Gottlosigkeit und Gericht – Römer 1, 18 – 32 (22. März)

Doch der Plan Gottes verheißt nicht allen einfach nur Friede, Freude, Eierkuchen!

Die Menschen dieser Welt sind von ihrem irdischen Wesen her gottlos und dem Zorn Gottes verfallen, der am Tag des Gerichts ebenso offenbar werden wird wie dessen Gnade. Menschen ohne Gott seien schutzlos ihren Begierden ausgeliefert, die sie unablässig zur Sünde verführen, so der Apostel. Als fast noch schlimmer brandmarkt Paulus die Haltung vieler Ungläubiger, sich solche haltlosen, verlorenen Menschen zum Vorbild zu nehmen, also gottloses Verhalten durch Bewunderung und Nachahmung zu fördern.

Ein schwieriger und vielfach falsch interpretierter Satz finden sich in diesem Abschnitt auch:

„Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; ebenso gaben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer treiben mit Männern Unzucht und erhalten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung.” (Röm 1, 26-27)

Um diesen Satz zu verstehen, muss man wissen, dass es unter den freien Menschen aber auch unter den meisten Sklaven jener Zeit keine unverheirateten Erwachsenen gab. Das heißt, jeder Mann hatte eine Ehefrau, jede Frau war Ehefrau eines Mannes. Wenn hier also von Unzucht und gleichgeschlechtlichem Verkehr die Rede ist, so ist damit die in jener Zeit aus der griechischen Kultur vielfach übernommene Freude an sexuellem Spiel und Experimentieren mit allen möglichen, auch ständig wechselnden Partnern gemeint, der eben sogar als vorbildlich und nachstrebenswert galt. Wer dazu gehören wollte, der strebte diesen Lebensstil an! Ein solcher Lebensstil entwertet aber die Ehe, degradiert die Liebe zu bloßer sexueller Befriedigung. Hier trifft dann der davor stehende Vers 25 ins Schwarze:

„sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers” (Rom 1, 25)

Gott verurteilt niemals die Liebe zwischen Menschen! Aber Gott duldet keinen Götzendienst und auch Sex kann – wie alles auf dieser Welt – zu einem Götzen werden. Auch die anderen genannten Begierden sind nichts anderes als Früchte einer Götzenanbetung, d.h., es gibt auch immaterielle Götzen ohne Bildnisse und Statuen. Wir erkennen sie an ihren Früchten. Wer Götzen anbetet, lebt in Sünde und der Lohn der Sünde ist der Tod, so der Apostel.

Doch geht es Paulus hier nicht nur darum, die Zügellosigkeit der Menschen anzuprangern. Er beginnt hier auch – am Beispiel gottloser Menschen – zu erklären, was die Freunde Gottes von dessen Feinden unterscheidet und dass die Grenzen zwischen Freund und Feind nicht so verlaufen, wie sich das vor allem die Juden jener Zeit vorgestellt haben. Aber dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Römer 1, 18 – 32 >>