Der Tempel Gottes - 1. Könige 8 (11. – 15. August)

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt?” (1Kor 3,16)

Der Bau des Tempels ist beendet. In einer heiligen Zeremonie lässt Salomo die Bundeslade von den Priestern ins Allerheiligste bringen. Zum Abschluss der Zeremonie erfüllt Gott in Form einer Wolke den Tempel, so dass alle Priester den Ort verlassen müssen.

Vor dem Tempel beginnen nun die zweiwöchigen Feierlichkeiten zur Einweihung aber auch zur Weihe der neuen heiligen Stätte mittels unzähliger Opfertiere. Bemerkenswert ist das Segensgebet, das der König spricht. Er lobpreist nicht die Größe und Herrlichkeit des von ihm erbauten Tempels, wie das Regenten bis heute gerne tun, er stellt nüchtern fest, dass auch dieses Gebäude der Größe und Herrlichkeit seine Gottes nicht gerecht werden kann – und das, obwohl doch Geist Gott gerade vor den Augen der Festgemeinde eingezogen ist.

Statt sich selbst zu loben, bittet er um den göttlichen Segen für sein Volk, ja er bittet sogar darum, dass Gott die Gebete von Fremden, gesprochen zum Tempel in Jerusalem erhören möge, um so die Macht Gottes aller Welt zu offenbaren.

Die Einweihung des Tempels war sicher ein großes und die Menschen beeindruckendes Ereignis, das die Gläubigen jener Zeit sicher lange in ihren Herzen getragen haben.

Und doch ist dieses Gebäude nur Symbolwerk, sagt uns Jesus. Gott hat einen ganz anderen Tempel im Sinn, einen, der für sich genommen im Detail auf den ersten Blick bei weitem nicht so beeindruckend ist, wie dieses Bauwerk aus Holz, Stein und viel teurem Edelmetall.

Jeder gläubige Mensch ist heute Tempel Gottes, in jedem Gläubigen wohnt sein Geist.

Und – was manche Bischöfe und Kardinäle sicher nicht so toll finden – wenn der Geist Gottes in ein Gebäude oder einen Menschen einzieht, gibt es für Priester nichts mehr zu tun. Selbst sie müssen den Tempel verlassen.

Priester waren zu jener Zeit Dienstleister. Sie übernahmen den Opferdienst, der ohne Messias notwendig war, um den ständig durch das Verhalten der Menschen zerstörten Frieden zwischen ihnen und ihrem Gott wieder zu reparieren. Diese Demut unter den Klerikern hat auch im alten Israel nur eine sehr kurze Zeit gehalten; bald entdeckten sie die Macht, die in diesem Dienst steckt und verstanden, sie für ihre Zwecke zu nutzen. Aber wenn schon der Tempel im Grunde nur eine symbolische Wohnung Gottes sein konnte, war Salomo klar, dass auch Opfer, sei es zur Sühne oder zum Dank oder Gebete, egal wie inbrünstig vorgetragen, nur symbolische Handlungen sein können. Gott sieht in die Herzen der Menschen und er sieht das Böse in ihnen. Es ist kein Zeichen von Gerechtigkeit (in dem Sinne, wie Menschen Gerechtigkeit definieren), wenn Gott Gebete erhört, wenn Gott die Opfer annimmt und vergibt. Jedes Entgegenkommen Gottes ist ein Zeichen seiner Gnade und Gnade ist immer unverdient. Darum ist es richtig, Gott um diese Gnade zu bitten. Deshalb bittet Salomo seinen Gott, jedes noch so zaghafte Zeichen einer Umkehr des Volkes mit Gnade und Segen zu belohnen.

Wir wissen heute: Gott wird weit über diese – durchaus nicht unbescheidene – Bitte des Königs hinausgehen. 

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