Prophet, ein undankbarer Job – 1. Könige 22 (14. – 16. September)

Im letzten Kapitel lernen wir den Propheten Micha kennen, von dem es in der Bibel ein ganzes Buch gibt.

Micha ist Prophet des Herrn in Israel und deshalb – wie könnte es anders sein – bei König Ahab äußerst unbeliebt, weil er Dinge prophezeit, die dem König nicht gefallen. Und wie könnte Micha etwas verkünden, was dem König gefällt, hat Gott doch bereits sein Urteil über diesen Götzenverehrer ausgesprochen?

Ahab juckt es nach drei Jahren Frieden mit dem Nachbarreich Aram in den Fingern und er möchte sich von dort ein Gebiet zurückholen, das sich Benhadad in Zeiten des Krieges einmal einverleibt hat. Er bittet dafür Josaphat, den König von Juda um militärische Unterstützung. Josaphat lässt sich durchaus von dieser Katzbuckelei des größeren Königs beeindrucken aber erhielte gerne auch noch den Segen von oben. Für jede Art von Segen beschäftigt Ahab ein ganzes Heer von „Propheten”, die ihm immer freudig verkünden, was er hören möchte.

 Josaphat fällt die Show auf und er fragt noch, ob es denn in diesem großen Israel keinen richtigen Propheten gebe. Widerwillig lässt Ahab nun Micha anschleppen, aber nicht, ohne ihm vorher Anweisung geben zu lassen, wie seine Prophezeiung auszusehen habe. Micha prophezeit exakt mit den ihm vorgeschriebenen Worten. Entweder fällt selbst Ahab auf, dass diese Rede nicht aus innerer Überzeugung entstand oder er möchte einfach jeden auch den geringsten Zweifel Josaphats ausräumen, darum hakt er noch einmal nach und fordert Micha auf schonungslos ehrlich zu sein. Nun erklärt ihm Micha, dass er nicht lebend aus der Schlacht zurückkommen wird. Die logische Konsequenz: Micha wird ins Gefängnis geworfen und Ahab zieht inkognito in den Krieg. Auf dem Schlachtfeld sieht man nur einen König, Josaphat. Doch nicht nur der Schwindel fällt auf, ein verirrter Pfeil trifft den als gewöhnlichen Soldaten verkleideten Ahab und verletzt ihn tödlich.

Was hier der Prophet Micha über die angestellten Wahrsager Ahabs sagt, nämlich dass Gott einen Lügengeist in den Mund dieser alles Mögliche prophezeienden Männer gesandt habe, kann durchaus auch so verstanden werden. Wir erleben das täglich! Seriöse Meldungen sind, wen wundert's bei unseren alltäglichen Entscheidungen und Handlungen, nie erfreulich und erfordern eine sehr schmerzhafte Abkehr von liebgewordenen Macken und sonstigen schädlichen Angewohnheiten. Da ist es doch viel erbaulicher, sich etwas sagen zu lassen, was die Verantwortung von einem selbst wegnimmt und auf ganze andere verlagert oder etwas, das unerfreuliche Erkenntnisse einfach abstreitet. Um sich 400 eigene Propheten leisten zu können, muss man heute nicht mehr König sein, ein kostenloser Account bei Facebook, Twitter, Telegram und Co. reicht völlig. Den Rest einer passenden Prophetie erledigt die allmächtige, allwissende Filterblase. Und für Menschen in politischer Verantwortung gibt es Berater und Experten, echte Experten zwar, aber natürlich bevorzugt man jene, deren Einschätzung die eigene Meinung und Wünsche bestätigt.

Die Michas hatten es zu keiner Zeit der Weltgeschichte leicht.

 

Der Rest dieses Kapitels behandelt in dürren Worten die Geschichte der Könige Josaphat (Juda) und Ahasja (Israel), den Sohn Ahabs. Wie schon Ahab angekündigt wurde, wird sein Sohn nicht alt auf dem Thron; er regiert nur zwei Jahre lang – ganz im Stil seines Vaters. Josaphat ist gottesfürchtig, aber auch er schafft es nicht, das spirituelle Ruder in Juda herumzureißen. Das Volk betet die Götzen an, die sein Großvater einst eingeführt hatte. Hier wird noch einmal deutlich, dass alle Entscheidungen immer Konsequenzen haben, die sich unabwendbar auf spätere Generationen auswirken. Niemand auf dieser Welt lebt für sich allein oder ausschließlich die eigene Generation. Spätere Generationen werden all jenen Götzen opfern, denen wir nicht standhaft begegnet sind und die wir auf die ein oder andere Weise als unabänderlich und ewig gültig angebetet haben. Sie werden an genau den Ketten hängen, die wir uns selbst angelegt oder die wir von unseren Vorfahren geerbt und von denen wir uns nicht restlos befreit haben.

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