Wege in die Finsternis – Amos (10. – 18. Dezember)
„Siehe, es kommen Tage, spricht GOTT, der Herr, da werde ich einen Hunger ins Land senden; nicht einen Hunger nach Brot, noch einen Durst nach Wasser, sondern danach, das Wort des HERRN zu hören. Da wird man hin und her wanken von einem Meer zum anderen und umherziehen vom Norden bis zum Osten, um das Wort des HERRN zu suchen, und wird es doch nicht finden.“ (Am 8, 11-12)
Reden wir über die Finsternis!
Gott nahm sich ein Volk, die Israeliten und führte sie durch Propheten, durch Priester und durch Könige. Doch die Propheten lernten, über den Ratschluss Gottes zu reden, ohne zu berühren, denn Widerstand im Volk und beim König ist unangenehm und schlecht fürs Geschäft. Und die Priester lernten rasch ihre Macht über das Volk mehr zu lieben als Gott und sie nutzen das Volk aus, bestahlen und knechteten es. Und die Könige schätzen den Prunk und den erwirtschafteten Reichtum mehr als die ihnen von Gott übertragene Verantwortung für sein Volk. Und das Volk? Das Volk ist gleichgültig und abgestumpft geworden und folgt den Weiter-so!-Parolen seiner Priester und Könige. Wer es sich leisten kann, lebt wie Königs und sieht die Armen nicht mehr. Und wer arm ist, dem bleibt nur Gott.
Also ruft Gott einen armen Mann, einen Viehhirten und Maulbeerenzüchter – sein Name ist Amos. Und Gott gibt ihm den Auftrag Tacheles zu reden, mit den Propheten, mit den Priestern, mit den Königen (es gab in dieser Zeit einen im Nord- und einen im Südreich) und mit dem Volk. Er nimmt einen einfachen Mann, der einfache, unmissverständliche Wort spricht.
Die Zeit ist reif!
Gott wird Gericht bringen, über die Völker, die sein Volk bedrängen. Gut, das hört sich doch gar nicht so übel an, wenn du Bürger des Nord- oder des Südreiches bist. Doch dann kündigt Gott auch Gericht über das Nord- und das Südreich an. Er kündigt Plagen und Kriege an, an deren Ende viele Tote zu beklagen sein werden und der Rest in alle Herren Länder verschleppt werden wird. Erst nach langer Zeit wird er den dann noch verbliebenen gläubigen Überrest heimführen.
Wenn Gott sagt, ihr werdet mein Wort suchen und es nicht finden, so heißt das, dass die Worte der Priester und Propheten, hohl und leer klingen werden, dass sie keinen Halt mehr bieten, dass sie keinen Halt mehr bieten können, weil niemand mehr sich an Gott und seinen Weisungen (fest-)hält. Die Tora für die Juden, die Bibel für die Christen, das ist nur bedrucktes Papier. Wenn die Menschen ihre Herzen verschließen für den Geist und die Botschaft, sind es nur Worthülsen, über die Jahrhunderte tradiertes Theologen-Sprech. Und wenn selbst die Heilige Schrift ohne Verbindung zu dem einen Gott nur noch bedrucktes Papier ist, dann sind auch alle Abhandlungen und Predigten darüber leeres Geschwätz. Nur der Geist Gottes öffnet uns (die Erkenntnis über) das Wort und die dazu niedergeschriebenen Worte des Glaubens.
Die Opfer, von denen Gott hier sagt, dass sie ihn anekeln, tun dies, weil sie nicht mehr aus der richtigen Herzenshaltung, aus Liebe zu diesem Gott, sondern aus irgendeinem Pflichtbewusstsein geleistet werden. Doch Gott legt uns keine Pflichten auf! Gott liebt uns und möchte geliebt werden. Und was wir tun, tun wir aus Liebe zu ihm und nicht, um eine Pflicht abzuleisten, gerade genug, um damit unser Gewissen zu beruhigen. Darum ist die kleine Kupfermünze, von der armen Witwe im Tempel ins Opferkästchen gelegt, so viel mehr wert als jedes noch so prächtige, lieblos vom eigenen Überfluss abgezweigte Opfer.
Ja, Gott wird die Ungläubigen richten und ihre Strafe wird sein, dass sie den vollen Umfang ihres Irrtums erkennen. Doch auch wir werden unseren Irrtum erkennen, darum stehen auf der Straftäterliste eben auch das Nord- und das Südreich, man könnte – in die Gegenwart übertragen – sagen die reichen und die armen Christen.
Wer bis dahin nicht gelernt hat, sich auf Gott zu stützen und auf seine Liebe zu vertrauen, wird nicht bestehen können vor sich selbst und wird fliehen vor dem gerechten Gott. Doch am Tag der Wahrheit, gibt es keinen Ort mehr, an den man fliehen könnte, denn die Wahrheit ist Erkenntnis und egal, wo man hinläuft, sie wird schon da sein. Das ist die Hölle.
Der gläubige Überrest wird hingegen hinrennen zu seinem Gott, zu unserem Gott, denn er kennt Christus und fühlt in seinem Herzen die alles verzeihende Liebe Gottes, der er sich bereits in seinem (irdischen) Leben geöffnet hatte und die ihn jetzt zu sich zieht. Und Christus kennt ihn. Das ist das Reich Gottes.
Das ist Amos – gut 700 Jahre vor der Geburt Jesu. Das ist heute, für dich und für mich. Das ist die ewig gültige Warnung und die ewig gültige Zusage Gottes an uns.