2. Korinther 3 (11. + 12. September)

„Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei. Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23, 45-46)

Paulus spricht in Kapitel 3 von der offengelegten Herrlichkeit der Gnade Gottes und von der Autorisation seines Aposteldienstes und der seiner Mitarbeiter.

Es scheint bei den Korinthern Zweifel gegeben zu haben, ob Mitarbeiter im Team des Paulus überhaupt an der Tischgemeinschaft des Herrn bei in der Gemeinde teilnehmen dürften. Paulus kann wohl nicht direkt gemeint gewesen sein, denn er schreibt ihnen ja hier diesen Brief, aber Zweifel an jedem der von ihm nach Korinth gesandten Mitarbeiter sind gleichzusetzen mit Zweifel an ihm.

Paulus ist hier zurecht von der Haltung der Korinther bitter enttäuscht.

„Brauchen wir - wie gewisse Leute - Empfehlungsschreiben an euch oder von euch?“  (2. Kor 3,1)

Diese Frage bedeutet: Einem Mitarbeiter von Paulus wurde die Teilnahme am Abendmahl oder das Recht in der Versammlung zu sprechen verweigert, weil Gemeindemitglieder dieses Recht anzweifelten und eine „neutrale“ Empfehlung (vermutlich also eine Empfehlung durch Personen, welche die Autorität des Paulus und das von ihm verkündete Evangelium der Gnade anzweifelten).

Paulus wird hier sehr deutlich. Die Autorität kommt von Gott und das Empfehlungsschreiben ist ihr eigener Glaube, geschenkt von Gott, empfangen vom und mit dem Heiligen Geist. Was hier aber auch zwischen den Zeilen steht, ist: „Wenn ihr das nicht erkennen könnt, dann habt ihr den Glauben und die Gnade, die ihr durch uns als Überbringer empfangen habt, nicht angenommen!“

Ganz offensichtlich hatten Judaisten, also Anhänger der Lehre, dass man zuerst Jude sein müsse, ehe man die durch Christus erworbene Gnade empfangen könne, ganze Arbeit bei einigen einflussreichen Korinthern, vielleicht gar einigen in der Gemeinde lebenden zum Christentum gewechselten Juden, geleistet. Es ist anzunehmen, dass diese sich weigerten den Heiden-Christen im Team des Paulus auch nur zuzuhören.

Deshalb stellt Paulus nun Gesetz (Alter Bund) und Gnade (Neuer Bund) gegenüber und erklärt: Ja, der Alte Bund strahlte von der Herrlichkeit Gottes so stark, dass Moses sogar sein Gesicht verhüllen musste, als er den Israeliten das Gesetz brachte. Und doch ist er blass gegen die Herrlichkeit der Gnade. Die Verteidiger des Alten Bundes können diese größere Herrlichkeit nur nicht erkennen, weil sie immer noch unter der Decke des Moses sind, weil sich für sie diese überwältigende Herrlichkeit Gottes immer noch hinter dem Tempelvorhang verbirgt.

Was wir also wahrnehmen, wenn wir das Wort Gottes hören, ist eine Frage des Glaubens. Wer an Moses glaubt, hört beim Wort Gottes das Gesetz, wer an Christus glaubt, empfängt den Heiligen Geist und sieht die unverhüllte Herrlichkeit der Gnade.

Woran wir uns aber auch immer wieder erinnern müssen ist, dass beim Evangelium allein die Botschaft zählt, nicht der Überbringer. Wer die Wertigkeit der Verkündigung an bestimmte Personen oder deren Position innerhalb einer Hierarchie knüpft, hat noch nicht erkannt, worauf es ankommt, ist noch nicht zur unverhüllten Herrlichkeit der Gnade, die alle Gläubigen gleichermaßen erfasst, durchgedrungen.

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