Jahreslosung 2023

„Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1.Mo 16,13)

Hagar, die Magd Abrahams und Mutter Ismaels, gibt Gott den Namen El-Roï, „der Gott, der auf mich sieht“ oder auch „Gott schaut auf mich“ und bei unserer ersten Station im Jahr 2023 steht Mose im Mittelpunkt, der Mann, auf den Gott wohl mit besonders großer Hingabe geschaut haben mag.

Ohne Mose kein Auszug aus der Knechtschaft und kein auserwähltes Volk Gottes – zumindest keines, das heute als Bild für das Leben der Menschen mit Gott taugen und den Kampf Gottes um seine Kinder so anschaulich beschreiben würde. Und natürlich auch keine Entwicklung, an deren Ende ein Messias vom Himmel herabsteigt, um die Dinge endlich persönlich in die Hand zu nehmen, aus Wort und Zusage dieses Gottes ein mitten unter uns präsentes, lebendiges und zu uns sprechendes Zeichen zu sein.

Mose war sich dieser Aufmerksamkeit seines Gottes in den Zeiten, in denen ein Mensch nach solcher Aufmerksamkeit und Bedeutung sucht, nicht bewusst. Er dürfte sich gleichzeitig wütend und ohnmächtig gefühlt haben, als er den ägyptischen Aufseher erschlug, ohnmächtig und allein. Das müssen wir uns hier immer wieder deutlich machen, wenn wir uns ohnmächtig und allein fühlen: Gott sieht auf dich! Auch in diesem Moment! Auch wenn nirgendwo ein rotes Licht angeht, das dir sagt: „Gott sieht jetzt auf dich. Bitte lächeln!“

Bitte lächeln.

In der größten Verzweiflung, kurz vor dem Aufgeben – im Grunde hatte Hagar schon aufgegeben – offenbarte sich ihr dieser Gott. Hagar gehörte nicht zum auserwählten Volk, das bestand zu jener Zeit nur aus Abraham und der war sich dieser ständigen Beobachtung und Begleitung auch nicht bewusst, wie die Geschichte mit Hagar demonstriert. Und doch hat Gott auf Hagar gesehen.

Schon lange vor dem Bund am Sinai mit genau diesem einen Volk, den Nachkommen Jakobs/Israels, lässt Gott keinen Zweifel, dass die ganze Welt seine Schöpfung ist und seine Aufmerksamkeit erhält. In der Bibel spielen die Ismaeliten nur eine kleine und eher unbedeutende Rolle, sie sind nicht mehr als eine Episode, doch Gott schaut auf die Mutter Ismaels, das gibt seiner Mutter, ihm und seinen Nachkommen mehr Bedeutung, als ihnen ein Mensch je geben könnte.

Und so sieht Gott auf jeden von uns. Wir haben eine Bedeutung für Gott und – unabhängig von Äußerlichkeiten – macht uns das unendlich wertvoll. Jeden von uns!