Das große Ganze – Zefanja (30. November – 3. Dezember)
„Sucht den HERRN, alle ihr Demütigen im Land, die ihr sein Recht übt! Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut; vielleicht werdet ihr Bergung finden am Tag des Zorns des HERRN!” (Zef 2,3)
Zefanja kündigt ein umfassendes Gericht Gottes über den ganzen Erdball an; auch Juda und Jerusalem, die ihm untreu wurden und sind, werden von diesem Gericht betroffen sein. Sie werden explizit genannt, ebenso die Nachbarvölker, die Feindschaft mit Israel haben, sie zeitweise unterwarfen oder noch unterwerfen werden.
Doch ebenso kündigt Zefanja die Wiederherstellung seines Volkes, also des gläubigen Überrestes an. Alle Treuen seines Volkes will er versammeln in (einem neuen) Jerusalem, zusammen mit neu gewonnen Treuen aus allen Völkern.
Hier spielen – wie so oft bei Gerichtsankündigungen in der Bibel – unmittelbare und weit zukünftige Prophetie auf der gleichen Bühne.
Nach Nahum und Habakus ist es daher sicher sinnvoll, das Königreich Israel wieder als Bild für das Neue Israel zu sehen und auf die unmittelbare Zukunft der Kirche Gottes und seinem zukünftigen Volk, also dem Reich, das bereits in uns ist zu blicken.
Genau wie das Volk Gottes ist auch seine Kirche in dieser Welt kein guter Botschafter für sein Evangelium und seinen Plan. Durch Leben und Wirken Jesu wissen wir, mit welcher Haltung und welchen Einstellungen wir in dieser Welt auftreten und in sie hineinwirken sollen. Wir haben seinen Geist an unserer Seite, aber in unseren alltäglichen Handlungen hören wir beständig auf die vielen Stimmen dieser Welt. Dass unsere zahlreichen Götzen nicht mehr wie Menschen oder Tiere aussehen, heißt nicht, dass es keine Götzen sind! Genau wie die Israeliten jener Zeit, flehen wir zu Gott, vertrauen aber auf irdische Werte und Mächte. Die Anhänger des Messias, die Kinder Gottes sind nicht glaubwürdig in dieser Welt. Der institutionalisierte Glaube ist eine hohle Religion; weder die Taufe, noch Bibel im Schrank, noch lebenslange Mitgliedschaft in einer kirchlichen Organisation, vermag es aus einem Sünder ein Kind Gottes zu machen.
Und so wird das Gericht Gottes – genau, wie von Zefanja angekündigt – über die ganze Welt kommen, auch über die Mitglieder der genannten Institutionen, vom unscheinbarsten Mitglied bis hinauf zu den Kirchenfürsten.
„Ihre Fürsten in ihrer Mitte sind brüllende Löwen, ihre Richter Wölfe am Abend, die nichts übrig lassen für den Morgen. Ihre Propheten sind leichtfertige, betrügerische Menschen; ihre Priester entweihen das Heiligtum, tun dem Gesetz Gewalt an.” (Zef 2, 3-4)
Weil Menschen dazu nicht in der Lage sind, wird Gott selbst sein Volk aus allen Völkern errichten und im neuen Jerusalem versammeln.
„Und ich will in deiner Mitte ein demütiges und geringes Volk übrig lassen; das wird auf den Namen des HERRN vertrauen. Der Überrest von Israel wird kein Unrecht tun und keine Lüge reden; man wird auch in ihrem Mund keine trügerische Zunge finden; ja, sie werden weiden und ruhen, ohne dass sie jemand aufschreckt.” (Zef 3, 12-13)
Hier ist nicht mehr von den ursprünglichen zwölf Stämmen Israels die Rede. Schon in Vers 9 wird deutlich, dass dieser Überrest aus allen Völkern, einschließlich dem ursprünglichen Israel gesammelt wird.
Wenn wir aber aus eigener Kraft gar nichts tun können, was uns vor Gott rechtfertigen könnte, warum dann überhaupt diese Prophetie? Sie wird offensichtlich, Gott sagt das hier deutlich, nichts ändern!
Offensichtlich ist für uns diese Erkenntnis wichtig, die letzten 2000 Jahre zeigen, wie wichtig sogar!
Kein Mensch, keine Organisation, kein Amt absolut nichts auf dieser Welt wurde von Gott über den (ungläubigen) Rest erhoben, dass er sich als Richter aufspiele. Menschen haben aber oft genau diesen Wunsch und Anspruch. Wenn uns Gott also darauf aufmerksam macht, dass uns genau dieser Wunsch „den Anderen” gleichmacht, so gibt er uns eine zusätzliche Möglichkeit, Erkenntnis und Weisheit zu gewinnen und auf uns selbst mit seinen Augen zu blicken.