Die Geister unterscheiden (Teil 2)

„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“  (2. Tim 3, 16+17)

Über Weihnachten führte mich Gott zu einem weiteren Punkt, an dem man die Geister unterscheiden kann – und er nutzte Facebook dafür, was wieder einmal zeigt: Gott weiß, wie man die modernen Medien richtig einsetzt!

Mitglieder meiner „Lieblingsfehlgeleiteten“ posteten unermüdlich und schier ununterbrochen ihre Botschaften, unglaublich fromme und ermüdend lange Texte, in denen es darum ging, den Interessierten zu erklären, wie man „richtig glaubt“. Glauben ist nach deren Meinung eine bewusste, aus eigenem Antrieb gesteuerte Handlung. Der Mensch wird nicht dadurch gerettet, dass er Jesus als seinen Messias annimmt und glaubt, dass er durch seinen Tod und seine Auferstehung gerettet wurde – das sei nur der erste Schritt gewesen. Jesus werde wiederkommen als Mensch – genaugenommen glauben sie, Jesus sei bereits wiedergekommen – und die Menschen müssten diesen Heiland annehmen, um gerettet zu werden.

Das widerspricht so ziemlich allem, was in der Bibel verkündet wurde und ich habe das an mehreren Stellen in Kommentaren bemängelt. In einer persönlichen Antwort wurde ich dann darauf hingewiesen, dass die Bibel verfälscht sei, nur einzelne, handverlesene Bücher seien vom Geist inspiriert, der Rest würde in die Irre führen.

Meine Antwort: Diese Einstellung öffnet jedem Lügner Tor und Tür! Du suchst dir heraus, was zu deiner selbst ausgedachten Lehre passt und sagst, der Rest sei Lüge und Fälschung.

So geht das nicht und Menschen, die wahrhaftig nach Gott suchen, sollten darauf nicht hereinfallen! Nicht einmal Jesus selbst hat die Bibel verändert, im Gegenteil:

„Ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“ (Mt 5, 18)

Auch wenn er danach exemplarisch auf einige der zehn Gebote eingeht, so meint er doch wesentlich mehr. In seinen Predigten vor dem Volk und in den Synagogen ging er auf Moses und die Propheten ein, ging er auf die Psalmen ein, die sein Erscheinen ankündigten. Nach seiner Auferstehung nahm er sich 40 Tage Zeit, seinen Jüngern all diese Stellen noch einmal zu erklären, weil ihre ganze weitere Verkündigung auf der Basis dessen ruhen sollte, was den Juden durch ihre Propheten verheißen worden war.

Das Neue Testament erzählt nichts Neues, es verkündet die Erfüllung der Verheißungen. Paulus, der in der Apostelgeschichte des Lukas einen großen Raum einnimmt und von dem auch die meisten der nachfolgenden Gemeindebriefe stammen, hat sich nicht in den Vordergrund gespielt, wie viele Häretiker behaupten. Als Pharisäer war er optimal vorbereitet für die Wandlung, die Jesus an ihm in einem einzigen Moment vollzog, indem er ihm sein umfassendes Bibelwissen so sortierte, dass ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Augen aufgingen. Die vorübergehende Blindheit half ihm dabei, danach den Blick auf das Wesentliche zu richten – auf seinen Herrn und die erfüllte Verheißung. Dass er so viel schrieb ist nicht Zeichen von Stolz, Hochmut oder Selbstdarstellung, es ist der Eifer für Gott. Wie Petrus es sagte: „Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ (Apg 4,20)

Paulus hatte nicht das Glück, Jesus drei Jahre lang begleiten und direkt vom Menschen lernen zu dürfen, doch die Tatsache, dass eine einzige Erscheinung des Herrn sein gesamtes Leben um 180 Grad gewendet hat, ist notwendige Bestätigung für uns: Dies ist auch heute möglich. Der Auferstandene lebt, er kann und wird in dein Leben eingreifen und es auf Links drehen, wenn du ihn von Herzen darum bittest oder wenn er es – wie damals bei Paulus – für richtig hält. Ja, er tut’s auch ungefragt; es geht einfach um zu viel. Und wie zu seinen Predigerzeiten wird er sich auch in deinem Leben auf seine Legitimation berufen – das ist die Bibel, die ganze Bibel.

Die Geister unterscheiden, Teil 2: Wenn dir also jemand erzählt, Teile der Bibel wären verfälscht, nur einzelne – natürlich von ihm oder ihr ausgesuchte – Stellen und Bücher würden das Wort Gottes verkünden, so erhebt sich diese Person über Gott, etwas, das nicht einmal Jesus getan hat, der Gott ist. Nicht ein Buch der Bibel ist schlechter als die anderen oder gar überflüssig oder sogar falsch. Alles kommt von Gott; diese Form der Kritik entlarvt die falschen Geister.

Natürlich ist Kritik an den Botschaftern des Wortes, also den Christen, uneingeschränkt erlaubt, denn das sind alles nur Menschen!

Wenn also in den Frühzeiten des Christentums einzelne Sekten in Jesus einen normalen Menschen sahen, der erst durch die Auferstehung zu einem Gott wurde und dann vielleicht sogar noch Maria Magdalena zu seiner Gemahlin machen und als weitere Gottheit anbeten (solche Sekten soll es im Norden Afrikas und im arabischen Raum gegeben haben – sie haben die christliche Botschaft mit dem griechischen Kult gemischt und in Gott Vater, Sohn und Maria eine Art Götterdynastie gegründet), dann ist es gerechtfertigt, wenn ein anderer Autor jener Zeit Gott sagen lässt: „Ich bin einer, nicht drei!“ Dass dies dann über die Jahrhunderte ganz anders interpretiert wurde, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Nirgendwo in der Bibel steht auch, dass die Hirten, die über eine Gemeinde gesetzt sind, sich an deren Kindern vergehen dürfen. Nirgendwo steht, dass man da stumm wegesehen darf, weil sonst die Heiligkeit der Organisation besudelt würde – das wurde sie durch diese falschen Hirten und das wird sie weiterhin durch das Wegsehen, Kleinreden, Verschweigen und Ablehnen von Verantwortung … sofern eine Organisation überhaupt heilig sein kann.

Nirgendwo in der Bibel steht auch, dass die Hirten den Auftrag hätten, mit den Geldern der Gläubigen das Reich Gottes in dieser Welt in Form von Prunkpalästen entstehen zu lassen.

Zwar sagt Jesus, dass für den Christen Gott im Mittelpunkt seines Lebens stehen muss und folgerichtig alles andere zurückgelassen werden muss, zurückgelassen im Sinne von „alles andere kommt danach“. Das heißt aber nicht explizit, dass beispielsweise nur unverheiratete Männer das Hirtenamt übertragen bekommen dürfen.

Jesus hat durch sein gesamtes Auftreten sehr deutlich gemacht, was er von erstarrten Zeremonien, also einer Kirche aus Stein und Mörtel hält.

Gegen alles, was Jesus uns geboten hat, verstößt unser Umgang mit den Opfern dieser gierigen, hartherzigen Welt, mit den Ausgestoßenen infolge sozialer Ungerechtigkeit und Flüchtenden vor Hunger, Krieg, Folgen unserer Ausbeutung der Erde. Ja, die Herausforderungen sind gewaltig und furchteinflößend, jeder von uns ist von dieser Aufgabe herausgefordert. Doch kann, was immer da noch auf uns zukommt oder schon da ist – sei es Nachbar oder Fremder – schwieriger, gefährlicher sein, als ans Kreuz zu gehen? Auch Jesus hat damals einen Moment gezögert, doch er wusste, was er tun musste. Ich behaupte, wir wissen das auch. Jeder von uns!

Das sind nur einige der auffälligsten Beispiele. Für jeden Christen gilt das Wort des Engels in der Offenbarung des Johannes: „Bete nicht mich an, ich bin nur ein Mitknecht wie du.“ Das Höchste, das ein Mensch in diesem Leben erreichen kann, ist ein Knecht seines Gottes zu sein und Knechte machen Fehler, sich dessen stets bezüglich der eigenen Person bewusst zu sein ist Teil der angemahnten Buße. Der Plan Gottes, verschlüsselt niedergeschrieben in der Heiligen Schrift und offengelegt durch Jesus Christus und sein Evangelium, wie es uns von seinen Aposteln überliefert wurde, ist aber ohne Fehler. Plan und Schrift kommen von Gott.

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