Lukas 1, 1 - 56 (1. - 4. Januar)

Der Evangelist Lukas war Arzt, also Wissenschaftler. Daher ging er auch wissenschaftlich an die Sache ran, als er vom Heiligen Geist den Auftrag erhielt, ein Evangelium zu schreiben: Er sammelte Berichte von Augenzeugen, verglich sie mit den alten Prophezeiungen und brachte die Geschichten und Berichte so in einen sinnvollen Zusammenhang.  Es ist klar, dass er nicht objektiv war – wenn du glaubst, glaubst du und siehst die Dinge anders, als jemand der nicht glaubt, siehst die Zusammenhänge, wo andere nur Träumereien und Zufälle sehen. Aber seine Version des Evangeliums ist sicherlich die am sorgfältigsten recherchierte. Darüber hinaus ist Lukas auch Verfasser der Apostelgeschichte. Das Lukas-Evangelium und die Apostelgeschichte sind damit als journalistische Bearbeitung der sich in jener Zeit ausbreitenden Verkündigung zu verstehen und in der Tat, waren beide Werke eher an die hellenistische Welt, also die Heiden gerichtet. Lukas schrieb beide Werke an seinen Freund Theophilus, einen römischen Christen. Damit sind wir schon fast mitten im ersten Kapitel.

Ich spare mir im Folgenden die Formulierungen „Lukas schreibt“ und erzähle einfach was das steht und was ich herauslese.

Zacharias ist Priester. Er und seine Frau Elisabeth gelten bei den Juden als rechtschaffen und untadelig, allerdings konnten sie keine Kinder bekommen, denn Elisabeth war unfruchtbar. Kinderlosigkeit, also von Gott nicht mit Kindern gesegnet worden zu sein, konnte einem seinerzeit durchaus als Makel angesehen werden. Man kann sich also vorstellen, wie innig die beiden für ein Kind gebetet hatten, zumindest als sie beide noch jung waren. Das ist inzwischen aber auch vorbei.

Als nun Zacharias mit dem Tempeldienst an der Reihe ist, erscheint ihm der Engel Gabriel und verkündet ihm, dass Gott ihr Gebet erhört hat. Elisabeth wird einen Sohn bekommen, dem er den Namen Johannes geben soll. Hierbei wird es sich um ein ganz besonderes Kind handeln. Er wird asketisch in der Wüste leben, vom Heiligen Geist erfüllt sein und er wird – ganz im Geiste Elias – das Volk auf die Ankunft des Herrn vorbereiten.

Zacharias glaubt das nicht und verlangt Beweise. Die bekommt er, wenn auch anders als erwartet. Bis zur Geburt des Kindes wird er stumm bleiben, so der Engel. Dumm gelaufen. Als Zacharias aus dem Tempel herauskommt um den Segen über das Volk auszusprechen, bekommt kein Wort heraus. Überlege dir zweimal ob und wie du Gott herausforderst!

Sechs Monate später erscheint der Engel ein zweites Mal, dieses Mal in Nazareth, einer Stadt in Juda mit schlechtem Ruf, bei einer völlig unbedeutenden, von der Öffentlichkeit vermutlich nicht wahrgenommenen, jungen Frau, namens Maria, der Verlobten Josefs, und verkündet auch ihr, dass sie ein Kind empfangen werde, einen Sohn, dem sie den Namen Jesus geben soll. Dieses Kind werde der Retter für sein Volk und die ganze Welt sein und man werde ihn Sohn des Höchsten nennen.

Nun muss man wissen, dass die Verlobung im alten Israel eine andere Bedeutung hatte als eine moderne Verlobung. Verlobung hieß, die Eltern der Kinder hatten einen Deal, die beiden Kinder waren so gut wie verheiratet. Die Eltern der Tochter sperrten ihr Kind quasi weg, bis es im richtigen Alter war (das war auch oft deutlich jünger als heute) und bis der Mann die Mitgift bezahlen konnte. Hochzeit war dann die feierliche Übergabe. Die Tochter zog ins Haus ihres Ehemanns.

Daher fragt sich Maria zurecht, wie das mit dem Kind empfangen in ihrer Situation denn funktionieren sollte. Der Engel erklärt ihr, dass der Heilige Geist das erledigen würde; Gott sei nichts unmöglich, ihre Verwandte Elisabeth würde in ihrem Alter ja auch noch ein Kind bekommen, zwar von Zacharias, aber nur durch die Gnade Gottes. Das ist Erklärung genug für Maria, sie ergibt sich dem Willen ihres Gottes. Nach meiner Erfahrung lässt Gott bei den wirklich wichtigen Dingen aber ohnehin nicht mit sich handeln, er hatte in Maria von vorneherein eine Dienerin mit der richtigen Gesinnung ausgesucht.

Nachdem Maria diese Botschaft einigermaßen verdaut hat, macht sie sich erst mal auf den Weg zu Elisabeth. Wenn jemand das Wunder verstehen würde, dann sie! Als sie ankommt und Elisabeth grüßt, tritt deren Kind im Mutterleib erst mal freudig. Mutter und Kind erkennen durch den Heiligen Geist sofort, wer da – zusammen mit Maria – in ihr Haus kommt.

Maria selbst ist außer sich vor Freude. Sie stimmt einen Lobpreis auf ihren Gott an, der sich den Geringen der Welt annimmt. Danach bleibt sie bis kurz vor der Geburt des Johannes bei Elisabeth.

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