Die Krone der Schöpfung

Wir, die Gemeinschaft der Freunde Gottes, sind einem Irrtum aufgesessen! Über Generationen hinweg glaubten wir, der Mensch – von Gott als letztes Geschöpf erschaffen und mit göttlichem Odem belebt – sei die Krone der Schöpfung. Das lag an einem falschen Verständnis für die folgende Bibelstelle:

„Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von seinem ganzen Werk, das er gemacht hatte.“ (1.Mo 2,2)

Zugegeben, dieser Satz klingt nach: „Am siebten Tag tat Gott nichts.“ Doch das ist falsch. Gott, der Herr über Zeit und Raum, erschuf den siebten Tag! Und später, durch das Gesetz, das er Mose übergab, verdeutlichte er, dass dieser Tag in der Schöpfung höher steht als der Mensch:

„Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!“ (2.Mo 20,8)

Davor stehen die Gebote über den Umgang mit Gott, danach stehen die Gebote über den Umgang mit den Mitmenschen und mir selbst. Der siebte Tag steht also zwischen Gott und den Menschen; er verbindet uns mit ihm, wenn wir den Tag heiligen – er trennt uns von ihm, wenn wir das nicht tun.

Die Krone der Schöpfung, das ist der Sabbat, der siebte Tag!

Dies erklärte eben im Radio ein Vertreter der evangelischen Kirche und es leuchtete mir sofort ein, dass das genauso stimmt. Damit war das auch gleich wieder der Hinweis, dass Gott wirklich alle verfügbaren Kanäle, Medien und Menschen, nutzt, um uns die Dinge zu sagen und zu zeigen, die wir erkennen sollen.

Der Sabbat, als Krone der Schöpfung, hat im Leben daher eine viel größere, umfassendere Bedeutung, als wenn er nur Freizeit bedeutete. Ruhe, im Sinne der von Gott verordneten Ruhe, ist eine aktive Ruhe, eine Rückschau, ein Betrachten des in den vergangenen sechs Tagen – hoffentlich mit Gott – zurückgelegten Weges, ein Erkennen, wo der Kontakt richtig eng war aber auch, wo es Störungen in der Verbindung gab, ein Verbinden dieser Woche mit den Wochen davor, ein Betrachten, welcher weitere Weg sich für mich daraus ergeben könnte – also ein „sich-bereit-Machen“. Das ist im engeren Sinne Gottesdienst! Gott hat Pläne mit jedem einzelnen in dieser Gemeinschaft seiner Freunde und er legt sie offen vor uns hin. Allerdings braucht es Zeit, sie zu verstehen.

Gottesdienst am siebten Tag der Woche heißt also: zur (inneren und äußeren) Ruhe kommen, den Geist in mir reden lassen und zuhören. Dies kann natürlich im Rahmen einer der üblichen Gemeindeversammlungen geschehen, die wir auch Gottesdienst nennen. Wichtig ist aber – egal wo ich den Gottesdienst begehe – dass ich nichts anderes mache oder plane. Mose saß in seinem Zelt in das auch Gott eintrat, und Mose hörte zu. Das ist nicht nichts tun und jeder, der es schon einmal probiert hat, weiß, dass dieses als Stille empfundene Zuhören oft schwieriger empfunden wird, als jede sauber mit vielen Aktivitäten verplante „Freizeit“ am Wochenende. Insofern ist die Gemeindeversammlung mit Gebet, Predigt, Abendmahl und Lobpreis eine wirklich wichtige Hilfestellung, weil hier das Zuhören organisiert ist und somit nicht das Gefühl aufkommt, gar nichts zu tun. Außerdem motiviert mich die Gemeinde um mich herum durchzuhalten und der regelmäßige Wechsel der Methode fokussiert mich immer wieder, falls ich doch einmal innerlich abdrifte.

Wenn du Gott begegnen möchtest und keine Übung darin hast, dann brauchst du entweder eine schier übermenschliche Disziplin und Geduld (vom Gottvertrauen mal ganz abgesehen) oder du brauchst organisierte Übungsräume und -zeiten – das sind die Gemeindeversammlungen, die wir Gottesdienst nennen.

Die Krone der Schöpfung, der siebte Tag in jeder Woche, ist damit sichtbares Zeichen der Gegenwart Gottes in unserem Leben und in unserer Welt. Den siebten Tag zu heiligen bedeutet, uns immer wieder seiner Rolle in der Schöpfung, eben als deren Krönung, bewusst zu machen – an jedem siebten Tag.