Zufälle …

Eine etwas andere Betrachtung der Schöpfungsgeschichte

War gestern mal wieder so ne Nacht. Ich war vor dem Fernseher eingeschlafen und als ich denn die Glotze ausschaltete und ins Bett ging, bekam ich kein Auge mehr zu. Nach einer knappen Stunde wurde mir die Sache zu blöd und ich kehrte zum Fernseher zurück. Wie es der Zufall so wollte, lief bei ARD Alpha „Alpha-Centauri für Schlaflose“. Gehört zu meinen Lieblingsreihen, also blieb ich da …

Harald Lesch sprach über die Anfänge des Universums, gewissermaßen den Akt der Schöpfung aus dem Blickwinkel der Naturwissenschaften. Mal sehe, was ich noch zusammen bekomme. Grobe, sachliche Fehler bitte melden – es war schon nach drei Uhr, mir war nicht nach mitschreiben und ich bin auch jetzt am helllichten Tage zu faul die exakten Details zu googlen, die Zusammenhänge werden meiner Meinung nach auch mit einer gewissen „Unschärfe“ deutlich.

Da war also der Urknall. Eine ungeheuerliche Menge Energie auf engstem Raum, es war extrem heiß, daher expandierte der Vorgang. Nach etwa 15 Sekunden war die Energie so weit abgekühlt, dass die physikalischen Kräfte zu wirken begannen und Materie und Antimaterie entstand. Ganz zufällig kamen auf 1 Milliarde Teilchen Antimaterie 1 Milliarde und 1 Teilchen Materie – ein grober Schnitzer in einem Universum in dem alles nach Symmetrie strebt. Und doch verdanken wir unsere Existenz diesem überzähligen Teilchen, denn bei absoluter Parität hätte sich das gerade entstandene Universum in ein Energiewölkchen aufgelöst. Wie Harald Lesch es formulierte: Man muss ein Meister sein, für so einen Schnitzer!

Nun, da Materie da war auf die die physikalischen Kräfte wirken können taten sie das auch. Der Physiker interessiert sich natürlich nun dafür, was denn mit diesem Universum geschehen wäre, wenn die Kräfte stärker oder schwächer ausgefallen wären und stellt fest: Es gibt praktisch keinen Spielraum! Wäre die Gravitation etwas schwächer ausfallen, hätte sich die junge Materie in alle Winde zerstreut, bei nur geringfügig stärkerer Gravitation dagegen, wäre die gesamte Materie wieder in sich zusammengestürzt. Da dies nicht passierte, bildeten sich Protonen, Neutronen, Elektronen und die geheimnisvollen Neutrinos und aus Protonen, Neutronen und Elektronen bildeten sich die ersten Atome, nämlich Wasserstoff und etwas Helium. Hier lohnt es sich, mal die elektromagnetische Wechselwirkung zu betrachten. Wäre diese etwas schwächer, so wären die Atome wieder auseinandergeflogen, etwas stärker und die Atome wären in sich zusammengestürzt. So gilt das im Wesentlichen für alle vier physikalischen Grundkräfte.

Wir haben jetzt also jede Menge Wasserstoff und die Gravitation sorgt dafür, dass sich die ersten Sonnen bilden. Diese sind riesig, verbrauchen ihre Energie sehr schnell und explodieren nach wenigen Millionen Jahren in Supernovae, wobei durch Kernschmelze nach und nach alle weiteren Elemente entstehen, aus denen letztendlich auch der Mensch aufgebaut ist. Die derzeit im All treibenden Sonnen, auch unser Stern, sind Ur-Ur-Ur…-Enkel dieser ersten Sonnen. Nun ist Sonne aber nicht gleich Sonne. Seitdem wir tiefer ins All blicken können, sehen wir, dass aus einer Ansammlung von Wasserstoff oftmals eben nicht eine einzige Sonne entsteht, sondern ein Doppelsternsystem, also zwei Sonnen, die umeinander kreisen. In einem Doppelsternsystem können sich aufgrund der dort wirkenden Gravitationskräfte zwischen den Sonnen keine Planeten bilden und in Systemen mit einer Sonne ist es oft so, dass sich die Sonne schneller ums sich selbst dreht als die Planeten dies tun, was häufig dazu führt, dass sich die Planeten irgendwann gar nicht mehr um ihre Achse drehen, also immer dieselbe Seite zu ihrer Sonne gerichtet ist. Eine Seite glüht also, während die andere in ewiger Nacht gefriert – für Leben ungeeignet. Dazu kommt, dass die Gasriesen, die in jedem Sonnensystem aufgrund der leichteren Elemente weiter draußen entstehen, irgendwann so langsam werden, dass sie nach innen in einen sonnennahen Orbit stürzen und auf ihrem Weg dorthin, die Gesteinsplaneten entweder in die Sonne werfen oder aus dem Sonnensystem ins tiefe All kicken. Das Weltall ist wahrscheinlich voll von diesen Waisenplaneten, die ohne Sonne selbst für die stärksten Teleskope praktisch unsichtbar bleiben.

Ein weiteres Problem, das bei Sonnen häufig beobachtet wird, ist Energieverschwendung infolge der schnellen Drehung um die eigene Achse. In Jets mit 100 bis 1000 km/s schießen diese Sonnen Energie durch ihre Pole ins All. Mal ganz abgesehen davon, dass sie mit diesen Jets alles – auch Planeten – verdampfen, was sich zufällig in deren Weg befindet, brennen sie in relativ kurzer Zeit aus. Selbst wenn sich also Planeten gebildet haben, diese nicht vor ihrer Zeit von einem Jet verdampft wurden, und auch sonst vielleicht alles passen würde, wird die Zeit zur Entwicklung von Leben, erst recht intelligenten Lebens, zu kurz sein, weil die Sonne nach ein paar Millionen Jahren erlöscht.

Bei unserer Sonne ist das anders. Sie hat sich in ihrer Jugend ziemlich schnell beruhigt und wird so ca. 10 Milliarden Jahre durchhalten. Sie ist jetzt ungefähr in der Mitte ihrer Lebenszeit angekommen, also gewissermaßen im besten Alter. Außerdem dreht sie sich sehr langsam (25 – 30 Erdtage entsprechen einem Sonnentag); dafür drehen sie die Planeten unseres Sonnensystems verhältnismäßig schnell. Unsere Sonne hat ihr Drehmoment also irgendwie auf die Planeten in ihrem System übertragen. Die Physiker rätseln heute noch, wie sie das gemacht hat. Aber nur weil es so ist, bleiben aber bei uns die Planeten einigermaßen stabil in ihrem Orbit um die Sonne.

Einschub: Übrigens weiß man heute, dass unsere Sonne, so wie sie heute ist, nur deshalb entstehen konnte, weil wenige zigtausend Jahre davor (in der Zeitrechnung des Universums ein Wimpernschlag) in unmittelbarer Nähe eine riesige, ausgebrannte andere Sonne in einer Supernova explodierte und so alle Materialien für unser Sonnensystem frei Haus lieferte. Aber das nur am Rande.

Nun haben wir also ein stabiles Sonnensystem aber immer noch kein intelligentes Leben – dazu war noch mehr nötig! In unserem Sonnensystem befinden sich drei Planeten in der habitablen Zone, also in dem Bereich, wo es – allein auf Basis der einstrahlenden Sonnenenergie – flüssiges Wasser geben kann. Auf der Venus war und ist die Vulkanaktivität aber so groß, dass die ausströmenden Gase für einen sehr starken Treibhauseffekt sorgen. Auf der Oberfläche herrschen derzeit Temperaturen von ca. 500 Grad Celsius im Mittel, die Oberfläche ist teilweise geschmolzen. Außerdem herrscht dort ein Druck von 90 Erdatmosphären. Was nicht gegrillt wird, wird zerquetscht. So definiert man auf der Erde „Hölle“.
 Am anderen Ende der habitablen Zone ist der Mars. Er ist ein bisschen klein geraten, der Kern ist vermutlich inzwischen erkaltet – dennoch: Er hatte vermutlich mal eine Atmosphäre und flüssiges Wasser, vermutlich war er mal eine kalte Erde. Doch seien geringe Größe wurde und die damit geringere Schwerkraft, sowie vermutlich der erkaltete Kern und das damit zusammenbrechende Magnetfeld wurden ihm zum Verhängnis. Der Sonnenwind blies seine Atmosphäre ins All, der geringe Luftdruck ließ das Wasser an der Oberfläche verdampfen, fast ohne Atmosphäre (kein Ozon) konnte die UV-Strahlung der Sonne den Wasserdampf in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten und die Gase wurde ebenfalls vom Sonnenwind ins All geblasen. Danach, kaum Atmosphäre und diese extrem trocken – Null Treibhauseffekt – der Planet wurde immer kälter; letzte Wasserreste unter der Oberfläche gefroren. Heute ist der Mars eine trockene Eiswüste (das EIS an den Polen besteht weitestgehend aus gefrorenem Kohlendioxid) mit einer extrem dünnen hauptsächlich aus Kohlendioxid bestehenden Atmosphäre. Der Mars hat zwei Monde, die von ihrer Größe her aber nicht der Rede wert sind. Man vermutet, dass es sich dabei um von der Schwerkraft eingefangene Asteroiden handelt.

Über Venus und Mars kann man zusammenfassend sagen: Was schief gehen konnte, ging auch schief. Es ist hier gar nicht alles aufgezählt.

Zwischen Venus und Mars liegt die Erde. Hier ist von Beginn an alles anders gelaufen. Zunächst ist die Erde deutlich größer als der Mars und etwas größer als die Venus, letzteres hat sie aber wie man heute annimmt einer kosmischen Katastrophe zu verdanken: einem Zusammenstoß der jungen Erde mit einem anderen Planeten, genannt Theia – etwa so groß wie der Mars, vor rund 4,5 Milliarden Jahren. Theia traf die Erde nicht voll, sonst wären beide Planeten pulverisiert worden, aber doch gut genug, dass Theia selbst den Aufprall nicht überlebte. Ergebnisse: der metallische Erdkern ist 50 % größer als er eigentlich sein sollte, denn die Erde hat sich Theias Kern einverleibt. Durch den Aufprall hat sich die Erdachse um ca. 23 Grad geneigt, wodurch der Planet Jahreszeiten hat. Schließlich wurde durch den Aufprall so viel Material der Erdoberfläche plus der Oberfläche Theias ins All gepustet, dass daraus der im Verhältnis zu dem Planeten, den er umkreist, größte Mond entstand. Dieser Mond stabilisiert unter anderem die Erdachse, so dass die Jahreszeiten verlässlich und gleichmäßig verteilt sind, außerdem hat der den Erdentag von anfangs 6 auf inzwischen knapp 24 Stunden verlängert. Aufgrund seiner Größe, fängt er auch die meisten Asteroiden auf Erdkurs ab, so dass es hier auf der Erde im Vergleich zu anderen Planeten recht beschaulich zugeht.

Das Upgrade für den Erdkern wiederum sorgt dafür, dass dieser immer noch sehr heiß und flüssig ist und durch die Erdrotation ein sehr wirksames Magnetfeld entsteht, das die Erdatmosphäre und die Erdoberfläche vor den Sonnenwinden abschirmt. Wind klingt harmlos, hierbei handelt es sich aber um energiereiche Strahlung, die jegliches Leben im Keim zerstören würde. Leben konnte sich auf der Erde also nur entwickeln, weil es durch ein Magnetfeld von kosmischer Strahlung abgeschirmt ist.

Leben. Auch das Leben der Erde war zahlreichen Katastrophen ausgesetzt; dieser Asteroiden-Einschlag, der das Aussterben der Dinosaurier verursachte war nur der letzte einer ganzen Reihe. Davor gab es großflächige und Millionen von Jahren andauernde Vulkanausbrüche, welche die Erde erst kochten, verbrannten und in Unmengen von Asche verdunkelten, was natürlich den größten Teil des Lebens ausrottete, gefolgt von Eiszeiten bis hin zur vollständig von Eis bedeckten Schneeballerde, was dem verbliebenen kümmerlichen Leben fast den Rest gab. Aus diesem Rest entstanden schließlich – ich kürze hier hab – die Dinosaurier und die Säugetiere. Letztere wahren aber maximal rattengroße Winzlinge und führten nur ein nachtaktives Schattendasein, bis zu besagtem Asteroideneinschlag vor rund 65 Millionen Jahren. Da sich Leben über die Weitergabe von Genen fortpflanzt, kann man also sagen: Alles was heute auf der Erde lebt – und damit auch der Mensch – hat in seinen Genen das Überlebensprogramm aus den eben aufgezählten Katastrophenzeiten gespeichert. Nur deshalb starb der Mensch in den vergangenen Heiß- und Eiszeiten der Erde nicht aus, seine Gene haben bereits größere Katastrophen überstanden. Rein genetisch ist er auf wechselnde Umweltbedingungen optimal angepasst, konnte so einen Verstand entwickeln, der ihn von selbigen zunehmend unabhängig macht und ihn so aus der übrigen Schöpfung heraushebt und das ihn befähigt nach einem Gott zu suchen.

Noch gar nicht erwähnt ist der Ort unseres Sonnensystems, irgendwo am Rand der Milchstraße. Ein optimaler Platz, denn sowohl näher zur Mitte also aus noch weiter draußen würde die Entwicklung von Leben aufgrund anderer physikalischer Bedingungen eher erschweren.  So wie es aussieht, hätte die Entwicklung auf der Erde komplett anders ausgesehen, wenn man nur eines der aufgezählten Bausteinchen entfernt ... wenn es überhaupt jemals eine Erde gegeben hätte.

Wenn man also alle Faktoren zusammennimmt, die auf diesem Planeten zu intelligentem Leben geführt haben, ist es nicht überheblich, zu behaupten, dass die Erde ein ziemlich exklusiver Ort in einem überwiegend lebensfeindlichen Universum ist. Auch wenn es höchstwahrscheinlich irgendwo in selbigen nochmal Leben geben wird, allein schon auf Basis der riesigen Anzahl von Sonnensystemen mit erdähnlichen Planeten, es ist nicht sicher, ob wir belebte Planeten jemals finden werden und es ist auch nicht auszuschließen, dass die Erde eventuell auch der einzige Planet mit intelligentem Leben sein könnte oder dass der nächste so weit weg ist, dass wir ihn niemals finden.

Man kann bei Betrachtung all dieser Faktoren also natürlich von einer extremen Häufung glücklicher Zufälle reden. Dies ist aber mit Sicherheit auch nicht unwahrscheinlicher, als dass hinter allem doch ein höheres Wesen – nennen wir es Gott – steht, der eines Tages beschloss, das Licht anzuschalten und der damit die Sache losgetreten hat. Mir persönlich gefällt die zweite Variante besser.

 

Siehe auch "Nach seinem Bilde"