Apostelgeschichte 18, 12-22 (23. Februar)

In der Tat wird Paulus während seines ganzen Aufenthalts in Korinth kein Haar gekrümmt, genau, wie Jesus es ihm versprochen hatte. Auch der letzte Versuch der Juden, ihn durch den neuen Statthalter verurteilen und einsperren zu lassen, schlägt fehl; der Kerl ist einfach komplett uninteressiert an religiösen Angelegenheiten.

Nun wird berichtet, wie die Griechen (vermutlich zum Evangelium bekehrte, andere hätten keinen Grund dazu gehabt) im Anschluss den Synagogenvorsteher unter den Augen des Stadthalters verprügeln, der das aber ignoriert. Vermutlich schafften sie sich Luft für die ungerechte Anklage ihres geliebten Paulus und prügelten stellvertretend für die Juden, auf die sie wütend waren, auf den Synagogenvorsteher ein. Zu diesem Zeitpunkt war dies ein Ausrutscher – es muss uns aber immer bewusst sein: Rache und Gewalt ist nicht Teil des Evangeliums, trotzdem haben in den letzten 2000 Jahren Christen immer wieder genau diese Werkzeuge zur Verbreitung und Rechtfertigung des Evangeliums eingesetzt. Dass sich die Frohe Botschaft trotzdem verbreiten konnte, zeigt wie wichtig unserem Herrn die Verkündigung seiner Heilsbotschaft an alle Menschen ist, es rechtfertigt keinesfalls unsere Gewalt, und es wirft einen finsteren Schatten auf uns, die Jünger Jesu. Wir schlagen offensichtlich mehr nach dem Hitzkopf Petrus als wir unserem Herrn nachfolgen. Unser Weg ist noch weit.

Paulus bleibt noch etliche Tage in Korinth, doch dann setzt er seine Missionsreise fort. Dabei nimmt er das Zeltmacherehepaar Priscilla und Aquila mit, die noch eine wichtige Rolle bei der Verkündigung des Evangelium spielen werden. Paulus und die Apostel – alle mit dem Herrn auf „Du und Du“ – sahen offensichtlich in gläubigen Laien die Säulen des neuen Tempels des Herrn und machten auch keinen Unterschied zwischen Mann und Frau oder verheiratet und unverheiratet. Begabung und Berufung war entscheidend, nicht Geschlecht und Beziehungsstatus.  Sie mussten sich aber auch nicht mit jahrhundertealten Traditionen einer Kirchenorganisation rumschlagen; nur der Herr und sein Evangelium zählte. Wie einfach viele Dinge sind, wenn man sich aufs Wesentliche konzentriert.

Die Reise des Paulus geht über Syrien nach Ephesus, wo er das Ehepaar zurücklässt. Paulus selbst reist zurück zur Basis nach Jerusalem.

Wir lesen hier auch, dass Paulus sich am Ende eines Gelübdes die Haare abschneiden ließ; hierbei dürfte es sich um das Nasiräer Gelübde gehandelt haben (4. Mose 6,1-21). Dies zeigt, dass sich Paulus während seines Umgangs mit Juden durchaus an das alte Gesetz und dessen überlieferten Bräuche hielt, genau wie zuvor schon bei der Beschneidung des Timotheus. Es war ihm ein Anliegen, den Kontakt zur alten Glaubensgemeinde so gut es geht zu halten, denn nur wenn sie in ihm einen gläubigen Juden sehen konnten, konnte er ihnen in den Synagogen das Evangelium verkünden.

„Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne; denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworden, als wäre ich unter dem Gesetz, damit ich die unter dem Gesetz gewinne; denen, die ohne Gesetz sind, bin ich geworden, als wäre ich ohne Gesetz — obwohl ich vor Gott nicht ohne Gesetz bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen —, damit ich die gewinne, die ohne Gesetz sind. Den Schwachen bin ich wie ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne; ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise etliche rette. Dies aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben.“ (1. Kor 9, 20-23)

Ich denke, von dieser Haltung des Paulus, Kompromisse einzugehen, wo der Kompromiss nicht im Widerspruch zum Evangelium steht, um möglichst viele Gläubige in die Kirche Christi zu integrieren, könnten wir uns eine dicke Scheibe abschneiden. Jesus ruft uns als unser oberster Arzt, nicht als unser oberster Richter. Wenn wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir alle des Arztes bedürfen, fällt es uns vielleicht etwas leichter unsere Richter-Allüren abzulegen und immer wieder aufeinander zuzugehen.

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