Tätiger Glaube – die Frucht

Allen, die nach dem Artikel „Was ist Glaube“ der Meinung sind, Glaube erschöpft sich in frommen – im Glücksfall auch klugen – Reden ruft Jakobus entgegen „ gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne die Werke tot“ (Jak 2,26)

Also doch für die eigenen Überzeugungen auf die Barrikaden gehen? Also muss ich doch meinen inneren Schweinehund überwinden, um meinen Glauben zu beweisen?

Wir haben hier schon im Artikel „Gnade – Was muss ich dafür tun“ ausführlich darüber philosophiert.

Genau, wie wir uns die Gnade Gottes nicht durch Taten verdienen können, können wir unseren Glauben durch Taten weder schulen noch beweisen. Alles kommt von Gott. Und doch ist der gläubige Mensch tätig; es ist das Wesen Gottes in ihm, das ihn zum Werk antreibt.

„Bleibt in mir, und ich [bleibe] in euch! Gleichwie die Rebe nicht von sich selbst aus Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.“ (Joh 15,4)

Und hier hat Jesus bereits den tätigen Glauben erklärt: Die Tat ist die Frucht des Glaubens!

Nehmen wir den Apfelbaum als Beispiel: Er entscheidet sich nicht, dass Äpfel an seinen Zweigen wachsen. Er sucht sich auch nicht bestimmte Äpfel an seinen Zweigen aus, bei denen er sich besonders anstrengt. Die Äpfel wachsen, weil die Bedingungen stimmen und er ein Apfelbaum ist.

So sind auch die Taten des Gläubigen die Früchte seines Glaubens. Er tut es, weil die Bedingungen stimmen (Gott hat ihm die Fähigkeit und die Kraft dazu gegeben) und weil er ein Glaubender ist. Wenn der Apfelbaum aufhört Früchte hervorzubringen ist er tot, auch wenn er vielleicht noch auf dem Feld steht. Wenn der Gläubige untätig wird, ist der Glaube in ihm tot, auch wenn der Mensch weiterhin atmet und isst und im Sinne der Welt vielleicht sogar höchst produktiv ist.

Der Apfelbaum erklärt uns auch die Sache mit den Gaben: Egal wie optimal die Bedingungen für Kirschen sind, der Apfelbaum wird niemals Kirschen hervorbringen. Diese Gabe ist ihm nicht gegeben. Er kann nun mit seinem Schicksal hadern, ändern kann er es nicht. Er kann auch mit dem Schicksal hadern, in jedem Winter zu sterben und auf den Frühling warten zu müssen, trotzdem wird ihn der Frühling zum Leben erwecken und die ihm gegebene Gabe zur Entfaltung bringen. Er kann dies nicht aus eigener Kraft.

Gott gab mir die Empathie, seine unmittelbare Anwesenheit in meinem Leben zu spüren und in vielen Worten darüber zu schreiben und wenn er mich – wie der Frühling – dazu anschubst, dann erwache ich wie der Apfelbaum zu neuem Leben und schreibe, weil ich die Kraft spüre, die meine Gabe zur Entfaltung bringt. Andere Menschen haben andere Gaben, die ich nicht habe. Jedes Kind Gottes wurde vom Vater mit den für sein Leben erforderlichen Gaben ausgestattet.

Natürlich müssen auch die Bedingungen stimmen und da wir in dieser Welt leben gibt es auch viele praktische Dinge, die erfüllt sein müssen, damit die Kraft Gottes in den Menschen zur vollen Entfaltung kommen kann. Darum gehört es zu den wichtigen Gaben Gottes, wenn ein Mensch in der Welt Bedingungen schaffen kann, die der Kraft Gottes die Wege ebnet, damit sie zu den Menschen kommen kann. Die Tatsache, dass ich in einem Land aufwuchs mit Rundumversorgung und in einer Familie, in der ich keine körperliche oder seelische Not litt, hat es doch sehr erleichtert, dem Ruf der Verkündigung des Wortes zu folgen. Ebenso die Tatsache, dass ich zur rechten Zeit Arbeit fand, die mich existenziell über Wasser hält. Und natürlich auch, dass es diese Kernfamilie in Christus gibt, die über viele Jahre  jene Strukturen in meiner Gemeinde aufgebaut und erhalten hat, die mich heute stützen und ermutigen.

„Ebnet dem Herrn die Wege!“ ist das Motto des Advents. Es ist gleichzeitig der ganzjährige Auftrag an alle Glaubenden. Und sie tun es in ihrer Familie, im Freundeskreis, bei der Arbeit, im Ehrenamt, in der Gemeinde – überall, wo Gott sie hinschickt. Und sie tun es nicht, weil sie ihren Glauben damit beweisen oder stärken wollen; sie tun es, weil sie durch ihren Glauben eine lebendige Beziehung zum himmlischen Vater haben, die sie zu ihrem Werk befähigt und antreibt. Glaube ist ein Weg zur Selbsterkenntnis und tätiger Glaube das Ergebnis davon. Wenn wir uns von Gott führen lassen, also ihm glauben, dann tut er nichts anderes, als uns zu uns selbst – zu dem, der wir wirklich sind – zu bringen.

„Ich habe dich schon gekannt, ehe ich dich im Mutterleib bildete“ (Jer 1,5)

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