Psalm 37 (19. + 20. Juni)

Vor ein paar Tagen hatte ich an dieser Stelle das Thema Verbitterung angesprochen, vor der auch zu Beginn dieses Psalms gewarnt wird. Über weite Strecken erinnert Psalm 37 an die Bergpredigt, sowohl die Seligpreisungen wie auch die Warnungen.

Selig, d.h. glücklich bei und mit Gott ist jener, der gütig und vergebend ist, der seinem Gott treu bleibt im Alltag. Gott wird für ihn da sein und für ihn sorgen. Zweifler werden sich daher auch besonders über diesen Psalm aufregen. Warum gibt es dann Hunger und Kriege auf der Welt? Heißt das, dass die Menschen dort wo Not und Elend kein Ende zu nehmen scheinen einfach nicht treu genug zu Gott stehen? Das ist ein schwieriges Thema, denn der menschliche Verstand, kann nicht begreifen und erst recht nicht akzeptieren, dass ein allmächtiges Wesen da scheinbar tatenlos zusieht. Es geht hier ja nicht darum, dass irgendeine böse Macht vorübergehend die Oberhand gewinnt, aber dann – möglichst sichtbar für alle – von göttlicher Gerechtigkeit niedergestreckt wird. Nein, in diesen Regionen gewinnt das Böse und auch in diesen Regionen leben gläubige Menschen nach dem Wort Gottes, bitten, flehen, warten – vergeblich. Oft genügt sogar ein Blick in die eigene unmittelbare Umgebung, um auf Not, Schmerz und Krankheit zu stoßen, auf von Gott offensichtlich geduldete Übergriffe des Bösen auf seine Kinder.

Wie kann Gott so etwas zulassen?

Menschliches Ermessen kann hier keine Antwort geben, die nicht wie eine hilflose Ausrede klingt. Das Auge sieht und die Seele schreit: Gott wo bist du?

Im Glauben sagt mir mein himmlischer Vater dann: „Ich bin da.“ und ich höre in diesem Satz nicht nur Trost, sondern auch die unausgesprochene Frage: „Und wo bist du?“

Ja, ich glaube. Ja, ich glaube, dass Gott uns diese Welt gegeben – geschenkt – hat, damit wir den Weg gehen, der zuerst zu gehen ist um die Ewigkeit mit ihm verbringen zu können. Ja, ich glaube, dass alles Leid auf dieser Welt nur ein kurzer Pieks im Vergleich zur ewigen Herrlichkeit bei ihm sein wird. Aber darum weiß ich auch, dass Menschen ohne Glauben hier ein Problem mit meinem Gott haben. Genau genommen haben sie nicht ein Problem mit meinem Gott, sondern mit mir. Sie sehen mich und sehen in mir das Auge Gottes, das wegsieht. Sie hören mich und sie hören durch mich das Wort Gottes, das schweigt. Sie sehen meine Arme und sie sehen an meinen Armen die Hand Gottes, die nicht eingreift.

„Ich versichere euch: Wenn euer Glaube nur so groß ist wie ein Senfkorn, könnt ihr zu diesem Berg sagen: ›Rücke von hier nach dort!‹, und es wird geschehen. Nichts wird euch dann unmöglich sein!“ (Mt 17,20)

Und die Zweifler und Ungläubigen sehen meinen Glauben und den von allen Menschen, die an Christus glauben und sie fragen uns zurecht: Wie groß ist euer Glaube? Wieviel kleiner als ein Senfkorn ist er? Warum sollen wir glauben, wenn ihr es offensichtlich nicht (wirklich) tut?

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