Naeman, der Heerführer des Königs von Aram leidet unter Aussatz und kein Arzt in Aram kann ihm helfen. Sein jüdisches Dienstmädchen erzählt ihm, dass es in Israel einen Mann Gottes gebe, der ihn heilen könne. Daraufhin versorgt ihn sein König mit einigen Reichtümern und schickt ihn zur Reha, allerdings nicht zu Elisa, sondern zum königlichen Kollegen.
Dieser wittert natürlich hinter diesem unerhörten und für ihn unerfüllbaren Wunsch eine Gemeinheit um einen neuen Krieg zu rechtfertigen und zerreißt als Zeichen von Wut und Trauer sein Gewand. Als Elisa von dem Vorfall hört, schickt er einen Boten zum König, man möge den Aussätzigen zu ihm schicken, er würde seine Gesundheit wiederherstellen. Naeman möchte Elisa nach seiner Genesung für die Dienste fürstlich belohnen, doch der Prophet lehnt dankend ab.
Manchmal hat Verkündigung was vom altbekannten Stille-Post-Spiel. Menschen hören die Frohe Botschaft aber sie verstehen sie mit dem ihnen bekannten und gewohnten Welt- und Glaubensbild. Und so gilt für den König: Wer anderes, als ein König könnte von Gott auserwählt sein? Eines der größten Probleme, welches die Schriftgelehrten und Pharisäer mit Jesus hatten war, dass er ein bettelarmer Zimmermannssohn und eben kein König war.
Und so suchen wir heute auch oft Heilung für unsere Seele – der Aussatz war äußeres Zeichen dafür, dass der Mensch im Krieg mit den himmlischen Mächten stand! – bei Menschen und Einrichtungen, die unseren Vorstellungen von göttlicher Macht entsprechen. So bittet man nicht, wie von Jesus gefordert, Gott im stillen Kämmerchen um Hilfe, sondern geht zum Erweckungsevangelisten oder zum Wunderheiler. Und wer von uns geht denn ruhigen Gewissens am Sonntag zum Laienprediger in der Pilgerkutte, wenn zur gleichen Zeit in der Nachbargemeinde der geweihte Pfarrer im festlichen Gewand tätig ist?
„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.” (Mt 18,20)
Gott ist, wo wir uns in seinem Namen versammeln. Und wo Gott ist und wo sein Wort verkündet wird, da ist Heilung, da ist Rettung; einfach so, weil Gott uns liebt und bei uns sein möchte. Und diese Liebe Gottes hat kein Preisschild dran! Kein großes Brimborium, keine Weihe, kein Festgewand kann diesen Moment feierlicher oder gar heiliger machen!