1. Korinther 8 (16. + 17. August)

„Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.“ (1. Kor 13,1)

Eine weitere Frage der Korinther war, ob man Götzenfleisch – also Fleisch, das irgendeinem fremden Gott geopfert und nun auf dem Markt oder von Gastgebern angeboten wurde – essen dürfe. Die Meinung war gespalten.

Paulus analysiert die Situation, tut also etwas, wozu die Korinther mit all ihrer Erkenntnis selbst in der Lage gewesen wären, wenn sie nicht nur mit ihrem Wissen prahlten, sondern ihren Brüdern und Schwestern auch die gebotene Liebe entgegenbrächten.

Oberflächlich betrachtet sei Götzenfleisch, da es keine anderen Götter als nur Gott gibt, natürlich einfach nur Fleisch und könne daher, wie alle Nahrung für die Körper, bedenkenlos gegessen werden. Manche, besonders im Glauben noch nicht so Starke, würden in diesem Fleisch aber immer noch Götzenfleisch sehen und in dessen Verzehr meinen, einen Götzendienst zu erkennen, der uns verboten ist. Wenn man in deren Beisein oder mit deren Wissen solches Fleisch esse, würde man bestenfalls ihr Gewissen belasten (denn nach deren Verständnis wären sie ja dann Mitwisser, Komplizen einer Sünde), schlimmstenfalls wäre man ein schlechtes Beispiel, der andere dazu verführt Lust an der Sünde zu haben. In der Liebe zum Nächsten, im Wunsch, nicht zuerst das Beste für mich sondern für den Nächsten zu suchen, läge die Antwort: Auch wenn ich meine, etwas besser zu verstehen, als mein Nächster, so nehme ich in meinem Verhalten auf seine Bedürfnisse Rücksicht.

Paulus spricht davon, dass es in dieser Welt viele „Götter“ und „Herren“ gebe und es ist wichtig, sich das immer wieder bewusst zu machen. Die aktuelle Debatte um die Corona-Impfung und alle weiteren diskutierten Schutzmaßnahmen machen das deutlich.

Wir haben derzeit mehrere konkurrierende „Götter“ / „Herren“ unter uns: das Virus (mit all seinen Mutationen), die äußerlichen Schutzmaßnahmen (Hygiene, Abstand, Tests…), die Impfung und die – meist von Gegnern der Maßnahmen einschließlich der Impfung vorgebrachte – so genannte Freiheit. Ja, all dies sind derzeit „Herren“ über uns, die sie bestimmen unser Handeln auf die eine oder auf die andere Weise. Die „Freiheitskämpfer“ in dieser Reihe mögen nun einwenden, dass sie sich ja gerade gegen diese von außen aufgezwungenen Herren auflehnen und damit doch nachgewiesenermaßen die Guten seien. Ihnen sei gesagt: Es gibt auch „innere Herren“, die das Handeln bestimmen. Die persönliche Freiheit ohne Rücksichtnahme auf Bedenken, in vielen Fällen sogar Gefährdung (z.B. bei Immunschwächen und andere Erkrankungen, die eine Infektion besonders gefährlich machen) wie eine Monstranz vor sich herzutragen offenbart den „irdischen Herrn“, dem diese Menschen auf den Leim gegangen sind. Diese Form der geforderten persönlichen Freiheit ist nach christlichen Maßstäben nicht zu rechtfertigen und Christen, die sich solchen Gruppen anschließen sind anderen Christen ein Anstoß. Die Liebe fordert von Christen in dieser Hinsicht beides: Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, um sich und andere zu schützen (die Schutzwirkung der Impfung ist nachgewiesen!), als auch die Bereitschaft – wenn nötig – all die anderen Maßnahmen weiter zu (er)tragen um den Schutz für Nicht-Geimpfte (besonders natürlich jene, die sich nicht impfen lassen können, aber auch jene „Freiheitskämpfer“) zu erhöhen. (Eine gesellschaftliche bzw. politische Entscheidung wird dagegen sein, wie lange der Widerstand von der Gemeinschaft noch finanziell subventioniert werden soll.)

Christen wissen um ihre Freiheit; sie wissen, dass ihre Freiheit durch praktische Nächstenliebe niemals eingeschränkt wird. Im Gegenteil: Praktische Nächstenliebe ist das Fundament unserer Freiheit!

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Liebe, auch Nächstenliebe, ist etwas, das man unaufgefordert und gerne gibt, nichts, das von anderen einfordert.

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