Apostelgeschichte 28 (22. – 24. März)

Die Gestrandeten erfahren, dass sie auf der Insel Melite gelandet sind. Die Einheimischen nehmen die Schiffsbrüchigen überaus freundlich auf. Es ist regnerisch und kalt, daher entzünden sie ihnen ein großes Feuer am Strand, so dass sie sich dort aufwärmen können.

Paulus erlaubt sich auch hier keine Pause. Sofort zieht er los, um herumliegendes Reisig zu sammeln. Dabei greift er in eine giftige Otter, die sich sofort an seiner Hand festbeißt. Die Inselbewohner, die nun mit seinem baldigen Tod rechnen, halten ihn daher für einen Mörder und das für eine Strafe ihrer Götter. Da er überlebt, schwenken sie ins andere Extrem und halten ihn selbst für einen Gott. Das wird sich nicht geändert haben, als er den Vater des reichen Gutsbesitzers durch Handauflegen und Gebet von einem schweren Fieber heilt und auch nicht, als er danach auf dieselbe Weise viele Kranke auf der Insel heilt.

Von den dankbaren Einheimischen mit allen nötigen Gütern versorgt, kann die Reisegruppe drei Monate später ein Schiff Richtung Italien besteigen.

Als römischer Bürger genießt Paulus einige Privilegien. Unter anderem wird er nicht eingekerkert, sondern darf sich auf eigene Kosten eine Wohnung mieten. Er wartet also im Hausarrest auf seinen Prozess.

Endlich Rom! So hatte es ihm der Herr vorhergesagt; Paulus ist jetzt am Ziel seiner Reise und sofort setzt er sich, wie schon in den Zeiten seiner Missionsreisen, mit der jüdischen Gemeinde in Rom in Verbindung und verkündet das Evangelium, indem er ihnen aufzeigt, wie sich alle Prophezeiungen der Heiligen Schrift in Jesus erfüllt haben. Wieder ist das Wort der Wahrheit ein Schwert; ein Teil wird gläubig, der andere lehnt die angebotene Erkenntnis Gottes ab. Auch ihnen, den „Tauben“ und „Blinden“ von Rom, sagt Paulus nun, dass ihre Reaktion durch die Propheten, d.h., durch Gott selbst so bestimmt worden sei und darum das Heil nun den Heiden in aller Welt verkündet werde.

Dank der Toleranz der Römer, die ja in jenen Tagen bekanntlich einfach jede Religion gelten ließen, kann Paulus freimütig allen die zuhören wollen das Evangelium verkünden.

So endet die Apostelgeschichte und man merkt sofort: Das ist gar kein Ende und das war wohl auch die Absicht des Heiligen Geistes, der Lukas diese Geschichte aufschreiben ließ – aber der Reihe nach.

Es wird von der Gastfreundschaft der Heiden auf Melite und von vielen Wundern vor Ort berichtet. Nirgendwo steht aber, dass die Menschen da zum Glauben gekommen wären. Hier, genau an dieser Stelle, erklärt uns der Heilige Geist nochmal eindringlich, dass die Gnade, die uns unser himmlischer Vater schenkt, nicht dafür gedacht ist, dass sie ausschließlich in den Kreisen der Christen zirkuliert. Es ist unsere Aufgabe, seine Gnade auch an die weiterzugeben, die sein Wort noch nicht gehört haben, d.h. noch nicht verstanden und in ihr Herz aufgenommen haben, und die ihn deshalb noch nicht um Hilfe bitten können - und wir sollen sie ohne Bedingung weitergeben, solange wir freundlich aufgenommen werden.

Genaugenommen erzählt die Apostelgeschichte die Geschichte jedes einzelnen Christen auf dieser Welt!

Da ist Vorgeschichte, es gab viele Christen vor dir und mir und wir standen nur am Rand, genau wie Saulus. Wir waren blind und wussten es nicht, bis Christus uns das – kurz vor Damaskus – bewusst gemacht hat. Dann haben wir von anderen Christen erfahren, dass es einen Gott gibt, der eine Beziehung mit uns haben möchte – nicht irgend eine Beziehung, er möchte ein Vater, eine Mutter sein; eine gesunde Kind-Eltern-Beziehung ist die engste und wichtigste, die wir Menschen erleben.

Und dann erkennen wir Gott, erkennen seine Macht und seine Größe und das bringt uns auf die Knie, das in der Bibel oft erwähnte „Furcht und Zittern“. Doch schon tritt Jesus auf den Plan und sagt: „Fürchtet euch nicht!“, ein Satz, der in der gesamten Bibel viel häufiger auftaucht als die Furcht Gottes.

Wir fürchten uns doch nicht vor unseren Eltern – sonst würde irgendetwas komplett verkehrt laufen! Wir ehren und respektieren sie (hoffentlich), gemäß dem vierten Gebot – das ist ein Unterschied.

Und dann sind wir in dieser heiligen Beziehung, dann sind wir Kinder der heiligen Familie und sind Erben des Reiches Gottes. Ja, genau ab diesem Moment! Mit der Annahme Gottes in unserem Leben nehmen wir auch die Erbschaft an. Und genau ab diesem Moment sind wir zu Aposteln des Herrn berufen. Der Nachfolger von Petrus ist in Rom, die Nachfolger von Paulus, das sind du und ich (und all die anderen). Wir haben alle Vollmachten, die auch Paulus hatte und die Kräfte dieser Welt haben keine Macht mehr über uns: „Ehe ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich ersehen, und bevor du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt; zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt!“ (Jer 1,5)

Und wenn wir – wie der Prophet Jeremia – dann jammern, dass wir für den Job des Apostels völlig ungeeignet seien, tröstet und ermutigt Papa: „Fürchte dich nicht vor ihnen! Denn ich bin mit dir, um dich zu erretten (…) Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund! Siehe, ich setze dich am heutigen Tag über die Völker und über die Königreiche ein, (…), um zu bauen und zu pflanzen.“ (Jer 1, 8-10)

Mit dir und mir (und all den anderen) baut Papa sein Reich, baut Bruder Christus seine Kirche. Wir sind die Steine, die Säulen, aber auch seine Bauleute, die Maurer und Zimmerleute, die Glaser, Klempner, Elektriker – jeder hat seine Aufgabe und Autorität vom Vater erhalten. Keiner und nichts kann uns daran hindern, wenn wir es nicht zulassen.

Du und ich (und all die anderen) bauen in seinem Auftrag und wir wachsen an und in dieser Aufgabe und wir wachsen – über den Tod hinaus – bis Papa diese Aufgabe und jeden von uns vollenden wird.

Genau wie bei Paulus in Rom ist unser Leben in dieser Welt nur eine Mietwohnung. Egal ob diese Wohnung prächtig oder bescheiden ist, sie ist nur eine vorläufige Residenz; in der Zwischenzeit sorgt Jesus für unsere endgültige Wohnung im Reich seines Vaters. „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten.“ (Joh 14,2)

Und so endet bei Lichte betrachtet die Apostelgeschichte wie schon das Evangelium endete:

„Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ (Mk 16, 15+16)

Im Evangelium spricht der Auferstandene zu seinen Jüngern und macht sie zu Aposteln, mit der Apostelgeschichte wiederholt der Heilige Geist diesen Auftrag und erteilt ihn dir und mir – und allen anderen! Wir – du und ich und all die anderen – wir sind die Kirche, wir sind die Apostel (in) dieser Zeit. Genau darum brauchen wir Gott auf jedem unserer Schritte, wir wären ohne ihn so hilflos wie wir uns oft fühlen. Lebe deine Beziehung zum himmlischen Vater in jedem Moment deines Lebens!

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