Gott aller Völker – Jesaja 56 (2. Juni)

„Und die Fremden, die sich dem HERRN zugewandt haben, ihm zu dienen und seinen Namen zu lieben, damit sie seine Knechte seien, alle, die den Sabbat halten, dass sie ihn nicht entheiligen, und die an meinem Bund festhalten, die will ich zu meinem heiligen Berge bringen und will sie erfreuen in meinem Bethaus, und ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen mir wohlgefällig sein auf meinem Altar; denn mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker.“ (Jes 56, 6-7)

Wir erinnern uns deutlich an den enttäuschten und verzweifelten Ausruf Jesu: „Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus sein. Ihr habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!“ (Mt 21, 13) Hier hat der Ausruf Jesu bei der sogenannten Tempelreinigung – tatsächlich war es eine Brandmarkung der Priester und Tempelwächter – seinen Ursprung. Auch das Ende von diesem Kapitel 56 beklagt die inakzeptable Haltung der Priester und Tempeldiener gegenüber der ihnen von Gott übertragenen Aufgabe, bezichtigt sie der Trucksucht und anderer Ausschweifungen.

Gott hat es nicht leicht mit seinem Volk, doch das hat er ja von Anfang an gewusst. Ein perfektes Volk Gottes wäre toll für die Israeliten aber verheerend für den Heilsplan Gottes, der ja die ganze Schöpfung in seinen Plan mit einbezieht. Es war nie der Plan Gottes, nur ein paar versprengte Israeliten zu sammeln und heimzubringen, sein Plan ist die Vollendung seiner Schöpfung in allen seinen Kindern. Ein etwas weniger perfektes, wirrendes und irrendes Völkchen, dass immer wieder verloren geht und von seinem Gott ein ums andere Mal eingesammelt werden muss, ist für die Nationen da draußen ein besseres Beispiel mit höherem Wiedererkennungswert.

Die Regeln eines Gottes, der in der Vergebung so großzügig ist, sind für Außenstehende viel attraktiver als die eines rachsüchtigen Gottes, der jedes Versagen mit der totalen Vernichtung und ewigen Verdammnis quittiert.

Missbrauch von Macht und Position innerhalb der Kirche – offensichtlich ein uraltes Problem und bis heute nicht überwunden. Wenn also der Missbrauch der Macht scheinbar untrennbar mit der Praxis verbunden ist, Menschen durch Weihe in ein Amt zu heben, das über den normalen Gläubigen steht, dann muss die Frage erlaubt sein, warum wir an dieser Praxis immer noch festhalten. Gott hat den Tempeldienst und damit die einst speziell dafür aus dem Volk heraus gehobene Priesterkaste am Kreuz von Golgotha offiziell beendet. Er wird wissen, warum!

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