„Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, / wie ein Siegel auf deinen Arm, denn stark wie der Tod ist die Liebe, / die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt! Ihre Gluten sind Feuergluten, / gewaltige Flammen“ (Hld 8, 6)
Die Liebe gewinnt! Und wer von der Liebe gewonnen wird, ist der Sieger. Die Liebe ist wertvoll, doch sie verschenkt sich. Die Liebe ist ein Gebäude, das durch die Liebenden größer und prächtiger wird. Die beiden sind sich dessen ganz sicher.
Die längste Strophe und voller Action! Nun geht es zur Sache. Es ist definitiv Sommer, sogar ein Gewitter darf mitspielen.
Mit aller Pracht und Herrlichkeit sieht Sulamit ihren Geliebten in einem festlichen Hochzeitszug nahen. Salomo hat für seinen Auftritt an nichts gespart. Von Weitem hört man die Schritte des Heeres der Helden, sieht den weithin strahlenden Thron, auf dem der König getragen wird, riecht die königlichen Düfte und Gewürze.
„Siehe, schön bist du, meine Freundin, / siehe, du bist schön. Hinter dem Schleier / deine Augen wie Tauben.“ (Hld 4, 1)
„Mein Geliebter hebt an und spricht zu mir: / Steh auf, meine Freundin, / meine Schöne, so komm doch!“ (Hld 2, 10)
Würde man die Strophen Jahreszeiten zuordnen, so wäre die erste Strophe zwischen ausklingendem Winter und anbrechendem Frühling, die Natur erwacht; alles sehnt sich nach dem neuen Licht, strebt zum Licht. In dieser zweiten Strophe befinden wir uns zwischen Frühling und Sommer. Die zur Verbildlichung der Situation der Liebenden herangezogenen Bilder aus der Natur belegen das.
„Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems: Erregt und erweckt nicht die Liebe, bis es ihr gefällt!“ (Hld 2,7)
König Salomo schrieb dieses Lied auf die Liebe zwischen ihm und Sulamit. Es ist sehr fraglich, ob er mit diesem Song wirklich einen Lobpreis für Gott im Sinn hatte und doch hat es der Text – der einzige Liedtext, der von Salomo erhalten blieb – in die Bibel geschafft.
Die Redaktion rechtfertigt die Aufnahme des hocherotischen Textes damit, dass Salomo hier als Bild für Christus und seine Braut Sulamit für die Braut Christi, also die Gemeinschaft der Christen und damit in der persönlichen Erfahrung für jeden einzelnen und jede einzelne in dieser Gemeinschaft steht. In diesem Sinne wäre der Glaube eben keine Ableistung von Pflichten, sondern eine sinnliche Erfahrung und beim Lesen fragt man sich als erstes, wie sich daraus – und aus einem den Menschen und ihrem Leben zugewandten Anführer – eine so lebens- und weltabgewandte Religion entwickeln konnte. Es ist ein im wahrsten Sinne des Wortes himmelweiter Unterschied zwischen „das von Gott geschenkte Leben