Die richtige Anrede für Gott

Den ganzen Abend war ich müde, wie schon gestern den ganzen Tag. Also gab ich irgendwann auf und ging ins Bett. Mein Abendgebet könnt ihr euch vorstellen: „Papa.“ Fertig. Hey, ich bin müde. Aber der letzte Gedanke gehört ihm. Und die Anrede Papa ist okay, hat Jesus gesagt und bei mir ist diese Anrede nicht anderweitig belegt.

Also „Papa“ und dann gute Nacht. Denkste! Eine Welle von Gefühlen und Gedanken überrollt mich und mit einem Schlag bin ich hellwach. Ich muss euch das aufschreiben.

Viele meiner Freunde reden Gott mit „Gott“ oder mit „Herr“ an. Das ist sicher angebracht. Gott ist so groß, dass es kein Wort gibt, das seiner Größe gerecht werden könnte, warum also nicht „Herr“, quasi als angemessener Näherungswert?

Und da ist ein anderer Gedanke, der mich am Nachmittag auf dem Nachhauseweg vom Spaziergang beschäftigte, eine Art Frage von Gott – sagen wir doch, er hat mit mir geredet und er fragte: „Was soll ich denn noch tun? Ich bin Mensch geworden, einer von euch, um den Graben zwischen uns zuzuschütten. Ich habe mich unter die Elendesten begeben, mich ans Kreuz schlagen und umbringen lassen – nur damit ihr versteht: Es gibt keinen Graben zwischen uns, zumindest keinen, den ich gegraben hätte, den ich gutgeheißen und für notwendig erachtet hätte. Ich bin als Mensch und euer Messias von den Toten auferstanden, damit ihr versteht, da ist keine Grenze zwischen uns. Ihr und ich, das ist eins! Ein Weilchen ging’s gut, aber dann habt ihr wieder eure heiligen Schäufelchen rausgeholt und einen neuen Graben ausgehoben. Was muss ich denn noch tun, damit ihr endlich begreift, was ich von euch möchte: Gemeinschaft! Ohne Vorbehalte, ohne Bedingungen, einfach nur Gemeinschaft.“

Papa.

Das drückt für mich vorbehaltlose Nähe aus. Das kann ich noch sagen, wenn ich grade dabei bin, mich in mein Kissen zu kuscheln und eigentlich mit dem Tag durch bin. Bei „Herr“ hätte ich das Gefühl, eine angemessene Haltung annehmen zu müssen, vielleicht zumindest innerlich auf die Knie zu gehen. Aber vielleicht empfinde das ja nur ich so.

Oder setzen sich vielleicht Ansprachen wie Herr, Herr der Heerscharen, König des Himmels gut durch, weil wir uns mit diesem angenommenen Abstand ganz wohl fühlen? Die Israeliten baten Mose, er solle mit Gott reden, denn sie fürchteten zu sterben, wenn Gott direkt mit ihnen spräche. Sitzt diese Urangst vor dem Allmächtigen vielleicht immer noch in uns?

Ich schlage euch heute, zum Osterfest eine Übung vor: Wählt euch eine andere Ansprache als Herr oder Gott und benutzt diese, wenn ihr mit Gott reden wollt. Wenn euch der von Jesus vorgeschlagene „Papa“ schwerfällt, sucht euch was anderes. Eine Bezeichnung, die für euch Nähe und Geborgenheit bedeutet, eine Anrede, die euch nicht innerlich auf die Knie gehen und die Arme gen Himmel strecken lässt. Denn dieser Gott ist bei euch, ganz nah. Und er weiß, wie groß er ist; er braucht diese Bestätigung von euch nicht – und er will sie auch nicht. Lasst euch ruhig Zeit bei der Wahl einer für euch passenden Anrede, denn es wird eure zentrale Anrede für Gott, den ständigen und treuen Begleiter an eurer Seite werden.

Gott ist nicht irgendwo „da oben“! Gott lebt bei euch, mitten unter euch – mit jedem von euch.

In diesem Sinne:
Frohe Ostern!

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