zu nehmen, mit Einsatz seines ganzen Lebens erfüllt und infolge der Verfolgung, die sich daraus häufig ergibt, sein Leben verliert.

Kein Kreuzzug, kein Heiliger Krieg und keine Vergeltung unmenschlicher Taten oder sonstige Anwendung von Gewalt zur Verteidigung des Glaubens und/oder der Gläubigen (oder einer „Heiligen Stätte“) hat jemals einen Märtyrer hervorgebracht! Wer anderes behauptet, hat die Botschaft Christi nicht verstanden. Wer anderes behauptet glaubt nicht an den Messias und der verkündigt ihn auch nicht.

Bemerkung am Rande: Am Rande des Geschehens steht ein gewisser Saulus, ein junger Mann, der gerade der Hinrichtung des Stephanus zugestimmt hatte und in diesem Moment wohl entschied, Gott dienen zu wollen, indem er diese Häresie – also das junge Christentum, das sich zu dieser Zeit „der Weg“ nannte – ausrottet. Er wird Gott dienen, aber ganz anders, als er sich das an der Hinrichtungsstätte vorgestellt hat.

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