Quo vadis?

Die Gläubigen der katholischen Kirche mussten heute erschrocken zur Kenntnis nehmen, dass Kardinal Marx seine Ämter zur Verfügung stellt. Er wolle Verantwortung für die Verfehlungen der Kirchenführung übernehmen und sehe die katholische Kirche derzeit an einem toten Punkt angelangt.

Wenn der Laden erstarrt scheint, ist es an der Zeit, dass sich die Menschen bewegen.

Die Menschen in der katholischen Kirche bewegen sich aber, da ist jede Menge Bewegung! Es ist die Führung, die unverständig auf diese Kirche starrt, selbst erstarrt, da unfähig, diese Bewegung zu deuten, aber auch unfähig, sich aus der eigenen Erstarrung zu lösen.

Es gab schwere Verfehlungen auf allen Ebenen der Führung und eigentlich, wenn wir ehrlich sind, verwundert das nicht. Es sind Menschen, die diese Kirche leiten und die eingefahrenen Strukturen verhindern eine effektive Selbstkontrolle. Der Missbrauch von Macht ist in diesem System leider vorprogrammiert (gewesen) und hat zu allen Zeiten stattgefunden. Unerträglich ist, wie mit dieser Schuld umgegangen wird, unerträglich wie Bewegung in der Peripherie wahlweise ignoriert oder unterdrückt wird, um eine Kirchenhierarchie zu erhalten, die in dieser Form nicht lebensfähig ist. Sie war es vermutlich nie, Macht durch Angst verträgt sich nun mal nicht mit dem offiziellen Slogan unseres einzigen Anführers: „Fürchtet euch nicht!“

Freunde, wir sollen uns nicht einmal vor Gott fürchten und die ganze Macht der Kirche beruhte all die Jahrhunderte genau auf der Furcht vor der Kirchenführung, die mit dem Fegefeuer drohte, einer Führung, die es in dieser Form mit diesem Selbstverständnis und Selbstbild gar nicht geben dürfte.

Wen wundert es da noch, dass Menschen, nachdem dieses System aus Furcht und Angst zusammengebrochen ist, im Angesicht der angehäuften Verfehlungen, ja Verbrechen, weglaufen aus dieser Kirche?

Doch ist Kirchenaustritt wirklich die richtige Reaktion auf diese Situation?

Die Kirche, das sind doch nicht ein paar alte Männer, die die Aufforderung „Wer groß sein will, der soll euer Diener sein“ einfach in unerlaubter Weise umgedreht haben und ihn deuten als „Wer sich bereit erklärt, euch zu dienen, der soll der Größte unter euch sein“.

Wir wissen, wer die Kirche ist. Wir wissen, wir sind diese Kirche, egal was die alten Männer sagen. Wir, das sind Menschen – viele Menschen. Menschen, die dienen, Menschen, die füreinander da sind, Menschen, die täglich mit Freude ihrem Herrn nachfolgen. Aber wir, das sind auch Menschen, die ein langes Leben lang Mitglieder in dieser Familie mit Namen „katholische Kirche“ waren und denen jetzt die Kraft fehlt, nochmal neu anzufangen.

Wer sich also aus verständlicher Entrüstung und Enttäuschung endgültig von dieser Kirche abwendet, der wendet sich nicht von der Führung ab, sondern von diesen Menschen, die nicht mehr aufbrechen können – vielen Menschen.

Christus ging es bei seiner Botschaft nie um eine Führung, ihm ging es nie darum, eine Kirchenhierarchie aufzubauen. Doch auch wenn er die Kirchenführung seiner Zeit scharf kritisierte, ist er nie aus dieser Gemeinschaft ausgetreten, denn ihm ging es um die Menschen. Gott geht es um die Gemeinschaft der Menschen und die versammelt er in seiner Kirche, die katholische ist ein Zweig am Rebstock.

Ihr wollt euren Glauben leben? Dann geht zu den Menschen! Und diese Menschen gibt es auch in der Kirche. Und es gibt sehr viele davon – viel mehr als die paar Verirrte, die glauben, die Frohe Botschaft sei nur für sie geschrieben worden. Legt euch mit „denen da oben“ an, wenn sie den falschen Weg eingeschlagen haben, genau, wie Christus das getan hat. Er hat es getan, obwohl er wusste, dass das bei dieser Führung hoffnungslos ist. Er tat es nicht für die Führer, sondern für die von ihnen Geführten. Und vergesst vor allem nicht, darauf zu achten, wohin ihr selbst geht auf eurem Weg.

Passt auf! Kardinal Marx stellt seine Ämter zu Verfügung; er möchte sich von der Kirchenführung trennen, nicht von der (katholischen) Kirche!

Christen haben Gott auf ihrer Seite, denn er hat sie in diese Kirche geholt. Darum kann man sie auch nicht aus dieser Familie rausekeln. Der einzige Weg uns loszuwerden, wäre uns rauszuschmeißen.

Lasst uns Christus nachfolgen.

Seid Licht, dass es sie blendet!