14 Jahre später… (nach der Heimkehr Esras nach Jerusalem)
Nehemia, ein in Persien geborener Jude, ist Mundschenk im Hause Artasasta. Eines Tages erhält er Besuch aus der alten Heimat und erfährt, dass es dort nicht wirklich gut läuft. Die Mauern Jerusalems sind eingestürzt und auch den dort lebenden Juden geht es schlecht.
Es war zu dieser Zeit nämlich bei Todesstrafe verboten, mit traurigem Gesicht bei Königs aufzulaufen. Ein Gebet um diesen besonderen Beistand war daher durchaus angebracht.
„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ (Friedrich Schiller)
Den Königen der Nachbarstaaten Israels – die Horoniter und die Ammoniter – gefällt die Unterstützung der Juden durch den persischen König überhaupt nicht, aber sie sehen ein, dass es ihnen besser bekommt, sich erst mal nicht einzumischen.
„Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt nach seinem Wohlgefallen.“ (Phil 2,13)
Es wird gebaut und jeder Stamm Israels ist für einen bestimmten Bereich der Mauer oder ein Tor zuständig. Die Juden sind die Bauleute Gottes und jeder ist berufen, seine ihm gegebenen Begabungen für dieses Werk einzubringen. Die geradezu euphorische Aufzählung Nehemias lässt spüren, wie aufbauend es ist, von Gott zur Mitarbeit aufgerufen zu sein.
„Mein ist die Rache und die Vergeltung“ (Dtn 32,35)
Den Nachbarvölkern geht der Hintern ganz schön auf Grundeis als sie sehen wie die Bauarbeiten vorausschauen. Im Moment beschränken sie sich aber aufs Lästern – das Singen im finsteren Wald. Nehemia nimmt aber das Grollen der Feinde durchaus wahr. Er betet zu Gott und bittet ihn, ihnen das nicht durchgehen zu lassen, wie er es einst Moses versprochen hat.
Schließlich sehen die Nachbarn der Juden aber ein, dass Mauern von Lästerworten relativ unbeeindruckt sind und beschließen zum Angriff überzugehen, ehe die Bauarbeiten abgeschlossen sind. Als der Aufmarsch von den Juden bemerkt wird, organisiert Nehemia auch eine Verteidigungstruppe mit Mitgliedern aus allen zwölf Stämmen Israels. Er spricht ihnen Mut zu indem er sie daran erinnert, dass ihr Gott an ihrer Seite steht und dieser mächtiger ist als das größte Heer.
Nachdem der erste Angriff abgewehrt ist, wechselt Nehemia die Strategie. Je eine Hälfte der Helfer wacht verteidigungsbereit und die andere Hälfte baut weiter, allerdings ebenfalls bewaffnet. Außerdem steht der Schophahornbläser bereit. Wo er zum Alarm in sein Horn bläst, da geschieht gerade ein Angriff, so dass alle Soldaten und Bauleute von überall an der Mauer zu diesem Ort laufen und die Stadt dort verteidigen können. Außerdem sollen alle innerhalb der Stadt bleiben, falls nachts ein Angriff stattfinden sollte.
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden (…). Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel (…)! Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.“ (Mt 6, 19-21)
Da platzt Nehemia der Kragen! Er lässt diese Geschäftemacher zu sich rufen und wirft ihnen – zurecht! – vor, wie die Heiden zu handeln, ja schlimmer noch, denn sie handeln an ihren eigenen Brüdern und Schwestern, wie die Heiden an unterworfenen Feinden. Er fordert sie auf, ihren Schuldnern sofort allen Grund, Boden und alle Häuser zurückzugeben und ein Prozent von allen eingetriebenen Ernteerträgen.
„Bleibt also standhaft, dann werdet ihr das Leben gewinnen.“ (Luk 21,19)
Der Bau schreitet voran und die Nachbarvölker lassen sich immer neue Intrigen einfallen. Zuerst fordern sie ihn auf, sich mit ihnen zu treffen – er lehnt ab, mit dem Hinweis, dass er während des Mauerbaus in Jerusalem unabkömmlich sei. Dann fordern sie ihn auf, sich mit ihnen zu treffen, weil – so lauteten die Gerüchte – er einen Aufstand plane und selbst König werden wolle sobald die Mauer fertig gestellt sei.
Nach Fertigstellung der Mauer werden auch noch die Tore eingesetzt und geschlossen. Nehemia setzt verlässliche Leute als Führungskräfte für die Stadt ein und befiehlt Wachen an die Tore zu stellen und die Tore geschlossen zu halten, bis es draußen zu heiß für einen Angriff der Nachbarn wird. Er sieht sich um und stellt fest, Jerusalem hat jetzt zwar eine Mauer, aber im großen Stadtbezirk innerhalb der Mauer leben nur wenige Menschen und Häuser wurden auch noch keine gebaut.