Wacht und betet – Matthäus 26, 31 – 46 (28. März)

Nicht die dunkelsten Stunden Jesu (die kommen noch), aber die dunkelsten Stunden der ersten Christen in spe. Jesus kündigt den Elf (Judas ist ja nicht mehr dabei) an, dass sie infolge des Verrates an ihm alle fliehen und ihn im Stich lassen werden. Natürlich streiten sie das alle ab, am heftigsten der Hitzkopf Petrus, und Jesus sagt ihm, dass er ehe der Hahn kräht sogar dreimal leugnen werde, ihn überhaupt zu kennen.

Als Jesus sich im Garten Gethsemane zum Gebet in stille Ecke zurückzieht nimmt er nur die drei engsten Vertrauten Petrus, Jakobus und Johannes mit. Auch diese lässt er ein Stückchen später zurück mit der Bitte, mit ihm zu wachen und beten.

Dann – ganz allein – bittet er seinen Vater, wenn möglich dieses Schicksal von ihm abzuwenden, unterwirft sich aber gleichzeitig dem Willen des Vaters. Und dann das traurige, ja unverzeihliche Schauspiel. Dreimal kommt Jesus vom Gebet zu den dreien zurück und dreimal findet er sie schlafend vor.

Die Szene ist bildhaft für uns Christen. Jesus fordert uns auf wachsam und standhaft im Glauben auszuharren, zu wachen und zu beten und auf diese Weise vom Geist gezeigt zu bekommen, was zu tun wäre – die drei konnten in dieser Situation freilich nur beten, denn das Los über Jesus war schon vor Anbeginn der Zeit gefallen.

Doch wir sind berufen, mit der Macht Gottes in uns, Berge zu versetzen, nicht nur berufen, sondern ermächtigt! Die Mächte und Dämonen dieser Welt, ja die Welt selbst hat keine Macht über uns, wenn wir es nicht zulassen. Wir, die Kinder Gottes – seine Erben – können den Unterschied machen, wenn wir glauben, wenn wir vertrauen, wenn wir gehorchen.

„Darauf wird ihnen der König antworten: ›Ich versichere euch: Die Hilfe, die ihr meinen geringsten Brüdern und Schwestern verweigert habt, die habt ihr mir verweigert.‹“ (Mt 25, 45)

Aber wir sehen weg. Das Elend in dieser Welt ermüdet uns und die Augen fallen uns zu … bis Krieg und Elend und Tod in unmittelbarer Nachbarschaft einziehen.

Ja, es ist nachvollziehbar und verständlich! Wenn die Schrecken in aller Welt unsere Nachrichten dominieren, dann lässt die Aufmerksamkeit nach. Das Elend, das die Menschheit dieser Zeit weltweit angehäuft hat, ist weit mehr als ein Mensch (er)tragen kann. Es ist also verständlich, wenn uns die Augen zu fallen.

„Bleibt wach und betet, damit ihr der Versuchung widerstehen könnt. Ich weiß, ihr wollt das Beste, aber aus eigener Kraft könnt ihr es nicht erreichen.“ (Mt 26, 41; HFA)

Wortwörtlich steht im letzten Satz „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ und wir nehmen das dann gerne als Entschuldigung der Art „Ich möchte ja gerne, aber ich bin im Moment nicht dazu in der Lage“. In der etwas freieren Übersetzung der Hoffnung-für-Alle-Bibel, tritt etwas anderes in den Vordergrund: Wir müssen loslassen und den Geist (Gottes) die Führung übernehmen lassen. Das ist in einer Welt der Selbstoptimierung und -kontrolle eine der schwersten Übungen überhaupt.

Das völlige Loslassen des eigenen Wollens – des Fleisches – ist eine Übung aus dem Buddhismus. Dort ging es darum, sich vom eigenen Wollen ganz freizumachen, um ins Nirwana einzugehen. Christen befreien sich vom eigenen Wollen, um Platz zu schaffen für eine höhere Führung; wir bleiben nicht leer, der Geist Gottes zieht in diesen Raum in uns. Wir wollen ja nicht eins mit dem Nichts werden, sondern eins mit Gott.

Wir sind nicht frei! Wie diese drei sind wir satt und müde von der Welt, von der wir über und über voll sind. Wachen und beten heißt sich frei machen zu der Freiheit, zu der wir bestimmt sind, zu der Freiheit der Kinder Gottes, die im Geist wandeln und handeln. Nur der Geist ist willig und nur der Geist hat auch die Kraft, die wir für diesen Weg benötigen.

Matthäus 26, 31 – 46 >>

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