Psalm 29 (9. Juni)

 

Ein Lobpreis Davids über seinen mächtigen großen Gott. Es mag uns heute kindlich naiv vorkommen, wie David jede einzelne Naturgewalt mit Gott in Verbindung setzt – Erdbeben, Blitz, Donner, das Tosen der Meere im Sturm, Vulkanausbrüche, eben alles, was Menschen Furcht einjagen kann steht bei David für Gott. Wir wissen das doch heute besser! Wir beherrschen die Elektrizität, wir kennen uns aus mit der Plattentektonik unseres blauen Planeten, wir wissen welche Kräfte beim Ausgleich unterschiedlicher Luftmassen freigesetzt werden. Gott? Nein, alles erklärbar.

Und doch, wir hatten es hier schon mal von der schier erdrückenden Masse von Zufällen, die erst das Leben auf der Erde in dieser Vielfalt ermöglichte. Und wir wissen auch, dass sowohl unser Sonnensystem, wie der Weg und die geradezu langweilige Art und Weise wie unser Planet um die Sonne torkelt wohl doch eher Ausnahmen sind, die die Regel „unberechenbares, wildes Universum“ bestätigen. Schon Mars und Venus hüpfen und tanzen mehr um die Sonne, sprich ihre Rotationsachsen kippen stärker und schneller hin und her. Wäre das bei der Erde so, dann wäre kein Verlass auf Jahreszeiten. Wo heute ewiges Eis herrscht könnte in 200 Jahren ein tropisches Paradies sein und umgekehrt. Zwar können die Kräfte der Natur auch auf der Erde zerstörerisch sein, aber im großen Bogen sind sie höchst schöpferisch unterwegs. Astronomen nehmen heute immer noch an, dass das Universum voller Leben ist allein aufgrund seiner Größe aber die belebten Siedlungen dürften wesentlich weiter auseinander liegen, als wir uns das bisher vorgestellt haben.

So ist das Universum für uns Gläubige auch ein Symbol für die Extreme: „Leben unter der Gnade Gottes“ versus „Existenz ohne Gott“. Für mich macht Gott bzw. sein Wille, seine Gnade den Unterschied aus, ob die Kräfte des Universums Leben schaffen oder zerstören. Diese Urgewalten sind natürlich nötig, damit sich überhaupt etwas regt, aber ich glaube, dass es einen Schöpfer braucht, der sie hier und da bändigt. Vielleicht sollten wir also gar nicht im Donner Gottes Wirken vermuten, sondern in der Stille davor und danach, nicht im Vulkanausbruch, sondern in der Ruhe danach, in der aus dem so entstandenen Land ein neuer Lebensraum entsteht. Das Universum zeigt uns, dass Ruhe und Stille, dass Evolution – verstanden als langsame und Jahrtausende andauernde gleichmäßige Entwicklung von Leben ohne alles zerstörende Katastrophen dazwischen an den nicht vollkommen leeren Plätzen dieses Universum in Relation zu seiner Größe eher seltene Ausnahmen sind.

Und dann ist es auch wieder gerechtfertigt, genau wie David unseren Gott zu loben, weil er eben doch Herr über die Gewalten ist: Ich danke dir Vater, dass du die Kräfte, die das Universum bewegen und die uns innerhalb eines Wimpernschlages auslöschen würden, so lenkst, dass sie uns einen angenehmen, lebendigen Platz als Zuflucht erhalten, bis wir uns daheim in deinem Reich wiedersehen.

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