Apostelgeschichte 18, 23-28 (24. Februar)

Die dritte (und letzte) Missionsreise des Paulus beginnt. Aus dem ersten Satz dieses Abschnitts können wir erfahren, dass er nur bis Antiochia gekommen war, es also wohl nicht bis Jerusalem geschafft hat. Er beginnt diese Tour in Galatien und zieht dann durch Phrygien.

Währenddessen taucht in Ephesus ein neuer Prediger im Namen des Herrn auf, es ist Apollos, ein Jude aus Alexandria. Aus seinem Reden ist bereits zu entnehmen, dass ihn der Heilige Geist an die kurze Leine genommen hat, er brennt für Christus. Allerdings kennt er nur die Taufe des Johannes, also die Taufe zur Buße und Umkehr. Dass Christus seinen Nachfolgern bereits eine neue Taufe mit Heiligem Geist geschenkt hat, ist ihm bisher entgangen. Als er in Ephesus in der Synagoge predigt werden Priscilla und Aquilla auf ihn aufmerksam, nehmen ihn zu sich und bringen ihn in Sachen Evangelium auf den neuesten Stand. Als er seine Mission in Achaja fortsetzen möchte überzeugen sie ihn, nicht mehr allein auf sich gestellt zu predigen, sondern sich dort den Jüngern des Herrn anzuschließen.

Wir lesen an dieser Stelle, dass auch Johannes der Täufer Spuren hinterlassen hatte, die über Jerusalem hinausreichten. Apollos ist in Herzen und Glauben ein Jünger von Johannes dem Täufer. Er ruft die Menschen zur Umkehr und Buße auf, und was er den Menschen zu sagen hat, hat Hand und Fuß; er kann alles mit Prophetenworten aus der Heiligen Schrift belegen. Ganz offensichtlich hat er den Ruf des Herrn bereits vernommen aber – auf sich allein gestellt – dessen Sinn nicht ganz durchdringen können. Er ist auf halbem Weg stecken geblieben. Dem Zeltmacherehepaar aus Korinth kommt die ehrenvolle Aufgabe zu, ihn in die Gemeinde Christi aufzunehmen und in die letzten „Geheimnisse“ einzuführen.

Wenn wir die Diskussionen innerhalb der Kirche und an ihren Rändern heute betrachten, stellen wir fest, dass auch heute viele Gläubigen immer noch nicht ganz die aktuelle Situation begriffen, die Präsenz des Heiligen Geistes in unseren Leben und deren Bedeutung erkannt haben. Buße auf dem Stand des Täufers bedeutet zu glauben, immer noch dem Gesetz (des Moses) unterworfen zu sein. Ja, diese „Täufer“ werden sich sofort zu Christus und seinem Opfertod am Kreuz zur Vergebung der Sünden bekennen, aber sie werden im selben Satz auch betonen, dass der Einzelne aktiv für seine Rettung handeln muss. Tätige Buße und Umkehr heißt für sie, dass eine Rettung nur aus Glaube an die Gnade Gottes, zu billig sei. Für „Täufer“ ist daher das vom einzelnen Menschen wie von der christlichen Gemeinschaft äußerlich Sichtbare das alles Entscheidende. Es ist alles zu unterlassen, was die Rettung gefährden könnte. Die geschenkte Gnade Gottes  wird daher – bewusst oder unbewusst – ersetzt durch ein als notwendig empfundenes Gesetz, das es zu befolgen gilt. In dieser Haltung gibt es selbstverständlich zahlreiche Abstufungen an Radikalität. Diese Haltung kommt dem Wesen des Menschen entgegen, denn Menschen können sich nur schwer damit abfinden, dass sich etwas komplett ihrer Kontrolle und ihres Einflusses entzieht. Genau das ist aber mit Tod und Auferstehung unseres Herrn passiert. Soweit es unsere Rettung angeht, hat Gott das Heft des Handelns wieder offiziell ganz an sich gezogen. Unsere Rettung entzieht sich unserem Einfluss, denn sie ist bereits vollbracht. Glaube bedeutet heute, die Demut zu besitzen, diese Souveränität Gottes anzuerkennen.

Warum taufen wir dann immer noch mit Wasser? Natürlich zunächst einmal, weil diese Taufe von Petrus und den Aposteln am ersten Pfingstfest eingeführt bzw. aus der Tradition des Täufers übernommen wurde. Dort folgte der Taufe mit Wasser praktisch immer unmittelbar und für alle sicht- oder zumindest erlebbar die Taufe mit Heiligem Geist. Heute ist der Heilige Geist bei diesem Ereignis stiller geworden. Bei Säuglingen kann man ganz natürlich ausschließen, dass sie plötzlich in Zungen reden, aber auch in Gemeinden, die junge Christen erst als Jugendliche oder Erwachsene taufen sind für die ganze anwesende Gemeinde erlebbare Zeichen des Heiligen Geistes sicherlich die absolute Ausnahme. Das sind auch die Folgen einer aufgeklärten Gesellschaft. Wir sind heute nicht mehr bereit, einfach die Kontrolle an ein unsichtbares Wesen abzugeben, denn das wäre doch verrückt. Wir werden von klein auf dazu erzogen, dass der Glaube, das Übernatürliche etwas für den privaten Bereich ist. Gott im öffentlichen Bereich ganz offiziell nicht nur Herz, sondern auch Hand und Stimme zu geben könnte heute leicht als öffentliches Ärgernis empfunden werden und sowas tut man sich doch nicht freiwillig an!

Umgekehrt dürfen wir uns aber auch nicht beschweren „Wo ist Gott?“, wenn wir ihn selbst aus dem öffentlichen Raum verbannt haben. Er gab uns diese Welt, dass wir sie nach unserem Willen gestalten und so ist sie geworden. Wenn uns Dinge daran nicht gefallen, können wir sie nach unserem Willen ändern … oder wir könnten was ganz Verrücktes tun und sie nach seinem Willen ändern, ihn also wieder in den öffentlichen Raum einladen und seinen Willen zu dem unseren machen. Neben Demut bräuchte das allerdings auch Mut, denn ein (öffentliches, sichtbares) Leben mit Gott widerspricht unserem heutigen Verständnis von Toleranz (siehe Paulus in Athen).

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