Die Kirchenorganisationen scheitern am ersten Gebot!

Na, wie hieß das erste Gebot doch nochmal? „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben und dir auch kein Bildnis machen“

So haben wir das zwar gelernt, aber es ist nur fast richtig! Den wesentlichen Teil lassen wir weg. Bezüglich der Bildnisse befiehlt uns Gott nämlich:

„Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was in den Wassern, unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“ (2. Moses 20, 4-5)

Da gleich danach die Geschichte mit dem eifersüchtigen Gott kommt, fällt uns der fettgedruckte Teil oft gar nicht auf, doch auf den kommt es an!

Auch wenn wir die Schöpfungsgeschichte nicht wörtlich nehmen, so glauben wir doch, dass Gott den Menschen geschaffen hat. Dann muss Gott den Menschen aber auch kennen. Er weiß, wir verstehen Dinge, indem wir uns ein Bild von ihnen machen. Warum sollte Gott uns verbieten zu sein, wie er uns geschaffen hat?

Nein, worum es ihm geht, ist das Anbeten dieses Bildes. Sobald wir uns Gott nähern, sei es durch eine himmlische Begegnung (eine Berührung Gottes) oder durch intensives Bibelstudium oder sonst irgendeiner Glaubensübung – wir machen uns ein Bild vom Erlebten oder Erkannten. Erst durch dieses Bild wird aus dem Erlebten eine Erfahrung.

Gott macht uns im ersten Gebot darauf aufmerksam, dass wir nie vergessen sollen, dass wir mit Bildern „funktionieren“. Es muss uns in jedem Schritt den wir glauben auf Gott zuzugehen bewusst sein, dass wir uns unserem eigenen Gottesbild nähern.

Gott weiß das und wird uns neue Erkenntnisse in den Weg stellen, die unser Gottesbild immer wieder erschüttern, manchmal sogar wie eine Statue komplett zum Einstürzen bringen. In diesen Momenten muss uns klar sein: Ich erfahre in diesem Moment, dass mein Gottesbild nicht korrekt – vielleicht sogar völlig falsch – ist. Es ist kein Grund an Gott zu zweifeln, denn es ist Gott, der mir diese Erkenntnis gibt.

Was dies mit den Kirchenorganisationen zu tun hat, hast du vielleicht schon selbst erkannt.

Missionare haben seit 2000 Jahren nichts anderes getan. Durch ihre Verkündigung vom Evangelium haben sie Gottesbilder in die Menschen hineingelegt. Das ist nichts Böses, denn ohne diese Bilder hätten sie die Menschen nie erreicht.

Zusammen mit der Entwicklung der Organisation wurde auch das dadurch vermittelte Gottesbild immer verfestigter und irgendwo auf dem Weg geschah es dann: Die Kirche vergaß, dass sie sich ein Bild von Gott geschaffen hatte und fing folgerichtig an, dieses selbst geschaffene Bild anzubeten und mit den Organisationen auch die Gläubigen.

Und jetzt mit dem ganzen Drum-Rum des Informationszeitalters fällt den Gläubigen auf, dass alles irgendwie nicht zusammenpasst. Zu weltlich ist die Kirche geworden (was nicht verwundert, denn das vermittelte Gottesbild ist ein irdisches, ein von Menschen erschaffenes). Einige wenden sich enttäuscht ab, andere sehen in den Widersprüchen gar einen triftigen Grund, an Gott zu zweifeln. Und sie zweifeln zurecht, denn der Gott der Kirche, der von den Kirchentreuen angebetet wird, existiert wirklich nicht. Der eine Gott wurde schon lange durch ein Bild ersetzt, das sich aus Ritualen, Traditionen und Vorschriften zusammensetzt.

Und die Kirchenorganisationen können an diesem Punkt bei Forderungen nach Änderungen nicht anders, als sich zu wehren und sich immer krampfhafter an ihrem Bild festzuhalten, den wahren Glauben geradezu im Unverrückbaren des Existenten (der Vergöttlichung des Bildes) zu sehen. Alles andere wird als Verrat empfunden.

Die Kirchenorganisationen erleben mehr als eine Existenzkrise, es handelt sich um eine ausgewachsene Sinnkrise. Ihre Existenz ist durch diese Entwicklung nicht nur gefährdet, sie droht ihren Sinn zu verlieren. Die Führer der Kirchen mögen dies sogar inzwischen erkannt haben, aber wer wagt es offen auszusprechen? Wer will namentlich mit dem (vermeintlichen) Ende der bekannten Kirchen in Verbindung gebracht werden?

Was wir uns dabei weigern zu sehen, ist, dass Gott uns diese Erkenntnis in den Weg stellt. Er zerbricht die Bilder, die wir uns gemacht haben und macht für uns so den Blick wieder frei. Die Krisen der Kirchenorganisationen sind spürbares Handeln eines existenten, lebendigen Gottes, der nach wie vor seinen Kindern in Liebe zugewandt ist. In der Krise ist Gott da. Gott ist in dieser Krise!

Es ist gleich das erste Gebot, an dem die Kirchenorganisationen scheitern … und immer wieder scheitern werden, solange sie nicht bereit sind es richtig zu lesen und zu verstehen.