Über den Tag des Gerichts

Vielleicht liegt es ja an diesem tristen Regenwetter, dass heute ein sprechendes Bild der traurigen Art in meinem Kopf auftaucht: Gott hasst den Tag des Gerichts!

Der Tag, an dem allen seinen Kindern Gerechtigkeit widerfahren wird, ist für ihn kein schöner Tag.

Wer das nicht verstehen kann, der verabschiede sich von dem Gedanken, dass Gott uns das Leben geschenkt hat. Das Leben, das wir von Gott empfangen, ist Leben aus seinem Leben und ist eine Leihgabe. Ich denke hier an das Gleichnis mit den Talenten. Der eine Knecht vermehrt die Leihgabe sehr erfolgreich, der andere weniger erfolgreich, der dritte vergräbt die Talente, nutzt sie also überhaupt nicht. Wir wissen was geschieht, als der Herr die Talente zurückfordert. (Mt 25,14-28)

So ist das mit dem Leben, das uns von Gott als Leihgabe überlassen wurde.

Am Gerichtstag nun wird Gott zu diesen Leben, die ihre Talente vergraben haben, sagen müssen: „Ich verstoße dich, ich habe dich nie gekannt“ (Mt 7,23) Es ist immer noch Leben von seinem Leben, aber es ist nicht zur Reife gelangt und er muss es nun endgültig aufgeben.

Ja, am Tag des Gerichts wird Gott zum zweiten Mal den Preis für unser Versagen bezahlen. Durch den Tod seines eingeborenen Sohnes am Kreuz hat Gott den Preis für die Rettung derer bezahlt, die an ihn glauben und ihm nachfolgen. Bei der Kreuzigung hat er das erste Mal den Preis bezahlt – Bezahlung für die Rettung. Am Tag des Gerichts wird er wieder den Preis bezahlen, indem er Leben aus seinem Leben auf ewig aufgibt – Bezahlung ohne Rettung. Darum hasst er diesen Tag.