Prophet, ein undankbarer Job – 1. Könige 22 (14. – 16. September)

Im letzten Kapitel lernen wir den Propheten Micha kennen, von dem es in der Bibel ein ganzes Buch gibt.

Micha ist Prophet des Herrn in Israel und deshalb – wie könnte es anders sein – bei König Ahab äußerst unbeliebt, weil er Dinge prophezeit, die dem König nicht gefallen. Und wie könnte Micha etwas verkünden, was dem König gefällt, hat Gott doch bereits sein Urteil über diesen Götzenverehrer ausgesprochen?

Faule Kompromisse – 1. Könige 20 – 21 (9. – 13. September)

Ahab hat ein großes Problem! König Benhadad, der König von Aram hat sich mit 32 anderen Königen der Region verbündet und belagert Israel. Ahab soll alle seine Reichtümer, ebenso seinen Harem und seine Kinder ausliefern. Ahab gehorcht demütigst und sagt zu, allen Forderungen nachzukommen.

Das ermutigt Benhadad, die Daumenschrauben noch fester zu ziehen. Jetzt will er zusätzlich noch alles, an dem Ahabs Herz in irgendeiner Weise hängen könnte. Das geht Ahab zu weit, er weigert sich, über seine erste Unterwerfung hinaus zu gehen.

Nun kündigt Benhadad an, Samaria, die Hauptstadt Israels, dem Erdboden gleich zu machen.

Hier hat er die Rechnung aber ohne Gott gemacht. Der ist zwar sauer auf Ahab, weil der durch seine Frau Götzendienst im Reich förderte, aber Israel ist immer noch sein Volk.

Er lässt Ahab durch einen nicht namentlich genannten Propheten mitteilen, dass Gott Benhadad in seine Hände gibt. Er soll ihn angreifen und wird ihn schlagen. Und genau das geschieht auch zweimal: Die Israeliten stellen sich mit einem lächerlich kleinen Heer gegen die militärische Übermacht und prügeln diese aus dem Land. Doch beim letzten Schritt zögert Ahab! Auf das Versprechen Benhadads, nun solle wieder Frieden zwischen beiden Nationen herrschen, lässt er ihn einfach – gegen den Willen Gottes, der den Aggressor ja in seine Hände gegeben hatte, damit dieser und er selbst erkenne wer hier der Gott im Haus ist, ziehen. Dafür erhält er wieder von einem Prophet ausgerichtet, dass Gott nun den über Benhadad ausgesprochenen Bann an ihm und seiner Familie vollstrecken werde.

Etwas später…

Ahab hat ein Auge auf einen Weinberg in seiner Nähe geworfen, den er haben möchte. Dummerweise gehört der schon einem anderen und der will auf das Erbstück – die Ländereien wurden ja einst noch von Mose nach dem Willen Gottes verteilt und sollten auf ewig im Eigentum des jeweiligen Stammes bleiben – nicht verzichten. Im Vergleich zu der Belagerung durch die Heere von 33 Königen oder dem ausgesprochenen Bann seines Gottes ein vernachlässigbares Problem, doch Ahab versaut es den Tag und er erzählt Isebel davon.

Die macht mit dem Eigentümer im wahrsten Sinne kurzen Prozess. Er wird in eine Falle gelockt und in einem Scheinprozess zum Tode verurteilt. Ahab kann sich nun das Land greifen.

Jetzt hat Gott die Nase endgültig voll. Er schickt den großen Elia persönlich, der Ahab das Gottesurteil nennt: Die ganze Familie soll durch die Macht Gottes ausgelöscht werden. Nach einem Anflug von Reue, belohnt Gott dieses Zeichen von ihm mit Gnade. Er lässt Ahab unangetastet und wird das Urteil erst an dessen Sohn vollstrecken.

 

Beide Geschichten sind ziemlich blutig, einmal nach dem Willen Gottes, einmal gegen seinen Willen. Das ist aber nicht die Botschaft, die dahinter steckt. Das Blut ist wieder für die Peripherie, für jene, die brachiale Zeichen und lautes Getöse brauchen, um überhaupt etwas zu sehen und zu hören.

Hier geht es wieder einmal um Kompromisse, und wir wissen bereits: Im Plan Gottes gibt es keine!

Lassen wir das Kriegsgeschrei in der ersten Geschichte weg, so bleibt der Auftrag Gottes an Ahab, dessen Willen (also den Bann Gottes über Benhadad) zu vollstrecken. In dieser Welt erscheint es uns oft zweckdienlich, ja unvermeidlich, Kompromisse einzugehen. Ahab hatte die Möglichkeit, aus einem Feind einen möglichen Verbündeten zu machen und Benhadad war ganz offensichtlich ein Meister im „Networking”, hatte er es doch geschafft 32 Könige – alle mutmaßlich reich an eigenen Interessen – unter seinem Banner zu vereinen. Diesen Mann zum Verbündeten zu haben, würde letzten Endes auch seine Macht festigen. Aus rein strategischer Sicht beweist diese huldvolle Begnadigung eine lobenswerte Weitsicht. Doch in dieser Geschichte geht es eben nicht um staatsmännisches Geschick, es geht um den Willen Gottes.

Auch als Otto-Normalchrist stehen wir immer wieder vor diesem Dilemma. Wenn wir nur halbwegs mit Gott unterwegs sind, braucht es da gar keinen Propheten (weshalb der erste Prophet hier auch namenlos bleibt). Wir erkennen den Willen Gottes, wir erkennen aber auch, dass die Welt uns für die Umsetzung dieses Willens nicht loben wird – vermutlich wird sie sogar das Gegenteil tun. Dies gilt umso mehr, wenn wir unternehmerische oder gar politische Verantwortung tragen. Wir haben gelernt: In der Demokratie (eigentlich sogar überall, wo Menschen zivilisiert miteinander umgehen) ist der Kompromiss der Königsweg.

Nicht so bei Gott! Ein echtes Dilemma!

Ahab konnte sich am Ende über das erreichte Ergebnis nicht freuen, und das ist der Preis des Kompromisses. Ein guter Kompromiss ist, wenn hinterher alle gleichermaßen unzufrieden sind – jeder hat dieses geflügelte Wort schon einmal gehört.

In der zweiten Geschichte geht es um einen anderen Kompromiss. Ahab bekommt nicht, was er gerne haben möchte. Als König könnte er dem Besitzer das Grundstück auch einfach wegnehmen, doch das käme in der Bevölkerung nicht gut, denn die kennen die alten Gesetze vom Berg Horeb noch. Also erzählt er es seiner Frau Isebel, die sich noch nie um das Gesetz der Juden gekümmert hat, und die nimmt die Sache in ihrer eigenen Art und Weise in die Hand. So kommt Ahab doch noch an das Land. Die Bibel erzählt uns nicht, dass Ahab ihr tatsächlich einen solchen Auftrag gab, aber aus der Art, wie Ahab das Land ohne Rückfragen, z.B. wie es zu diesem seltsamen Todesurteil kam, übernimmt, lässt sich das durchaus folgern. Er hat also wohl insgeheim genau mit diesem Ausgang gerechnet, als er Isebel in seinen Missmut einweihte.

Der Kompromiss liegt hier also nicht darin, den Willen Gottes zu missachten, sondern darin, dies andere für einen tun zu lassen.

Eigenartig ist scheinbar auch die Reaktion Gottes.

Auf das leiseste Anzeichen von Reue, nimmt Gott sein Urteil zurück und wird es erst an Ahabs Sohn vollstrecken, der mit den hier genannten Machenschaften aber gar nichts zu tun hat. Dass Gott Untreue bis ins dritte und vierte Glied bestrafen möchte, gilt hier ja nicht, denn er bestraft ja nicht mal das erste Glied, den Verursacher des Urteils, den wahrhaft Schuldigen. Dieses eigenartige Verhalten Gottes ist uns auch schon bei König Salomo begegnet. Hier möchte Gott uns daher also etwas ganz anderes sagen: Wir mögen durch einige Korrekturen an unseren Irrtümern, Abweichungen und Kompromissen, also weiteren Kompromissen statt echter Umkehr, unseren eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen können, doch die Folgen, die durch die Abweichung vom Weg entstehen, werden spätere Generationen tragen müssen.

Kompromisse beim Umgang mit dem Willen Gottes bedeuten immer ein Verfehlen des vorgegebenen Weges und die Folgen dieses Handelns werden früher oder später auch eintreten. Und selbst wenn wir aus voller Überzeugung irgendwann eine 180-Grad-Wende hinlegen, wird es zumeist bereits Folgen geben, die zwar noch nicht sichtbar aber bereits eingetreten (also nicht mehr abwendbar) sind. Das ist der Preis der uns eingeräumten Freiheit in unseren Entscheidungen. Und das ist der Punkt, an dem wir beständig lernen müssen, damit wir wachsen können.

1. Könige 20 – 21 >>

Glaubenskrise - 1. Könige 19 (7. + 8. September)

„Und Ahab erzählte der Isebel alles, was Elia getan hatte, und wie er alle [450] Propheten mit dem Schwert umgebracht hatte.” (1Kön 19,1)

Es ist wohl kaum vorstellbar, dass Elia – letzten Endes nur ein sterblicher Mensch, Prophet vor dem Herrn hin oder her – 450 Mann höchstselbst (und das hieße dann völlig ohne Gegenwehr derselben) einfach so abgeschlachtet hat. Doch unabhängig, wie viel Gewalt hier im Spiel war: Ganz unzweifelhaft hatte der Baal-Kult nach dieser Aktion keine Propheten/Priester mehr. Die von Isebel im Nordreich gegründete institutionelle Kirche hatte mit einem Schlag aufgehört zu existieren.

Isebel schäumt vor Wut und verurteilt Elia postwendend zum Tod. Sie lässt ihm ausrichten, dieses Urteil binnen Tagesfrist an ihm zu vollstrecken. Völlig verängstigt flieht der Prophet ins Südreich Juda und legt sich dort in der Wüste enttäuscht unter einen Ginsterstrauch um zu sterben. Zwei gewaltige, unmissverständliche Zeichen Gottes (die Massenhinrichtungen nicht mitgerechnet) hatte er geliefert und der Lohn dafür war nicht etwa die Bekehrung der Ungläubigen mit ihm im Zentrum einer erneuerten Kirche des wahren Gottes, nein, der Lohn war ein Todesurteil. Das kann Gott doch nicht ernst meinen! So kann Elia nicht arbeiten!!!

Doch Gott meint es nicht nur ernst, er ist auch noch nicht fertig mit Elia. Immer wieder wird er in den nächsten beiden Tagen von einer Stimme geweckt, die im sagt: „Steh auf und iss!” und findet dann Brot und Wasser an seinem Schlafplatz. Am zweiten Tag erhält er zusätzlich noch den Anweisung, dass er sich auf den Weg machen solle.

Und noch immer kann Elia nicht anders als gehorchen. Er geht 40 Tage durch die Wüste bis zum Berg Horeb; dort sucht er Schutz in einer Höhle.

Jetzt meldet sich eine Stimme, in der der Prophet Gott zu erkennen glaubt und er klagt dieser Stimme sein Leid, seine Treue und sein Gehorsam gegenüber Gott und die darauf folgende bittere Enttäuschung.

Und Gott sendet ihm drei Zeichen: Ein Sturm, ein Erdbeben und eine Feuerwalze ziehen an ihm vorüber. Gewaltige Zeichen, doch nur äußere. Sie berühren die Sinne des Propheten, aber nicht sein Herz.

Erst die Stille danach, ein ganz leises Säuseln ergreift sein Herz. Er verhüllt sein Gesicht, geht vor die Höhle und vermutlich in die Knie und klagt sein Leid noch einmal. Und erst jetzt erhält er von Gott einen neuen Auftrag.

Er soll Hasael und Jehu zu Königen salben – diese werden wahre Schlächter in den Ländern Aram und Israel werden. Doch siebentausend Menschen werden übrig bleiben; diese hielten ihm, dem Gott Abrahams die ganze Zeit die Treue.

Die Bibel berichtet an dieser Stelle aber nur davon, dass Elia seinen Nachfolger Elisa bei der Feldarbeit antrifft und ihn direkt beruft. Jehu und Hasael greifen erst im zweiten Buch der Könige in die Geschichte ein und kommen erst nach der Entrückung Elias an die Macht.

Viele Geschichten werden in Kapitel 19 erzählt, aber was ist die Aussage?

Elia bezeichnet sich selbst als "Mann der vor Gott steht" und wird auch in der Erzählung selbst so beschrieben. Das deutet auf einen Menschen hin, der ein enges, vertrautes Verhältnis zu seinem Gott hat. Gott ist für ihn kein mächtiges, fernes Wesen sondern ein unmittelbarer Begleiter in seinem Leben. Entsprechend überzeugend ist natürlich auch sein Auftreten; um für andere überzeugend zu sein, musst du selbst überzeugt sein.

Mit seinem Auftreten fegt er die Götzenkirche Israels im Handstreich vom Platz und hat sichtlich Spaß bei der Sache. Was er dabei übersieht ist, dass auch Götzengläubige einen – vielleicht sogar starken – Glauben haben können, natürlich aber an andere Götter, die für sie aber genauso wahrhaftig sind, wie JHWE für ihn. Dass seine „Reformation” daher eine Gegenreformation (hier: ein Todesurteil gegen ihn) auslösen würde, war bei nüchterner Betrachtung absehbar. Gott zeigt uns unseren Irrtum (Sünde) und den richtigen Weg, er zwingt uns aber nicht zur Umkehr.

Isebel verteidigte nur ihren Gott an den sie glaubte, sie war nicht in der Lage die Macht eines Gottes zu erkennen, an den sie nicht glaubte. Sie hätte es selbst dann nicht geglaubt, wenn sie es mit eigenen Augen gesehen hätte! Für sie war Elia ein Ketzer.

Dessen müssen wir uns bewusst sein, wenn wir zu anderen, insbesondere Andersgläubigen, von unserem Gott sprechen! In deren Augen sind wir Ketzer und wir dürfen die typischen Reaktionen erwarten.

Dies gilt im Übrigen auch für die Diskussionen und Reformbestrebungen innerhalb unserer Kirche!

Als er erkennt, dass er scheinbar nur einen Pyrrhussieg errungen hat aber damit offensichtlich gleichzeitig in eine Sackgasse geraten ist, schmeißt er hin. Auch in diesem Punkt werden sich manche heute Aktive wiedererkennen. Deine Argumente sind brillant, die Massen jubeln dir zu (zumindest ein Teil davon) aber genau da, wo es drauf ankäme, rührt sich nichts, im Gegenteil. Wer gerät da nicht irgendwann an den Punkt an dem er sagt: „Dann will ich mit dem Ganzen überhaupt nichts mehr zu tun haben, basta!”

Und was sagt Gott?

Er sagt: „Achte nicht auf das Große, das die Welt Bewegende, achte nicht auf die Dinge, auf die alle wie gebannt starren! Die gibt es freilich auch; wo gehobelt wird, da fallen dann und wann auch mal Späne. Doch das sind nur Momente; sie sind da, damit die Blinden auch mal sehen und die Tauben auch mal hören. Ich bin in der Stille. Beuge daher deine Knie nicht vor der Show.”

Gott bewegt uns. Gott verändert uns. Dies geschieht in der Stille und ohne großes Getöse inmitten einer lärmenden Welt. Selbst die am Ende von Kapitel 19 angekündigten Kriege werden Elia nicht mehr betreffen. Doch auf seinem Weg trifft der Prophet auf seinen Nachfolger. Was Gott in Elia begonnen hat, setzt er in Elisa fort.

Und was in Jesus begonnen hat …

Und so ist die überraschende Botschaft dieses Kapitels: Gott sorgt dafür, dass es immer weitergeht. Keiner, der eine Strecke allein geht, ist wirklich allein. Selbst wenn uns der Weg, auf dem wir gehen unbekannt ist, wir gehen immer auf jemanden zu. Es geht nur darum, weiterzugehen.

1. Könige 19 >>

Der Herr ist mein Gott - 1. Könige 17 - 18 (2. - 6. September)

Wir gehen in der Zeit ein kleines Bisschen zurück und befinden uns wieder in der Amtszeit König Ahabs. Isebel, die Frau Ahabs, ist eine glühende, eifernde Anhängerin ihres Gottes Baal. Sie hat den Baal-Kult im Nordreich etabliert und gefördert und verfolgt die Propheten der jüdischen Konkurrenz. Obadja, der Hofmeister Ahabs hatte 100 der vom Baal-Kult und Isebel bedrohten Propheten versteckt und so vor dem sicheren Tod gerettet. Doch das Land selbst folgt Isebel und ihrem Gott. Der Baal-Kult betet unter anderem Blitze und den Regen als die sichtbaren Insignien dieses Gottes an.

Der Gang alles Weltlichen - 1. Könige 14 – 16 (27. August – 1. September)

„Und es war Krieg zwischen Rehabeam und Jerobeam” (1Kö 14,30)

Und auch zwischen deren Nachfolgern.

Auch finden beide Völker nicht mehr zurück zu ihrem Gott.

Die Erbfolge im Nordreich, in Klammern die jeweiligen Regierungszeit:

Gott als Zentrum – 1. Könige 12 – 13 (23. – 26. August)

Genau dieses Zentrum bricht weg mit dem Tod von König Salomo. Genau genommen war es ja schon zum Ende seiner Regentschaft weggebrochen. In diesen beiden Kapiteln erfahren wir nun, welche „Götter” diese Lücke besetzen.

Aufstieg und Fall – 1. Könige 9 – 11 (16. – 22. August)

„Woran du aber dein Herz hängst, das ist dein Gott.” (Martin Luther)

Unter dem Segen Gottes blüht und gedeiht Salomos Israel und sein Ansehen und seine Macht wachsen Jahr um Jahr. Selbst die Königin von Saba erstarrt vor Staunen vor der Weisheit des Königs und sie anerkennt die Größe seines Gottes, der wohl mächtiger sei als alle anderen Götter der Erde. Beständig zunehmende Macht und Einfluss und vor allem grenzenloser Reichtum haben jedoch verheerenden Einfluss auf Demut und Gottesfurcht des Königs. Salomo leistet sich alles, was man mit Geld kaufen kann und kein Weiberrock ist vor dem König sicher. Die Bibel berichtet von einem gewaltigen Harem aus Frauen, Nebenfrauen und Geliebten aller Kulturen und Religionen im Einflussbereich Israels; seine Hauptfrau, die Tochter des ägyptischen Pharao bildete nur den Anfang. Schließlich fängt er an, den fremden Göttern seiner Frauen Altäre zu errichten und er opfert diesen Göttern sogar.

Auch wenn Salomo nie bewusst seinem Gott abschwört, wird hier deutlich, dass er sich von diesem abgewandt hat, denn er versagt bereits beim ersten Gebot:

„Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.” (Ex 20,3)

Und wir haben bereits gelernt: Das Gesetz Gottes kann man nicht größtenteils erfüllen; man erfüllt es in jedem einzelnen Punkt mit ganzer Kraft und von ganzem Herzen oder man bricht es! Salomo bricht den Bund mit seinem Gott, indem er Götter neben diesem anbetet. Das sind vielleicht nicht einmal die Götter denen er opfert, vielleicht opfert er diesen nur aus Liebe zu seinen Frauen – aber, nach Martin Luther, sind damit wahlweise die fremden Götter oder aber seine Frauen an die Position Gottes getreten, machen Gott die exklusive Poolposition streitig.

Und was macht Gott?

Wir lesen, dass Gott Salomo die Freundschaft kündigt. Sein Reich soll, sobald sein Sohn König wird, an seinen Knecht (etwas später erfahren wir, es ist Jerobeam) gehen, bis auf ein Stamm, der soll in den Händen der Blutlinie Davids bleiben. Laut Prophezeiung soll der Messias aus dieser Blutlinie kommen, daher muss die davidsche Königslinie auch erhalten bleiben. Doch ohne Gottes Schutz und Schirm gewinnen Widersacher Salomos zunehmend an Einfluss; selbst ehemalige Widersacher Davids beschließen nun plötzlich, sich am Sohn zu rächen. Wir lesen „Gott erweckt Salomo Widersacher”, letzten Endes scheint es aber so zu sein, dass bestimmte Menschen falschen, nur auf irdische Statussymbole beruhenden Glanz erkennen, wie die blassen Sonnenstrahlen kurz vor einem Wetterumschwung.

Und noch etwas unternimmt Gott. Er spricht nicht mehr durch Salomo, er schickt wieder Propheten zur Verkündigung seines Ratschlusses. Den Anfang bildet Achija, der Jerobeam den Ratschluss Gottes mitteilt, dass ihm nach dem Tod Salomos der größte Teil des Reiches zufallen soll.

Nach 40 Jahren Regentschaft stirbt Salomo.

In diesen Tagen lernen wir, dass Demokratie kein Geschenk ist, das sich selbst erhält. Wir müssen ständig aufmerksam und auf der Hut sein. Wenn Demokratie einfach so nebenher mitläuft, so wird sie immer schwächer, bis Widersacher sie uns wegnehmen.

Mit Glaube und Gottesfurcht ist es ganz genauso! Sie brauchen unsere ständige Wachsamkeit. Gerade wenn Gott unser Leben und unsere Arbeit segnet und wir „im Flow” sind, gerade dann sind wir anfällig. Gerade wenn alles läuft, wenn wir frei über unseren Weg entscheiden können, gerade dann lohnt sich der Blick auf das erste Gebot, gerade dann ist es wichtig zu fragen:

  • „Woran hängt mein Herz?”
  • „Was erfüllt mich?”

Salomo war erfüllt von dem Licht und Glanz, der von seiner Königswürde ausging, von der ihm entgegengebrachten Bewunderung und sein Herz hing an seinen Frauen. All dies war an die Stelle seines Gottes getreten.

Wenn dein Herz an irgendetwas in der Welt hängt, erkenne an Salomo, dass es dir genommen werden wird – spätestens mit deinem Tod. Wenn du über deinen Tod hinaus planst, dann plane immer zuerst mit Gott. Er sagt, er duldet keine Konkurrenz neben sich. Tatsache ist aber auch: All das Weltliche taugt nicht für die nächste Welt.

Diese Kapitel enthalten aber auch eine Warnung an alle kirchlichen Institutionen und deren Amtsträger! Der König Israels war eine von Gott eingerichtete Institution. Gott hatte ihm bei sich selbst geschworen, immer an seiner Seite zu sein und alle seine Unternehmungen zu segnen, SOLANGE Salomo seinem Gott treu bliebe – und in dieser herausgehobenen Stellung als Institution ist eine exklusive Beziehung unverzichtbar, denn die Institution steht sinnbildlich für die Beziehung zwischen Volk und Gott.

Nachdem Gott sein Urteil über den untreu gewordenen Salomo gesprochen hat, liest man nichts über eine Umkehr des Königs. Offensichtlich war Salomo also zu dieser Zeit nicht mehr aufmerksam gegenüber seinem Gott. Vermutlich liefen die Amtsgeschäfte sogar unverändert weiter, wahrscheinlich waren auch weiterhin die Tempelfeste absolute Highlights zu denen die Massen hinströmten und den weisen Worten des Königs lauschten. Sie achteten nur auf den äußeren Schein und erfreuten sich an der strahlenden, glitzernden Scheinheiligkeit ihres Regenten. Auch für sie war der Glaube über die Jahre ein (scheinbar) unveränderliches, ewiges Ritual geworden. Und umgekehrt wiederum gefiel sich der König in diesem Glanz, er bemerkte vermutlich gar nicht, dass Gott längst aufgehört hatte, mit ihm zu reden … bzw. er aufgehört hatte, seinem Gott zuzuhören.

Gott ist auf die Menschen nicht angewiesen, erst recht nicht auf einen einzelnen!

Wenn sich die Institution nur noch um sich selbst dreht, sich quasi zu ihrem eigenen Gott macht, dann sucht Gott sich Menschen am Rande oder sogar außerhalb der Institution, die bereit sind zuzuhören, und spricht zu diesen; hier ruft er Achija zum Propheten. Wenn Gott anfängt, neue Propheten zu rufen, dann bricht eine Zeit des Umbruchs an – das ist auch der Grund, warum die Israeliten im weiteren Verlauf so viele ihrer Propheten umbrachten. Propheten werden geschickt, uns die liebgewordenen, falschen Götter, die wir uns gemacht haben, wegzunehmen. Propheten rufen radikal zur Umkehr zu dem einen Gott; sie greifen damit genau jene Dinge an, an denen wir uns festhalten (wenn wir uns nicht mehr an Gott festhalten). Ganz natürlich wehren sich dagegen die von Gott entmachteten Institutionen, ihre Amtsträger und deren Gläubige. Achija ist hier der erste in dieser Reihe, eine einzelne Stimme, und der von Gott bereits begonnene Umbruch ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht sichtbar, weshalb auch der Prophet noch unangetastet bleibt. Nach dem Tod Salomos wird das Leben der Propheten in den folgenden Wirren und Unruhen und dem zunehmenden Zerfall des Landes und der damit einhergehenden Erosion der Macht der Könige gefährlicher.

Seit Gott seinen Geist direkt in jeden Menschen gibt, der bereit dazu ist, haben Institutionen nicht mehr dieselbe Bedeutung wie damals. Die ganze Kirche Christi ist heute ein Volk von Priestern und Propheten; so funktioniert Demokratisierung bei Gott! Gleichzeitig sind die Erosion von Glanz und Macht der Institutionen und ihrer Amtsträger und deren Reaktion auf die Entwicklung, sowie das krampfhafte Festhalten an „ewig gültigen Ritualen” aber sichere Zeichen, dass in unseren Tagen wieder Propheten sprechen, deren Aussagen bei den Richtigen Furcht und Schrecken auslösen.

1. Könige 9 – 11 >>

Der Tempel Gottes - 1. Könige 8 (11. – 15. August)

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt?” (1Kor 3,16)

Der Bau des Tempels ist beendet. In einer heiligen Zeremonie lässt Salomo die Bundeslade von den Priestern ins Allerheiligste bringen. Zum Abschluss der Zeremonie erfüllt Gott in Form einer Wolke den Tempel, so dass alle Priester den Ort verlassen müssen.

Dein Reich komme – 1. Könige 4 – 7 (3. – 10. August)

Salomo errichtet sein Reich. Er umgibt sich mit Menschen, die sich als vertrauenswürdig erwiesen haben. Wir lesen, dass Salomo mit großer Weisheit regiert, die auch in den tributpflichtigen und verbündeten Nachbarstaaten geschätzt und anerkannt wird. Es herrscht Frieden in Israel und den Nachbarstaaten.

Salomo kann sich daher in seiner Regierungszeit um Dinge kümmern, die seinem Vater verwehrt blieben, da dieser ständig mit Angriffen von innen wie von außen beschäftigt war. So baut er endlich den Tempel in Jerusalem, die Pläne dafür stammen noch von seinem Vater, aber auch einen eigenen Regierungssitz und eine Wohnung für seine Frau, die Tochter des ägyptischen Pharao. In allen Details wird sowohl die Zusammensetzung seiner Regierung, die Regelung der Ausgaben und Einnahmen des Staates, als auch die Gestaltung des Hauses Gottes beschrieben. Von den Privatbauten erfahren wir bei weitem nicht so viel, bemerkenswert ist hier die Bauzeit. Diese dauerte 13 Jahre, während der Tempelbau nur 7 Jahre in Anspruch nahm.

Entscheidungen - 1. Könige 3 (1. + 2. August)

„Und alles, was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht wird in dem Sohn. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.” (Joh 14, 13-14)

Und jetzt? Salomo steht genau vor dieser Situation. Gott sagt ihm: „Salomo ich liebe dich. Du darfst dir alles von mir wünschen, ich werde es für die erfüllen.” Da ist dieser Gott und der sagt ihm zu, seine Allmacht nach seinem Wunsch uns Willen für ihn einzusetzen. Der Versuchung ist groß, sich hier all das zu wünschen, was das eigene Leben angenehm macht: Macht, Reichtum, ein langes Leben in Gesundheit.