Lasst die Welt mit ihren Beschränkungen hinter euch – Matthäus 22, 23 – 33 (14. März)

„Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ (2Mo 3,6)

Jetzt probieren die Sadduzäer ihr Glück. Sie werfen ihren ganzen Intellekt in die Waagschale und konstruieren ein hanebüchenes Beispiel vieler nach dem Gesetz des Moses geschlossener, kinderlosen Ehen von Brüdern mit derselben Frau. Wer von den sieben sei denn nun im Himmel mit der Frau verheiratet?

Dazu muss man wissen, dass für die Sadduzäer nur die fünf Bücher Mose, der Pentateuch, das Wort Gottes enthielten und die Auferstehung (und das Gericht am Jüngsten Tag) erst von den späteren Propheten erwähnt wurde. Wenn sie also die Auferstehung ins Spiel bringen, dann nur, weil sie nach ihrer Ansicht Aberglaube ist. Indem nun Jesus auf diese Frage antwortet, wird er sich nach ihrer Überzeugung bei den Anwesenden entweder unbeliebt oder lächerlich machen.

Doch auch hier pariert Jesus und seine Antwort spiegelt seine ganze göttliche Vollmacht wider:

Das ganze Konzept von Mann und Frau spielt bei einem ewigen Leben keine Rolle mehr. Daher wird es die Rollen Mann und Frau und deren biologische Aufgabenteilung im Reich Gottes nicht mehr geben.

Als nächstes zitiert Jesus einen Satz aus dem zweiten Buch Mose, in welchem Gott sich dem Moses vorstellt als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Diese drei Männer waren nun bereits vor Jahrhunderten gestorben. Wenn Gott sie aber in einer Zeit, als es den Pentateuch noch nicht gab, sondern nur mündliche Überlieferungen, ausdrücklich erwähnt, so, weil sie – freilich außerhalb dieser Weltzeit oder wissenschaftlicher außerhalb unserer Raumzeit – nach wie vor existieren, also lebendig sind. Warum sollte Gott sich auf Menschen berufen, die tot und erloschen sind, auf Menschen also, die gar nicht mehr Teil seines (zukünftigen) Planes sind?

Ein Gott der Lebenden und eine Gemeinde, deren Mitglieder das biologische Leben mit einem festen Anfang und einem festen Ende hinter sich gelassen haben, ebenso alle Regeln und Normen, die sich auf diese Biologie gründen oder in diese künstlich hineininterpretiert wurden.

Die Sache mit Mann und Frau ist ganz klar beendet, denn es gibt ja keinen Tod und damit auch keine Geburten mehr. Soweit ist das direkt nachvollziehbar. Doch damit sind natürlich Eheschließungen überflüssig geworden, die ganze Gemeinde ist die Braut Jesu. Wie Jesus es sagte: Wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder, Schwester, Vater und Mutter. Das Konzept der Familie aus zwei bis drei Generationen ist beendet, denn im Reich Gottes gibt es ja nur noch diese eine Generation der Lebenden. Hier beginnt unsere Vorstellung zu bröckeln. Alle Kinder Gottes vereint in einer Generation? Aber Zeit, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Ewigkeit ist nicht unendlich viel Zeit, Ewigkeit ist jenseits der Zeit. Und das ist bereits zu viel für unseren in dieser Zeit und für diese Zeit geschaffenen Verstand.

Und wie funktioniert dieses „Reich Gottes“? Klar, mir dem Begriff „Reich“ können wir was anfangen. Da gibt es den König (heute vielleicht eher den Regierungschef), dann den Hofstaat oder die Minister und das Parlament, Gerichte, Behörden, eben all die Einrichtungen, die den Staat überhaupt erst organisieren. Und dann gibt es uns, das Volk. Und selbst das organisiert sich wieder nach denselben Strukturen, wie schon „das Reich“ organisiert ist. Da gibt es den Chef oder das Familienoberhaupt, da gibt es den Betriebs- oder den Familienrat usw.

Was lag also näher, also auch die Kirche nach diesem Muster zu organisieren: Ganz oben der Papst, dann sein Hofstaat, die Kardinäle, dann die Bischöfe, die Priester usw.

Diese Strukturen sind tatsächlich allesamt aus einer biologischen Notwendigkeit heraus entstanden! Der Mensch konnte auf dieser Welt nur als soziales Wesen in einer Gruppe überleben, von seinen körperlichen Fähigkeiten her, war er allen Raubtieren hoffnungslos unterlegen. Doch Menschen haben unterschiedliche, oft widerstrebende Interessen. Es braucht daher Anführer, die dieses Chaos ordnen. Die Hierarchie, die sich in den Sippen herausbildetet, ist ganz offensichtlich eine biologische Notwendigkeit, die das Überleben der (biologischen) Art sichert.

Im Reich Gottes gibt es aber keine Biologie, denn dort gibt es nichts mehr, das unser Leben in irgendeiner Weise beschränken würde. Auch die Notwendigkeit einer Hierarchie entfällt damit, sie ist kein Konzept, das sich aus dem Plan Gottes ableiten ließe.

Wir haben gelernt, dass Gott in seinem Reich unser König sein wird und daraus eine Hierarchie abgeleitet, wie wir sie kennen. Jesus sagt ja auch zu den Aposteln, dass sie die Fürsten über die zwölf Stämme Israels sein werden. Wir müssen uns jetzt bewusst machen, dass die Bilder, die dazu in unseren Köpfen entstanden sind, allesamt falsch sind. Im Reich Gottes werden wir eins sein mit dem Vater, eins sein mit seinem Willen, Eins genauso, wie bei Gott-Vater und Gott-eingeborenem Sohn. Über unser Leben in seinem Reich entscheidet daher keines unserer Verdienste oder Vergehen, es entscheidet nur die hier gewachsene Einheit. Eine Einheit, um die er sich für uns kümmert, wir müssen sein Wirken in unserem Leben und auf unser Leben nur zulassen.

Und der Versuch, in einer Kirchenhierarchie den Himmelsstaat abzubilden, war von Anfang an lächerlich. Wir haben eine Hierarchie, weil auf dieser Welt verschiedene, oft widerstrebende Interessen unter einen Hut zu bringen sind, weil das Chaos immer wieder unter Kraftanstrengung geordnet werden muss.

Ein Reich Gottes, das nicht auf einer Hierarchie, sondern auf einem einheitlichen Willen gegründet ist und seine ganze Kraft aus diesem einen, gemeinsamen Willen bezieht, das übersteigt bei Weitem unsere Vorstellungskraft und genau deshalb rettet uns nur der Glaube allein.

Matthäus 22, 23 – 33 >>

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