Nach seinem Bilde

Heute Morgen während meiner Andacht sprach Gott zu mir[1]. Er sagte: „Ich habe dir in den letzten Jahren viele Bilder zum Thema ‚nach meinem Bilde geschaffen‘ geschickt. Es ist Zeit diese in einem Text zusammenzufügen. Hab keine Furcht, du hast im Heiligen Geist, durch den ich immer bei dir bin, den besten Ghost-Writer auf dem Markt.“

Wer die anderen veröffentlichten Texte von mir gelesen hat, wird bereits vermuten, dass ich in der körperlichen Hülle des Menschen – all dem biologischen Zeugs – nicht das Bildnis Gottes erkenne. Unter „Gott nahm Staub und formte daraus den Menschen“ verstehe ich, dass Gott das aus der Schöpfung nahm, was aus seiner Schöpfung grad zur Verfügung stand und am besten geeignet war. Mensch „nach dem Bilde Gottes“ wurde dieses Lebewesen, indem er seinen Odem in ihn hineinblies. Den Rest übernahm dann die Natur, die über eine riesige Anzahl Entwicklungsstufen aus einem rattengroßen Säugetier den heutigen Menschen entwickelte, dessen Körper als Werkzeug für die gegebene Aufgabe hinreichend ist.

Nach dem Bilde Gottes hat hierbei mehrere Aspekte, vermutlich mehr als wir – insbesondere ich – in diesem Moment überhaupt überschauen können. Die paar, die ich erkenne, will ich hier aufzählen.

Der Mensch macht sich seinem Auftrag gemäß die Erde untertan. Dies ist in Kapitel 2 der Genesis beschrieben, wo er allen Tieren Namen gibt. Es ist natürlich nicht so, dass die Tiere bei Adam Spalier standen und Adam sagte „Hund, Katze, Maus, Dinosaurier, …“ auch wenn das ein wirklich schönes und auch durchaus geeignetes Bild für den Vorgang ist – der allerdings bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Wir entdecken Dinge, geben ihnen einen Namen und machen sie uns damit zu eigen, eben untertan. Damit tun wir etwas göttliches, denn auch Gott gab den Dingen erst mal Namen „Licht, Finsternis, Boden, Wasser, Pflanzen, Tiere …“ und begründete so erst ihre Existenz.

Der Mensch überwindet Zeit und Raum. Der Mensch ist zwar in seiner körperlichen Hülle an die Erde und damit an den Ort und die Zeit seiner Existenz gebunden, sein Geist ist aber unbegrenzt. Wir stellen uns vor, wie das damals war mit dem Urknall oder als die Sonne und aus all dem Schutt um sie rum die Planeten einschließlich der Erde entstanden. Wir reisen in unseren Vorstellungen von der frühesten Vorzeit bis in das Ende dieses Universums am Ende von Raum und Zeit. Wir können uns sogar in unseren Erzählungen, ja sogar in streng wissenschaftlichen Visionen, alternative Realitäten vorstellen. Grenzen gibt es hierbei nur sofern wir sie uns selbst setzen – an dieser Stelle meldet sich mein Freund Jesus zu Wort mit einem seiner stärksten Zitate: „Wenn euer Glaube nur so groß wie ein Senfkorn wäre, würdet ihr diesem Berg sagen ‚Hebe dich hinweg‘ und er würde es tun. Im Geist ist der Mensch ewig wie Gott, es begrenzt uns nur unser Glaube bzw. der Mangel daran.

Und aus dieser geistigen und geistlichen Unbegrenztheit erwächst die dritte göttliche Eigenschaft des Menschen: Er ist – innerhalb des ihm gegebenen Wirkungsbereichs! – Schöpfer. Dies ist einerseits im Erfindungsreichtum des Menschen offensichtlich, andererseits aber auch tragisch für Menschen, die aufgrund ihrer Schöpferkraft und Genialität ihrer Zeit zu weit voraus sind. Leonardo da Vinci war seiner Zeit sicherlich mehrere hundert Jahre voraus, konnte daher die überwältigendsten Bilder seines Geistes nicht in die Realität umsetzen. Ich stelle mir vor, wie er nach einem weiteren Scheitern ein ums andere Mal die Faust zum Himmel streckte und ein verzweifeltes: „Warum?“ in Richtung seines Schöpfers schrie. Aber er gab auch nie auf. Hoffnung, eine weitere göttliche Eigenschaft, wenn auch eher eine stille. Auch der oben erwähnte Glaube selbst ist etwas, was nicht aus der Welt sondern nur von Gott kommen kann.

In der Schöpferkraft liegt aber auch in Verbindung mit dem freien Willen die größte Gefahr, nämlich dann, wenn der Mensch selbst Gott spielen möchte, wenn er sich über Gott erhebt und glaubt mit dieser oder jener Erkenntnis über den Menschen zu stehen und über sie wie Gott selbst verfügen und entscheiden zu dürfen. Oder wenn er gar sich anmaßt, mit dieser oder jener zweifellos großartigen Erfindung wie Gott zu sein und diesen nicht mehr zu brauchen. Gott lässt dies natürlich zu, denn frei ist frei, aber jeder dieser Ausbruchsversuche endete ausnahmslos in einer Katastrophe und so wird es bis zum Ende der Zeit auch bleiben. „When will they ever learn ?“ sang einmal Bob Dylan.

Die größte göttliche Eigenschaft im Menschen ist jedoch die Liebe. Damit ist eben nicht der Drang zur Arterhaltung durch Fortpflanzung auf der einen und Beseitigung der Konkurrenz auf der anderen Seite gemeint. Liebe im göttlichen Sinne verbindet all die oben genannten Eigenschaften zu einem Gesamtkonzept, sie überwindet Raum und Zeit und bloße Existenz in der Hinwendung zum Nächsten, zur gesamten Schöpfung, in Selbstaufgabe, also Überwindung der eigenen Egoismen und körperlichen Begrenztheit durch Glaube an die geistliche Einheit mit und Geborgenheit in Gott. Der Selbsterhaltungstrieb mit allen mit ihm verbundenen Mechanismen ist eine biologische Notwendigkeit (und als solcher Teil der vergänglichen Schöpfung und in ihr auch „gut“ [Genesis, Kapitel 1]), er ist aber nicht der Sinn unseres Daseins. Nur wer sich dessen in allen seinen Entscheidungen bewusst macht und lernt selbige daraufhin auszurichten und zu korrigieren, ist zu Liebe in göttlichem Sinne imstande.

Siehe auch "Zufälle..."

 

[1] Genau genommen befand ich mich auf der Gymnastikmatte und kümmerte mich in der morgendlichen Gymnastik um die schwere Skoliose meiner Wirbelsäule, dem „Stachel des Satans in meinem Fleisch“ wie es Paulus beschrieb. Da ich ohne diese Gymnastik aber bald vor Schmerzen nur noch an selbige denken könnte, zähle ich die für die Instandhaltung meines „Zeltes“ (so nannte Paulus seinen Körper) notwendige Zeit zu den Andacht- und Gebetszeiten … und in der Tat kommen die meisten Bilder und Aufforderungen in solchen und ähnlichen Instandhaltungs- und Ruhemaßnahmen in mein Bewusstsein.