Das Wort und nur das Wort! – Matthäus 15, 1 – 9 (16. Februar)

„Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Alten? Denn sie waschen sich nicht ihre Hände, wenn sie essen. Er entgegnete ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Überlieferung willen?“ (Mt 15, 2-3)

Markiere mit Textmarker: „um eurer Überlieferung willen“. Es ist das Kernproblem der jüdischen Religion und – weil die Menschen nicht bereit sind zu hören und zu verstehen – das Kernproblem jeder irgendwie daraus abgeleiteten Religion.

Die Juden hatten die Tora mit eigenen Textsammlungen, über Jahrhunderte von frommen Gesetzeslehrern erdacht und niedergeschrieben, zum Talmud ergänzt. Diese „tradierte Religion“ hatte Folgen für das Verständnis vom Wort Gottes. Wollte man nämlich wissen, wie eine Textstelle oder ein Gesetz im Alltag umzusetzen war, befragte man nicht mehr sein Herz, sondern schaute in die fromme Deutung „der Alten“. Das musste schiefgehen! Die ursprünglichen Texte sind für die Ewigkeit geschrieben. Du liest sie, du wendest sie in deinem Herzen und sie sprechen zu dir in der konkreten Situation, denn das Wort ist lebendig – in einer anderen Situation, wird dir dasselbe Wort vielleicht nach gründlichem Gebet etwas anderes raten, das in diesem Moment genauso dem Geist des Wortes entspricht, wie der Rat davor und so weiter.

Je konkreter also eine festgeschriebene Handlungsanweisung ist, desto unbrauchbarer und ferner vom eigentlichen Wort ist sie.

Nicht anders zu bewerten sind aber auch die modernen Lehrschriften, wie der Katechismus, die Dogmen früherer Päpste, die Apostolischen Schreiben, das Kirchenrecht und andere von Menschen verfassten Schriften, die das Glaubensleben regeln sollen. Unabhängig ob sie nun vor über 1000 Jahren oder erst gestern verfasst wurden, sie sind bestenfalls eine – mehr oder weniger aktuelle – Interpretation oder Anwendung des Wortes. In Streitfragen ist stets das Wort und der Heilige Geist um Rat zu fragen, nicht die genannten Schriftstücke selbst! Nichts, was wir denken, sagen oder schreiben verändert oder ergänzt oder verbessert oder präzisiert das Wort Gottes in einer allgemeingültigen und zeitlosen Form.

Es macht Hoffnung, dass sich diese Einsicht nun scheinbar auch langsam auch in den Kreisen der „höheren Weihe“ durchzusetzen scheint.

Matthäus 15, 1 – 9 >>

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