2. Korinther 7 (19. + 20. September)

Noch einmal betont Paulus, welch großer Trost und welch große Freude es für ihn und sein Team gewesen sei, in der großen Gefahr, der sie in Mazedonien ausgeliefert waren, bei der Rückkehr des Titus von der Umkehr und dem Eifer der Korinther erfahren zu haben. Es war Trost zur rechten Zeit.

Paulus freut sich zwar nicht darüber, dass der erste Brief die Gemeinde betrübt hat, aber er bereut seine strengen Worte auch nicht. Diese Traurigkeit sei eine gottgewollte, die eine Besinnung und Umkehr in den Korinthern bewirkt habe. Sie, selbst von kurzer Dauer, habe eine umso größere Freude im nun gelebten Eifer für Gott und das Evangelium ausgelöst, und genau das sei das Zeichen einer gottgewollten Traurigkeit: sie bringe den Menschen zurück zu Gott und rette ihn auf diese Weise.

Dass genau das geschehen werde, weil sie, die Korinther, ihr Herz am rechten Fleck hätten, das habe er dem Titus vor dessen Hinreise erzählt und dass es nun genauso eingetreten sei, erfülle sie alle mit großer Freude und spende ihnen neuen Mut und neue Kraft.

Paulus bringt hier das Grundvertrauen ins Spiel, das jeden gläubigen Christen durch sein Leben begleitet. Es handelt sich hierbei nicht um die viel zitierte „rosarote Brille“, welche die oft harte Realität in einen diffusen Dunst und Weichzeichner hüllt. Nein, Paulus hatte im ersten Brief die Gefahren und den Irrweg der Korinther klar und unmissverständlich angesprochen. Er tat dies aber in dem Vertrauen, dass die Korinther in ihren Herzen ihren Irrtum bereits erkannt hatten und nur diesen Anstoß brauchten, um wieder auf ihren Weg zurückzufinden. Paulus vertraute hier auf den Glauben der Gemeinde, also den Menschen, die er kannte, er vertraute aber auch auf Gott, der auch und gerade in diesen Situationen der Herausforderung an der Seite seiner Kinder steht und ihnen über den Heiligen Geist die notwendige Stütze und Führung zukommen lässt.

Das ist die Haltung eines Christen: Er sieht die Welt, wie sie ist – und das ist oft nicht schön, in vielen Punkten schwer erträglich – er beurteilt die Situation so gut es geht objektiv und nüchtern und zieht seine Schlüsse daraus – das heißt, er ist stets bereit innezuhalten und im Gebet Führung von seinem Gott zu erbitten – aber er vertraut darauf, dass mit Gottes Hilfe und seinem Geist stets eine Umkehr und Rettung in greifbarer Nähe ist, wenn die Menschen bereit sind diese anzunehmen.

Und wo ist denn dieser Gott bei den großen Herausforderungen, denen sich die Menschheit im Moment zu stellen hat? Er ist nah. Wir sehen die Dinge und wir erkennen, es gibt genug Grund für diese von Paulus genannte „gottgewollte Traurigkeit“, die Rettung bringen würde. Es liegt an unserer Bereitschaft, uns dieser zu stellen, um die Schritte zu gehen, die wir ohne diese Traurigkeit nicht wagen. Dass die Welt um uns herum (die Welt, die Gott nicht kennt) diese Traurigkeit vermutlich nicht annehmen wird, darf uns nicht davon abhalten, uns Gott zuzuwenden! Die Korinther haben auch nicht gewartet, bis die ungläubige Welt auf ihren Kurs einschwenkt. Die „gottgewollte Traurigkeit“ ist eine individuelle Erfahrung; sie verändert jeden einzelnen. Erst durch die Änderung im Individuum geschieht die Änderung in der Gemeinde. Das Schauen auf die anderen, das Warten auf deren Bereitschaft etwas zu ändern, ist keine christliche Haltung, sondern eine weltliche – genannt „Schwarmintelligenz“ (in dieser Situation ist „Intelligenz“ zugegebenermaßen kein sehr treffender Ausdruck). Wenn es also Punkte gibt, bei denen sich die globale, christliche Gemeinde und somit auch jeder einzelne Christ ganz hart von der Welt absondern sollte, so gehört dieser ganz sicher dazu.

Schaut nicht auf die anderen, hört nicht auf das, was die Welt (dazu gehören auch die „Filterblase“, die Vorurteile – die meist gar nicht als solche gekennzeichnet sind! – und daraus resultierende Erwartungen und die „rosarote Brille“) euch sagt, schaut und hört auf Gott! Und vertraut seinem Rat.

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