„Nach diesen Ereignissen erging das Wort des HERRN in einer Vision an Abram: Fürchte dich nicht, Abram, ich selbst bin dir ein Schild; dein Lohn wird sehr groß sein. (…) Und er glaubte dem HERRN und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an.” (1.Mo 15,1+6)
Paulus bezieht sich auf diese Stelle im ersten Buch Mose. Diese Geschehnisse liegen einige Zeit nachdem sich Abram von Lot getrennt hatte. Inzwischen hat sich Abram vor Gott für seinen Verwandten eingesetzt, so dass dieser Lot aus Sodom rettet, ehe er die Stadt vernichtet. Es geschieht viele Jahre ehe Gott Abram, der inzwischen von Gott Abraham gerufen wird, als Treuezeugnis die Opferung des eigenen Sohnes fordert. Erst nach der Opferung eines Ziegenbocks anstelle des Sohnes schließt Gott mit Abraham einen Bund und das Bundeszeichen ist die Beschneidung alles Männlichen.
Gott hat also Abraham den Glauben als Gerechtigkeit angerechnet und genau das ist unsere Challenge. Uns wird unser Glaube an das Opfer des Christus für unsere Sünden als Gerechtigkeit angerechnet. Wir werden von Gott gerecht gesprochen für unseren Glauben. Das ist die geschenkte Gnade.
Wir sind vor Gott gerecht, weil er uns diese Gnade gewährt, nicht, weil wir irgendetwas getan hätten, was uns vor Gott rechtfertigt. Dies schließt nicht aus, dass wir trotzdem Gutes tun, wie es uns Christus gebietet, ganz im Gegenteil! Doch Gerechtigkeit aus Gnade schließt aus, dass man etwas tun könne, um Gerechtigkeit zu erlangen. Wer sich darauf verlässt, stützt sich auf das Gesetz – und die vorigen Kapitel machten deutlich, dass das Gesetz nicht rettet sondern verurteilt. Egal, wieviel Gutes ein Mensch tut, wenn er es tut, um damit vor Gott gerecht zu werden, der fällt über die Fallstricke dieses Gesetzes.
Wenn aber nichts, was wir tun, uns vor Gott gerecht machen kann, dann auch nicht die Taufe, die Kommunion, die Firmung, die Konfirmation, die Mitgliedschaft in einer Kirchenorganisation, die Priesterweihe, das Zölibat, die regelmäßige Teilnahme an den sonn- und feiertäglichen Gottesdiensten oder irgendetwas sonst, was in Kirchen als Heil bringend angeboten und angepriesen wird. Mit all diesen Dingen drücken wir – äußerlich – unsere Nähe zu unserem mächtigen Freund aus. Wenn wir glauben, spüren wir dann auch diese Nähe und diese gefühlte Nähe wird dann ein Anreiz sein, die wiederholbaren Rituale so oft wie möglich zu wiederholen. Es ist erfüllend und unglaublich schön, die Nähe Gottes zu spüren. Wer glaubt, wird sich früher oder später aus diesem Gefühl heraus um tätige Nachfolge bemühen, weil er auch dort auf jedem Schritt die Nähe seines Gottes spüren kann. Unser Gott ist ein Gott in (der) Bewegung.
Wer aber nicht glaubt, wird – außer vielleicht etwas Gruppendynamik – nichts erfahren, was seinen Alltag und sein Leben trägt, was sein Leben nachhaltig verändert.