Apostelgeschichte 23+24 (9. - 14. März)

Die Kapitel 23 und 24 der Apostelgeschichte lesen sich wie ein Blockbuster aus Hollywood.

Als Paulus sich vor dem Hohen Rat verteidigen möchte, lässt ihm der Hohepriester Ananias eine Ohrfeige verpassen, damit er den Mund hält. Paulus reagiert wütend und schreckt auch vor einer Beleidigung („getünchte Wand“) und einer Drohung nicht zurück, nimmt aber beides sofort wieder zurück. Beim nächsten Anlauf seiner Verteidigung verhält er sich geschickter. Wohl wissend, dass sich der Hohe Rat aus zwei Glaubensrichtungen zusammensetzt, den Pharisäern, die an die Auferstehung glauben und den Sadduzäern, die nicht daran glauben, bekennt er sich zur Seite der Pharisäer woraufhin ein gewaltiger Streit im Hohen Rat ausbricht.

Der römische Befehlshaber lässt daraufhin Paulus aus der Versammlung wieder zurück in die Kaserne führen. Die Sache ist ihm offensichtlich äußerst unangenehm. Als er auch noch erfährt, dass radikale Juden einen Mordanschlag auf Paulus planen, lässt er diesen mit fast 500 Mann Begleitschutz und einem Begleitbrief, der die Situation und die bis dahin festgestellten Fakten enthält zum Statthalter Felix nach Cäsarea bringen.

In der Nacht vor seiner Überführung erscheint Paulus Christus selbst, der ihn für sein Auftreten – das ihm vermutlich immer noch unangenehm war – tröstet, ihm bestätigt, dass er ein gutes Zeugnis vor den Juden abgegeben habe und als nächstes Rom an der Reihe sei.

Auch Felix bestellt Vertreter des Hohen Rates nach Cäsarea ein, damit sie ihre Anklage vorbringen. Der mitgebrachte Winkeladvokat schleimt sich zunächst beim Statthalter ein und bringt dann zwei Punkte zur Anklage gegen Paulus vor: Anstiftung zum Aufruhr – die Sekte des Weges, also die Christen, werden dabei mit einer von Rom verfolgten Radikalensekte, den Nazarenern gleichgesetzt und Entweihung des Tempels. Paulus kann beides sofort entkräften. Zum einen sei er kein Nazarener sondern gehöre dem Weg an, der nichts mit den Nazarenern zu tun hat, zum anderen habe er sich vorschriftsgemäß gereinigt, ehe er den Tempel betrat – dafür gebe es zahlreiche Zeugen. Tatsächlich sei er nur nach Jerusalem gekommen, um Spenden aus anderen christlichen Gemeinden zu überbringen und danach eben zum Gebet in den Tempel gegangen. Er habe auch keinen anderen Glauben als seine Ankläger, was ja im Grunde auch stimmt.

Der Statthalter verschiebt sein Urteil auf einen späteren Zeitpunkt und lässt Paulus zwar bewacht, aber gut im Palast unterbringen. Ihm werden alle Privilegien eines Gastes gewährt, außer dem den Palast verlassen zu dürfen.

Die Sache zieht sich hin.

Zwischenzeitig möchte Felix mehr von Paulus über die Christen erfahren. Er hat schon viel von dieser neuen Sekte gehört, ist neugierig und sieht die Chance hier aus erster Hand informiert zu werden. Paulus ist aber kein Handelsvertreter, sondern ein Missionar. Die Werte der Christen sind unvereinbar mit jenen eines römischen Statthalters, daher verläuft das Beichtgespräch eher unbefriedigend. Als Felix nach zwei weiteren Jahren durch Porcius Festus abgelöst wird, ist Paulus immer noch Zwangsgast im Palast des Statthalters und Felix immer noch nicht gläubig.

Wir erleben ein Ränkespiel um Macht und Einfluss, Hass und Racheschwüre und Neugierde, die letzten Endes zu nichts führt. Was beim aufrechten römischen Befehlshaber begann, entwickelt sich zur Never-Ending-Story in Cäsarea. Der Statthalter Felix hatte den Botschafter des Reiches der Himmel zwei Jahre zu Gast, hat sich in dieser Zeit sicherlich noch öfter mit Paulus über die christliche Botschaft unterhalten und wurde doch nicht gläubig. Das zeigt überdeutlich, dass auch der Glaube ein Geschenk Gottes ist. Wenn er ihn dir nicht gibt, würdest du ihn nicht finden, auch wenn Engel auf dich einredeten.

Allen Missionaren schreibt Paulus ins Stammbuch: „So ist also weder der etwas, welcher pflanzt, noch der, welcher begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.“ (1. Kor 3,7)

Ansonsten zeigen diese beiden Kapitel überdeutlich: Gott kennt seine Schöpfung nur zu gut und weiß ihre Macken für seine Zwecke einzusetzen. Letzten Endes geschieht nichts auf dieser Welt ohne oder gar gegen seinen Willen.

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