Apostelgeschichte 11, 19-30 (3. Februar)

Gleich zu Beginn dieses Abschnitts kann man sehen, wie langfristig die Pläne Gottes angelegt sind. Wir erfahren, dass etliche Anhänger Jesu aus Jerusalem flohen, als nach der Hinrichtung des Stephanus die erste Christenverfolgung begann. Wer es sich leisten konnte, nahm ein Schiff und floh auf eine der Inseln im Mittelmeer, andere nutzen die von Rom gebauten Straßen und landeten in den angrenzenden römischen Provinzen. Rom nahm zu jener Zeit die jüdische Religion nicht erst – nur 1 Gott, was soll das denn sein? – und damit erst recht nicht eine kleine Sekte innerhalb dieser Religion. Die Kreuzigung eines Predigers war im Römischen Weltreich nicht mehr als eine Randnotiz. Die Existenz eines ziemlich arroganten aber gut organisierten Weltreichs war so eine weltliche Basis für die Ausbreitung des Evangeliums, die andere war eine einheitliche Sprache. Das war aber zu jener Zeit nicht das Latein sondern Griechisch. Seit dem großen Feldherren Alexander, dessen Erscheinen auf der Weltbühne übrigens in mehreren Büchern des Alten Testaments angekündigt wird, sprach man überall im Mittelmeerraum und den angrenzenden Gebieten griechisch. Schon Jahrhunderte vor Jesus hatte also Gott für eine gemeinsame Sprachbasis im ersten Ausbreitungsgebiet der Heilsbotschaft gesorgt.

Zu den Versen 19 bis 30: In Antiochia, damals eine Region in Syrien, heute im Süden der Türkei liegend, hatte sich durch Vorbild und Verkündigung schnell eine christliche Gemeinde gebildet. Diese Gruppe wurde von den Außenstehenden „Christen“ genannt; wir dürfen also annehmen, dass die Bezeichnung Christ keine zwingend freundlich gemeinte Bezeichnung war. Christ hatte bezüglich der Ankömmlinge aus Jerusalem für manche vermutlich ungefähr denselben Klang wie heute Flüchtling. Aufgrund ihrer freundlichen und hilfsbereiten Art hatten sich diese Flüchtlinge aber schnell Freunde in Antiochia gemacht und die Gemeinde, also die Gruppe Menschen, die den Auftrag ihres Heilands lebte, wuchs. Dieser Auftrag lautete und lautet bis heute: „Sei denen ein Freund, die keine Freunde haben. Hilf jenen, denen niemand hilft.“ Sprach „das Volk“ dann später an den Stammtischen von dieser Versammlung als Christen, würden sie diese heute vermutlich neudeutsch als Gutmenschen beschimpfen. Schlussfolgerung: Wenn du Christ sein möchtest, sei ein Gutmensch! Wenn du Gutmensch als Vorwurf oder Schimpfwort für andere verwendest, bist du vermutlich ein Außenstehender, also kein Christ.

Nichtsdestotrotz müssen die Apostel dort auch mal nach dem Rechten sehen. Also schicken sie Barnabas dorthin. Zu seiner Freude läuft es prima, so kann er gleich weiterziehen und Saulus aus Tarsus abholen; er kann also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Auch hier ein sehr weiser Entschluss, denn die Entwicklung in Jerusalem wird es bald notwendig machen, dass Petrus sich etwas aus der Schusslinie nimmt wodurch jener Saulus, später als Paulus bekannt, stärker in den Fokus rückt.

Eine der ersten Amtshandlungen der beiden späteren Weltmissionare Barnabas und Saulus war es, in Antiochia Spenden für die notleidenden Brüder und Schwestern in Jerusalem einzusammeln.

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