Psalm 35 (16. + 17. Juni)

 

Wieder einmal ist David das fleischgewordene heulende Elend! Wieder einmal fordert er Gott auf für ihn sowas wie der große Bruder zu sein, der die bösen Feinde weghaut. Er, David, habe doch nichts getan, was dieses Verhalten der Feinde rechtfertige. Darum sei es doch jetzt nur recht und billig, dass der Gott, zu dem er immer treu stand, nun diese Feinde zu Brei haut.

Und dieser Jammerlappen soll das kleine Abbild, die Vorschau auf Jesus sein? David hätte sich sicher zu diesem Zeitpunkt auch dagegen verwahrt, eine Vorschau auf irgendjemand anderes zu sein.

Doch während sich David mal wieder selbst leidtut, also in seiner größten Schwachheit, gibt Gott ihm dann wieder freien Blick auf genau jenes große Vorbild. David spricht davon, wie er schuldlos angeklagt wird, wie er zum Spott seiner Feinde wird, wie sie über ihn Lügen verbreiten. Er hatte für sie gebetet und dies ist nun der Dank. Ja, genauso erging es Jesus 14 Generationen später. Und so stellt sich hier ganz zu Recht die Frage: Heult David hier über sich selbst und ergießt sich in Selbstmitleid oder vermischt sich sein eigenes Leid in diesem Moment bereits mit dem Leid des Menschen für den er ein Symbol ist? Es wäre nicht das erste Mal, dass David über seine Situation nachdenkt und dabei Geschichte vorwegnimmt. Gott hat eben ein großes Herz für die Schwachen.

Und in dem riesigen Maßnahmen-/Forderungskatalog, den David hier seinem Gott vorlegt, ist natürlich eines nicht zu übersehen: Wenn ein Mensch solche Forderungen an ein Wesen stellt, das er weder sehen und noch hören kann, dann steckt da unerschütterliches Vertrauen drin, dass dieses Wesen auch zuhört und handeln wird. Vier von fünf Glaubens-Sternen für David! Ein Stern Abzug für die doch recht deutlich wahrnehmbare Ungeduld des Königs ….

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